Donnerstag, 11. April 2013

Fieberträume - Kapitel 1

1. Kapitel: Lilys Problem

„Wo soll ich die hinlegen?“, erklingt Kinanas Stimme neben Levy und diese schaut mit staubiger Nase von einem Buch auf. „Hier hin bitte…“, deutet die Scriptmagierin auf einen Stapel Bücher, wo Kinana ihren Stapel dazu legt und wieder hinter dem Regal verschwindet. Levy hat es sich zur Aufgabe gemacht, sämtliche verbliebene Bücher in der Gildenbibliothek zu sortieren und auszumustern. Die Bibliothek in der neuen Gilde ist um vieles Kleiner als in der Alten und in diesem Kellerzimmer ist es feucht und muffig.
Als Levy von Tenrou Jima zurückgekehrt ist, hätte sie fast der Schlag getroffen als sie die Unordnung sah. Genau genommen sieht es im Moment noch nicht viel besser aus. Seit beginn der Woche, sitzt sie nun schon hier unten und sortiert die Bücher zuerst nach Alphabet durch. Mirajane und Kinana helfen ihr freundlicherweise dabei, alleine würde sie daran verzweifeln. So haben sie alle Bücher aus den Regalen und Kartons geräumt und hier Stapelweise aufgelegt. Mittlerweile ist nur ein schmaler Streifen in dem kleinen Zimmer frei um sich von A nach B zu bewegen.
„Wie kann man nur so eine Unordnung verzapfen…?“, seufzt sie schon deutlich entnervt und teilt ein paar Bücher, verschiedenen Stapeln zu. Kinana bringt ihr währenddessen einen weiteren Stapel und legt ihn zu den anderen, unsortierten Bänden. „Ich frage mich gerade ob es klug war die Bücher nach Alphabet zu sortieren…“, hält Levy plötzlich inne. „Vielleicht hätten wir sie lieber nach Thema sortieren sollen?“, überlegt sie angestrengt und stützt sich mit beiden Armen auf dem Tisch ab. Sie ist bereits sehr mitgenommen und so langsam verliert sie die Lust daran.
„Du solltest dir eine Auszeit nehmen, mach Schluss für heute!“, schlägt Mira vor, während sie wieder ein paar Bücher dazu legt. „Kinana und ich können ja weiter machen“, hat sie ihr freundlich vorgeschlagen und dabei gelächelt. „Vielleicht hast du Recht, es bringt nichts sich deswegen verrückt zu machen. Ich schätze die Bücher werden uns nicht weglaufen oder?“, hat Levy sich ergeben und die Schultern sinken lassen.
Mit der Zusage, morgen wieder zu kommen, geht Levy die Kellertreppe nach oben und tritt in den Gildenraum. Der Gildenraum ist wie immer ziemlich leer. Lucy ist mit Natsu, Happy und Wendy auf einer Mission. Gray ist mit Juvia zum ersten Mal allein auf eine Mission unterwegs, hat sie von Mira erfahren und Miras Geschwister sind mit den Raijinshuu im östlichen Wald um ein wenig zu trainieren. Erza ist im Wohnheim geblieben und vom Rest fehlt jede Spur. Einzig Max und Nab, sitzen an einem Tisch und unterhalten sich über etwas. Selbst von Makarov und Macao, der noch die Stellung als Meister hat, ist nichts zu sehen und ansonsten ist nur Laki da, die hinter der Theke noch sauber macht.
Ein seufzen entweicht ihrer Kehle und ihr Blick wird ein wenig niedergeschlagen. Sie ist es nach wie vor noch nicht gewohnt dass es in der Gilde so ruhig ist. Jetzt wo Jet und Droy auch nicht da sind, weil sie diesmal alleine auf einen Auftrag gegangen sind, kommt ihr alles nur noch trostloser und einsamer vor. Andererseits hat sie so ihren Kopf frei und kann sich um die Bibliothek kümmern. Die Beiden hatten ihr ja angeboten ihr zu helfen, aber sie hat es geschickt abgelehnt. Am Ende würden sie nur noch mehr Unordnung machen, wenn das überhaupt noch möglich ist.
Mit einer kurzen Verabschiedung an die Anwesenden, tritt sie aus der Tür und wird auf Lily aufmerksam der angeflogen kommt. Aus irgendeinem Grund macht er einen leicht zerstreuten Eindruck auf sie und er scheint nach etwas zu suchen. Als sein Blick auf sie fällt, zucken seine Ohren in die Senkrechte, ehe er sein Tempo beschleunigt und vor ihr auf dem Boden landet.
„Levy, gut dass ich dich gefunden habe“, spricht er sie an und seufzt dabei erleichtert. „Was gibt es denn? Du siehst irgendwie müde aus, stimmt was nicht?“, geht Levy in die Hocke um von Angesicht zu Angesicht mit ihm zu reden. „Ich habe ein… großes… Problem und ich befürchte, dass nur du mir helfen kannst“, erklärt der kleine Exceed kurz und schaut sie ernst aber bittend an. Levys Augenbrauen wandern nach oben. Was könnte denn so problematisch sein dass nur sie ihm helfen könnte? „Bitte, ich benötige deine Hilfe!“, setzt der Exceed nach und Levy lächelt.
„Natürlich helfe ich dir“, hat sie lächelnd geantwortet und daran gedacht wie er ihr auf Tenrou Jima beigestanden ist. Eine Hand wäscht die andere, davon mal abgesehen mag sie Lily ganz gern und kommt auch gut mit ihm klar. „Worum geht es? Habt ihr komplizierte Runen gefunden die ich für euch ändern soll? Oder einen Text den ich übersetzen muss?“, vermutet sie schon voller Vorfreude doch Lilys Blick wird undefinierbar. „Nein… schlimmer…“, antwortet der kleine Panther knapp und packt Levy an der Hand. „Vertrau mir fürs erste und komm einfach mit. Ich erkläre es dir unterwegs“, hat er ihr versprochen, seine Flügel ausgebreitet und sie auf die Beine gezogen, während er sich vom Boden erhebt. Mit einem kurzen Satz ist er hinter ihr und auf ihrem Rücken. „Hey… wo soll’s überhaupt hingehen?“, keucht Levy leicht erschrocken auf, als Lily sie einfach vom Boden abhebt und mit ihr davon fliegt.

„Wo… sind wir hier?“, fragt Levy, Lily nochmals obwohl sie bereits eine Vermutung hat. Auf dem Weg hierher hat Lily ihr, wie versprochen, den Sachverhalt zum Teil erklärt. Sie sind dann allerdings, bevor Lily mit seinen Erzählungen fertig war, angekommen weil sie den ganzen Weg, quer durch die Stadt, geflogen sind.
Nun befinden sie sich in einem Randviertel der Stadt, in einem Gebäude voller Wohnungen, die zum Großteil leer stehen. Der Haupteingang wirkte alles andere als einladend. Die Flure und Treppen im Haus sind allesamt düster und ein wenig verwinkelt. Das Ganze wirkt ein wenig älter um nicht zu sagen heruntergekommen, aber es ist sauber und bewohnbar. Der Verwalter, der ihnen untergekommen war, ist ein alter, buckliger Mann mit Augenklappe, den sich Levy gut in einer Geisterbahn vorstellen könnte.
„Das ist unsere Wohnung…“, erklärt Lily und sperrt die Tür auf. „Ok…“, antwortet Levy nur und schluckt den Klos in ihrem Hals hinunter. „Hier wohnt Gajeel also…“, denkt sie sich im Geheimen während sich ihre Wangen leicht rot färben. Sie hat bis heute nicht gewusst wo er wohnt und nun würde sie bald in seiner Wohnung sein. Sie war noch nie in der Wohnung eines Mannes, jedenfalls nicht allein. Sie hatte Jet und Droy, schon öfter in ihrer WG besucht, aber das ist etwas vollkommen anderes.
„Bitte, komm rein…“, hält Lily ihr die Tür auf. „D… danke…“, antwortet Levy höflich und tritt nach kurzem zögern über die Schwelle. Ein seltsames Gefühl von Beklommenheit steigt in ihr auf, sie wird unsicher. „Ist Gajeel gar nicht da?“, denkt sie sich im Geheimen, während Lily sie durch den Vorraum führt und ihr kurz die Räumlichkeiten erklärt.
Der Vorraum selbst, schlicht und dunkel. Ein Spiegel an der Wand und eine kleine Garderobe gleich hinter der Tür sind das Einzige, neben der komischen Skulptur die in einem Winkel steht, was sich im Vorzimmer befindet. „Die… war ein Zusatz bei einer Mission… wir haben es seit damals nicht geschafft sie los zu werden…“, erklärt Lily der ihren seltsamen Blick auf die ziemlich zweideutige, wirklich grässliche Skulptur, bemerkt hat.
Vom Vorzimmer aus, gelangt man auch in eine Abstellkammer, ein weiteres Zimmer das verschlossen ist und gleich gegenüber ist Lilys Schlafzimmer mit einem kleinen Bad. Gerade durch befindet sich das Wohnzimmer mit offener Essecke und einer kleinen Kochnische. „H… hattet ihr ne Party?“, zieht Levy die Augenbrauen hoch und besieht sich die leichte Unordnung im Wohnzimmer. „Nein, wenn’s nur das wäre…“, seufzt Lily verlegen. „Ich muss mich für die Unordnung entschuldigen, es sieht nicht immer so aus, eigentlich sind wir ganz ordentlich…“, beginnt der Exceed sich zu entschuldigen und zu rechtfertigen. „Eigentlich?“, hackt Levy schmunzelnd nach und folgt Lily weiter, der auf eine Tür zusteuert. Leise lugt er zuerst hinein und öffnet sie dann ganz.
„Oh…“, entfährt es Levy und sie wird noch um eines röter. Im Schlafzimmer herrscht ungefähr dieselbe Unordnung wie im Wohnzimmer. Die Luft ist abgestanden, stickig und der Geruch von Schweiß steigt ihr in die Nase. Auf dem übergroßen Bett, liegt ein Knäuel aus Decken. Nur hier und da spitzeln ein paar schwarze Haare hervor, ansonsten ist nur seine gepiercte Nase zwischen all den Laken zu entdecken.
„I…ich hatte Angst du würdest ablehnen wenn du den Grund kennst…“, wendet sich Lily nun entschuldigend an die Scriptmagieren, die deutlich unsicher und erschrocken auf das Bett starrt. „Warum in aller Welt hat er so ein großes Bett?“, schießt es ihr durch den Kopf und zieht eine schöne Farbe auf, als sie darüber nachdenkt was in so einem großen Bett alles passieren kann.
„Was ist mit ihm?“, flüstert Levy dem Exceed nun zu, da Gajeel zu schlafen scheint. „Er ist krank, schon seit Tagen! Aber er weigert sich zum Arzt zu gehen…“ erklärt Lily und macht dabei einen ziemlich überforderten Eindruck. „Bitte, du musst mir helfen!“, hält Lily, Levys Hand und macht einen ziemlich verzweifelten Eindruck. „I… ich soll dir dabei helfen?!“, entfährt es Levy schockiert. Sie hatte mit einer Reihe von Runen oder einem Buch voller Texte die sie zu übersetzen hatte, gerechnet. Aber nicht damit dass sie Gajeel gesund pflegen soll!
„Ich schaff das nicht allein…“, seufzt Lily und wirkt dabei doch sichtlich überfordert. „Er ist so anstrengend… ich dreh noch durch wenn ich länger mit ihm allein bin!“, Lily ist mit den Nerven ziemlich am Ende, muss Levy feststellen. So fertig und verzweifelt, hat sie ihn noch nie gesehen.
Er hatte ihr, auf dem Weg hierher, von ihren Missionen erzählt, die sie seit ihrer Rückkehr angenommen haben. Sie liegen mit ihrer Miete sehr weit im Rückstand, so wie alle anderen auch, die sieben Jahre verschollen waren. So haben sie sich auf alles gestürzt was sie kriegen konnten um die Summe so schnell wie möglich zusammen zu bringen. Ein Teil des Geldes fehlt immer noch, zum Glück ist der Verwalter so freundlich ihnen eine Zahlpause zu gewähren. Doch nun sind sie gezwungen eine Pause einzulegen weil Gajeel krank ist.
„Er hat sich wohl übernommen?“, lenkt Levy ein und tritt ins Zimmer, wobei sie wieder schluckt. Sie steht doch tatsächlich in Gajeels Zimmer. Das hätte sie sich niemals träumen lassen. „Kein Wunder eigentlich, so fleißig wie ihr Beide wart…“, hat sie Lily nun angelächelt und genickt. „Ich helfe dir, aber ich kann nichts versprechen…“, hat sie entschieden gesagt, doch im nächsten Moment kriecht Unsicherheit in ihr herauf. „Ich weiß gar nicht wie ich dir danken soll!“, kommt es von Lily sehr froh und erleichtert. „Vielleicht hört er ja auf dich…“, hängt er seinen Worten an.
„W…warum eigentlich ich? Gibt es denn sonst niemanden der besser dafür geeignet wäre?“, fragt Levy den Exceed fast ein wenig kühl, während sie zu Boden schaut. Gajeel hat ihr zu oft schon gesagt wie klein und schwach sie ist. Und nun soll ausgerechnet sie ihm helfen können?
„Na ja… ihr wart auf Tenrou Jima immerhin Partner… und… du  bist eine Frau! Du kannst bestimmt besser mit so was umgehen als ich… außerdem glaube ich dass du bestimmt ein Geheimnis für dich behalten kannst. Ich weiß wie er ist, es passt ihm sicher nicht wenn es die Runde macht dass er so schwächelt…“, beginnt Lily zu erklären und Levy hört ihm schweigend zu. „Und… von dir hält er denke ich sehr viel… ich würde fast meinen er vertraut dir… jedenfalls kenne ich sonst niemanden, außer mich selbst, den er so nahe an sich ranlässt…“, antwortet Lily nach einer kleinen Pause wahrheitsgetreu.
Levys Augen weiten sich überrascht ehe sie sich mit einem: „Ach ja? Ist das so?“, von ihrem Standort löst und sich einen Weg, durch die verstreuten Kleidungsstücke auf dem Boden, zum Fenster bahnt. Wenn Lily so etwas vermutet, könnte vielleicht etwas dran sein. Immerhin kennt dieser Exceed, Gajeel am Besten.
„Als erstes, lassen wir mal frische Luft rein!“, hat sie gesagt und kurzerhand das Fenster aufgemacht. „Bei so abgestandener Luft kann man ja nicht mal atmen und die Viren…“, will sie erklären, wird in ihrem Tun aber sofort unterbrochen.
„Lass zu! K…k…kalt“, sind Gajeels Hände auf ihren, während er das Fenster wieder zudrückt. „G…Gajeel?!“, fährt Levy herum und versucht sich dagegen zu lehnen und das Fenster wieder aufzumachen. „Lass los! Wir machen das Fenster auf, du wirst schon nicht erfrieren, es ist Sommer!“, bringt sie gepresst hervor, während sie sich gegen seine Kraft auflehnt, doch es hat keinen Sinn. „Lily!“, ruft sie kurzerhand und mit einem Mal ist der Widerstand weg. „Lass mich runter! Und mach das Fenster zu!“, ist Gajeels tiefe, und deutlich genervte Stimme zu hören, während Lily seinen Partner zurück ins Bett verfrachtet und ihm noch eine Decke zuwirft. Schlotternd verkriecht sich Gajeel darunter und linst zu Levy.
„Was… macht sie eigentlich hier?“, bringt er nun vor Kälte zitternd hervor und muss sich hinlegen weil ihm schon wieder schwindlig wird. „Ich hab sie geholt, sie wird uns helfen…“, erklärt Lily, der seine Kampfform aufrechterhalten hat. „Muss sie nicht! Mir geht es gut!“, versucht Gajeel sich wieder aufzurichten, legt sich aber sogleich wieder zurück. Levy ist sofort an seinem Bett und legt ihre Hand auf seine Stirn, worauf er leicht zurückzuckt. „Du hast Fieber. Habt ihr ein Fieberthermometer?“, wendet sie sich an Lily und geht gar nicht auf Gajeels murren ein. „Ich  hole schnell den Verbandskasten, da müsste eines drin sein…“, erwidert der Exceed und ist aus der Tür verschwunden.
Levy hat sich unterdessen wieder dem Fenster zugewandt und es geöffnet. Mit dem anderen tut sie dasselbe und als sie sich umdreht, findet sie Gajeel schon wieder außerhalb des Bettes vor. „Da schleppt er sie einfach hier an und räumt vorher nicht mal auf… ich bin gar nicht auf Besuch eingestellt…“, murrt er herum und beginnt einen kläglichen Versuch ein wenig Ordnung in sein Zimmer zu bringen.
„Lass das liegen…“, hat Levy ihn einfach am Arm gepackt und ihn Richtung Bett geschoben, wo sie ihn diesmal ganz leicht dazu bringt sich hinzulegen. „Ich werde später etwas aufräumen…“, hat sie ihren Worten angehängt, während sie ihm hilft seine Decken zu ordnen. „Hör auf mich zu bemuttern, du solltest gar nicht hier sein! Wir schaffen das auch allein!“, hat Gajeel wieder aufbegehrt und im selben Moment Lily zur Tür reingehen sehen. „Was hast du dir dabei gedacht sie hier anzuschleppen?!“, funkelt er ihn an, erhält aber nur ein Schulterzucken von Lily. „So, jetzt Ruhe und Klappe zu!“, kommt es streng von Levy, die Gajeel bei der nächstbesten Gelegenheit das Thermometer in den Mund rammt und ihn zurück in sein Kissen drückt. Gajeel murrt nur etwas mit vollem Mund und Lily grinst ihn schadenfroh an. „Genau deswegen…“, antwortet er ihm dann grinsend und folgt Levy durchs Wohnzimmer in die Küche.
Während Lily den Müll runter bringt, beginnt Levy die Küche und besonders die Vorratskammer zu inspizieren. „Du meine Güte… wovon ernähren sich die Beiden nur?“, spricht sie halblaut ihre Gedanken aus. Der Kühlschrank, so wie die Vorratskammer, ist bis auf ein paar Flaschen Bier, vollkommen leer. „Wir essen meistens auswärts…“, ertönt eine Stimme hinter ihr. Es ist schon wieder Gajeel, der hinter ihr steht und sich an den Türrahmen klammert. „Hab ich nicht gesagt du sollst im Bett bleiben?!“, kommt Levy ihm entgegen. „Mach dir keine Mühe… es geht mir hervorragend… du kannst also wieder gehen. Hast du keine Bücher zu lesen oder so was in der Art?“, versucht Gajeel sie nochmals abzuwimmeln, seine Stimme ist dabei aber ziemlich leise und heißer. „Du… solltest nicht hier sein…“, seine Stimme versagt ihm beinahe und im nächsten Moment taumelt er gegen den Türrahmen. „Ja… ich sehe wie HERVORRAGEND es dir geht…“, kommentiert sie und zieht sich seinen Arm über die Schulter. „Komm, zurück ins Bett mit dir…“, hat sie gesagt und begonnen ihn zurück in sein Schlafzimmer zu dirigieren. Sie kann verstehen, dass es ihm nicht passt dass sie hier ist. Es muss ungewohnt für ihn sein, Hilfe von anderen anzunehmen und zu akzeptieren. „Ich sagte doch schon… du sollst dir keine Mühe machen… ich… ich bin doch viel zu schwer… Gott es dreht sich alles…“, kommt es von Gajeel gepresst, lässt sich von Levy aber führen. „Also auf Tenrou Jima warst du umgänglicher…“, kommentiert Levy und hilft ihm ins Bett zu kommen. „Da war ich auch Bewusstlos…“, korrigiert er sie und Levy muss bei dieser Art von Humor schmunzeln. Damals hatte er nicht mal mehr die Kraft dazu, sich gegen sie zu wehren. Levy ist heute noch schleierhaft wie sie es geschafft hat, ihn ganz alleine ins Lager zu bringen.
Sorgfältig deckt sie ihn zu und steckt ihm den Fieberthermometer wieder in den Mund. „Und jetzt schön brav sein! Wenn du noch mal aufstehst, fessle ich dich ans Bett!“, sagt sie streng zu ihm und hat mit erhobenem Finger gedroht. „Wenn du dich traust?“, hat er schlaftrunken erwidert. „An deiner Stelle, würde ich es nicht provozieren…“, antwortet Levy während sie ihn teuflisch angrinst. Nun, da er deutlich geschwächt ist, rechnet sie sich sogar Chancen aus ihn bändigen zu können. Sie hofft aber trotzdem dass Lily bald zurück ist, so ganz wohl fühlt sie sich nicht hier allein.

Levy hat eine schöne, lange Einkaufsliste geschrieben und Lily damit auf den Markt geschickt. Sie selbst ist gerade dabei ein wenig Ordnung zu schaffen. Als sie in Gajeels Zimmer tritt um nach dem Thermometer zu sehen, stellt sie fest, dass er eingeschlafen ist. Auf Zehenspitzen, um ihn bloß nicht zu wecken, schleicht sie näher und nimmt ihm vorsichtig das Thermometer aus dem Mund. Er macht keinen Mucks, er hat sie also nicht mal annähernd gehört. Das gibt Levy Grund zu Sorge. Von Natsu weiß sie, dass Dragon Slayer ein besonders empfindliches Gehör haben. Wenn er sie schon nicht mehr hört, muss er kranker sein als er vorgibt.
„39,4… das ist nicht wenig…“, denkt sie sich und blickt auf Gajeel herab. Sie muss schlucken und etwas in ihr rührt sich. Wie er da so liegt, sein Gesicht so entspannt aber doch erschöpft, erinnert er sie an damals auf der Insel, wo er verletzt und ohne Bewusstsein war. Nur sie allein war damals Schuld an seinem Zustand.
Hätte sie sich nicht mit ihm gestritten und währe weg gelaufen, hätten die Beiden von Grimoire Heart sie nicht so überraschen können. Folglich hätte er sie nicht retten müssen und wäre nicht so schwer verletzt worden. Das sie ihm im eigentlichen Kampf keine Hilfe sein konnte, belastet sie heute noch. Als er sie einfach weg geschickt hat, war sie zuerst verwirrt, dann verletzt aber Schlussendlich hat sie eingesehen dass er Recht hat. Wäre sie geblieben, hätte sie ihn nur abgelenkt und Gajeel hätte nicht frei kämpfen können. Sie wäre ihm nur im Weg gewesen, ein Klotz am Bein. Somit hat er in einem weiteren Punkt Recht. Sie ist klein und Schwach, einfach zu nichts zu gebrauchen.
„Ob… ob er das Herz im Eisen bemerkt hat?“, fragt sie sich abermals. Er hat sich nie etwas anmerken lassen. Levy vermutet, dass es ihm wohl gar nicht aufgefallen ist. Immerhin verziert sie öfter mal ihre Schriften mit Herzchen oder Blumen. Sie wollte ihm damit ein eindeutiges Zeichen senden, nur hat er bis heute nicht darauf reagiert. Entweder hat er es also nicht als solches erkannt, oder aber er hat es nur zu gut verstanden, geht aber nicht darauf ein weil er einfach kein Interesse an ihr hat.
Warum sollte er auch an so einer schwachen Magierin Interesse haben? Sie wäre keine Gute Partie für ihn, das weiß sie nur zu genau. Dennoch stellt sie sich oft die Frage warum er sie immer noch ständig beschützt, oder aus irgendeinem mysteriösen Grund, nie weit von ihr entfernt ist? Sie weiß sehr wohl dass er damit seine Schuld auf gewisse Weise gutmachen oder ausgleichen will, doch das ist schon lange nicht mehr nötig. Dadurch dass er nie fern ist, sie beschützt wenn es nötig ist, hat sie sich wohl in ihn Verliebt und das ist einfach nur Verrückt. Sie hat sich in ihren Peiniger verliebt und hatte sich vor der Prüfung tatsächlich Hoffnungen gemacht, dass er vielleicht auch so empfinden könnte. Warum sonst hätte er sich als Partner angeboten? Jet und Droy hatten ihr ja den Verdacht unterbreitet dass er es nur zu seinem eigenen Vorteil drehen will, wenn er ihr beisteht. Sie selbst hatte nicht das Gefühl dass es so ist.
Zu gerne würde sie wissen was er über sie denkt. „Ich würde fast meinen er vertraut dir…“, hallen Lilys Worte in ihrem Kopf wieder. „Das… kann gar nicht sein…“, denkt sie sich darauf und schaut mit deutlichem Rotschimmer um die Nase, aber niedergeschlagen auf den Schlafenden herab. Warum sonst wollte er sie vorhin so unbedingt loswerden? Im ersten Moment hatte sie sogar befürchtet dass er sie einfach aus der Wohnung wirft. Aber scheinbar wäre ihm sogar das zu viel Mühe gewesen.
Lilys Rückkehr reißt sie aus ihren Gedanken. So verlässt sie, mit einem letzten Blick auf Gajeel, das Zimmer. „Ich sollte aufhören mich wie ein Kind aufzuführen…“, nimmt sie sich vor und schließt die Tür leise hinter sich.
Kaum ist die Tür geschlossen, öffnet Gajeel leicht die Augen. Er hat gerade eine, ihm bekannte und vertraute, Präsents neben sich gespürt. Der Geruch sagt ihm dass Levy bis vor kurzem noch neben seinem Bett stand. Sie hat geweint… der salzige Geruch von Tränen hängt noch immer in der Luft. Seufzend schaut er aus verklärten, fiebrigen Augen zur Tür. Erst wird er krank und dann ist sie auch noch immer um ihn herum. Es reichte wohl noch nicht dass sie in seinen Gedanken ständig da war, oder in seinen Träumen. Nein, Lily musste sie hier anschleppen! Wie soll er das nur durchstehen?

Nach dem gemeinsamen Abendessen, das Levy und Lily gemeinsam zubereitet haben, steht Levy mit einem Stapel frischer Bettwäsche vor Gajeels Bett. Sie hat Lily mit Gajeel baden geschickt, während sie die Wäsche aufziehen würde und sich selbst einen Platz zum schlafen herrichtet. Heute hatte es keinen Sinn mehr nach Hause zu gehen, so bleibt sie einfach kurzerhand hier. Am Ende würde Gajeels Fieber in der Nacht ansteigen, da will sie Lily nicht allein mit ihm wissen.  
Sie hat bereits geduscht, auch wenn es ihr etwas unangenehm war, und krabbelt in einem, viel zu großen Shirt von Gajeel quer über dessen Bett um das Laken richtig einzuschlagen. „Ah… hier würde ich auch gut schlafen…“, denkt sie sich, als sie sich kurz zur Probe hinlegt. Das Bett ist nicht zu weich und nicht zu hart, und es riecht, selbst nach dem Überziehen, immer noch nach Gajeel. Wieder fragt sie sich warum er so ein großes Bett hat. Allein bei ihren Vermutungen und Vorstellungen wird sie wieder knallrot im Gesicht.
Als die Badezimmertür aufgeht, sitzt sie mit einem mal Kerzengerade im Bett und springt im nächsten Moment heraus. Lily dirigiert Gajeel, der wie ferngesteuert neben ihm hergeht, zum Bett. „Geht es ihm schlechter?“, ist Levy sofort neben ihnen und fühlt seine Stirn. „D... das ist nur…der Kreislauf…“, kommt es von Gajeel leise der sich einfach ins Bett fallen lässt. „Wir waren wohl zu lang in der Wanne?“, vermutet Lily und deckt seinen Partner zu. Gajeel selbst hat die Augen bereits geschlossen und dämmert leicht weg. „Schlaf am besten…“, hatte Levy gemeint und doch tatsächlich ein leises „Ja“ von ihm gehört.
Verwundert sehen Lily und Levy sich an, löschen das Licht und verlassen das Zimmer. Lily würde in seinem Zimmer schlafen um sich einmal richtig ausruhen zu können. Levy hat es sich auf der Couch im Wohnzimmer bequem gemacht und liest noch ein bisschen in einem Buch, ehe sie sich auch schlafen legt. Die Tür zu Gajeels Zimmer hat sie dabei nur angelehnt um ihn zu hören, sollte er nach ihr rufen.
Es ist mitten in der Nacht als Levy aus ihrem Schlaf aufkommt. Von Nebenan hört sie Gajeel wie er sich in seinem Bett windet und leise vor sich hinstöhnt. Hin und wieder meint sie sogar Wörter zu verstehen und nach einer Weile schlägt sie die Decke zurück und erhebt sich.
Als sie ins Zimmer tritt denkt sie, er sei schon wach also spricht sie ihn leise an. „Gajeel? Ich bin’s nur…“, hat sie geflüstert und die Kerze auf dem Tisch an der Tür angezündet. Erst als sie näher tritt und ihm ins Gesicht sieht, bemerkt sie dass er schläft. Er scheint sie aus halboffenen Augen anzusehen, murmelt immer wieder etwas Unverständliches und hebt immer mal wieder seinen Arm. Greift nach etwas, das nicht da ist.
„L…Levy…“, spricht Gajeel im Schlaf und Levys Herz macht einen Sprung. „Er träumt…“, denkt sie sich und hockt sich neben das Bett. „… nimm… die Peitsche weg…“, ist noch von Gajeel zu hören. „P…Peitsche?!“, schießt es Levy durch den Kopf und vermutet dass sie sich nur verhört hat. „Er fantasiert wohl…“, schließt sie daraus und Sorge wächst in ihr. Seine Augen fahren unter seinen geschlossenen Lidern hin und her und wieder beginnt er etwas vor sich hin zu murmeln. Levy befühlt seine Stirn und ihre Augen weiten sich. Er glüht, seine Haut scheint fast zu brennen. Das Fieber ist gestiegen.
„Lily!!“, ruft sie durch die ganze Wohnung und der Gerufene steht keine zwei Sekunden später hinter ihr. „Hol einen Arzt! Schnell!“, fährt ihr Blick panisch zu ihm herum und der Exceed ist sofort aus der Tür gehetzt.

Fortsetzung folgt....

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