Samstag, 13. April 2013

Perfect World - Kapitel 1





Perfect World


1. Kapitel: Memory

Mit schnellen Schritten läuft er zwischen den Bäumen umher. Feine Äste peitschen ihm ins Gesicht und hinterlassen Kratzer auf seinen nackten Armen. Ein mächtiger Sprung, bringt ihn über einen kleinen Bach und sein dichtes Gebüsch auf der anderen Seite. Gajeel entkommt ein Fluch als er daraufhin die Böschung, hinter dem Strauchwerk, hinunterschlittert und fast das Gleichgewicht verliert.
Die Situation ist vollkommen eskaliert. Dabei hatte es, wider seiner Erwartungen, gar nicht so schlecht angefangen. Im Grunde hatte er schon bei ihrem gemeinsamen Aufbruch geahnt, dass diese Mission anders verlaufen würde als alle anderen davor. Dass sie vermutlich schief laufen würde. Grund zu dieser Annahme, gab ihm die Tatsache dass er nicht alleine mit seinem Partner auf diese Mission ging.
Levy hatte Lily einst einen Gefallen getan, worauf der Exceed ihr als Gegenleistung versprochen hatte, sie bei einer schwierigen Mission zu begleiten. Nun war es an der Zeit, dass Lily sein Versprechen einlösen wollte. Dabei hatte man ihm noch deutlich gesagt, dass er sich nicht anzuschließen brauchte, wenn er keine Lust dazu hatte.
Zugegeben, Gajeel war am Anfang nicht gerade begeistert von dieser Idee gewesen. Doch aus irgendeinem Grund, hat er sich durchgerungen sie auf diese Mission zu begleiten. Dass Jet und Droy auch dabei waren, lag auf der Hand, immerhin gehörten sie zum Team Shadow Gear. Allerdings ist Gajeel im Moment nicht mehr gut auf die Beiden zu sprechen, sind sie doch unter anderem auch mit Schuld, dass sie nun in diesem Desaster stecken.
Aber es wäre falsch, ihnen allein die Schuld daran zu geben. Es hat einfach von vorneherein nicht sein wollen dass sie Erfolg hätten. Bei diesem „Team“ das sich aus ihnen fünf nun ergeben hatte, war es ja auch kein Wunder dass es im totalen Chaos endete. Irgendwie wollte einfach niemand auf den anderen hören und jeder sein eigenes Ding drehen. Dabei hat Gajeel sich sogar noch angestrengt nicht die Oberhand zu übernehmen und das Ganze nach seinem Plan durchzuziehen.
Im Nachhinein gesehen, wäre es vermutlich die klügere Wahl gewesen…
Ihre Mission lautete einfach, eine Räuberbande Dingfest zu machen. Einem blöden Zufall hatten sie es zu verdanken, dass sie in eine der Fallen der Räuber tappten und improvisieren mussten. Dadurch wurden sie voneinander getrennt und laufen nun orientierungslos durch den fremden Wald.
„Verfluchter Mist…“, knirscht Gajeel in sich hinein und springt ein paar Felsbrocken nach oben um sich Überblick zu verschaffen. Er ist zuvor noch nie in dieser Gegend gewesen und hatte noch keine Zeit, sich hier zu orientieren. Die Räuberbande hatte ihre Gruppe angegriffen, bevor sie überhaupt richtig in diesem Wald angekommen waren. Dass der Bande noch ein paar starke Magier, von denen einer über eine Technik verfügt die ihre Magie aufheben kann, angehören, hatte ihnen der Auftraggeber „freundlicherweise“ verschwiegen.
Ein genervtes Seufzen kämpft sich aus seiner Kehle. Er muss sich eingestehen dass er sich verlaufen hat und das lässt Sorge in ihm aufkeimen. Von Lily oder Levy fehlt jede Spur, nicht mal Geräusche kann er vernehmen. Eigentlich sollte der Wald erfüllt sein von den Rufen und Drohungen der Räuber, die ihnen auf den Fersen sind, doch es ist ruhig. Zu Ruhig.
Gajeel hat das Gefühl einen Blick auf sich zu spüren, daher verlässt er seinen hoch erhobenen Platz auf den Felsen und taucht wieder im Gebüsch darunter, ab. Es kommt selten vor, dass er der Gejagte ist und dieses Mal ist es besonders irritierend. Er hat keine Ahnung wo der Feind sich versteckt. Es ist, als wären die Gegner mit dem Wald verschmolzen. Im Erdboden versunken und doch hat er das Gefühl von allen Seiten beobachtet zu werden.
Ein Geräusch lässt ihn herumfahren und inne halten. Hoch konzentriert versucht er das Geräusch zu lokalisieren und festzustellen worum es sich dabei handelt. Es sind eindeutig Schritte. Schnelle, kurze und leichtfüßige Schritte. Dahinter, in einer etwas größeren Entfernung sind weitere Schritte von mehreren Personen zu vernehmen. Die sind allerdings lauter und klingen schwerer. Der keuchende Atem, der die leichten Schritte begleitet, kommt ihm bekannt vor und als der Geruch in seine Nase dringt weiten sich seine Augen.
Keine Minute später, läuft die Scriptmagieren mit den blauen Haaren an ihm vorbei und schaut sich nach ihren Verfolgern um. Gajeel hat sie nicht bemerkt, doch er macht sogleich auf sich aufmerksam als er mit einem Satz neben ihr ist und ihr folgt. „Wo sind die anderen?!“, ruft er ihr halblaut zu. „Weiß nicht… sie… sind… in die… andere Richtung…“, antwortet Levy und hat bereits ziemliche Probleme beim Atmen. Seitdem sie im Lager der Bande flüchten mussten, ist sie nur gerannt und hatte keine Zeit, um zu verschnaufen oder sich zu sammeln. „Gut…“, meint Gajeel und packt sie am Arm, um sie mit sich zu ziehen. „Wir nehmen diesen Weg!“, erwähnt er beiläufig, hebt sie einfach in seine Arme, was ihr ein überraschtes aufquietschen entlockt. „Festhalten!“, hat er ihr befohlen während er einen Hacken schlägt und einfach mit ihr über den nächsten Abgrund nach unten springt.
Erschrocken schreit Levy auf und klammert ihre Arme unbewusst fest um seinen Hals. Sie fühlt sich im freien Fall und es macht ihr Angst, worauf sie die Augen zukneift und sich noch fester an ihn drückt.
Mit einem aufkeuchen, landet Gajeel mit ihr und geht durch die Wucht in die Knie. Es ist nicht das erste Mal, dass er aus dieser Höhe gesprungen ist, doch noch nie hatte er einen Passagier dabei auf seinen Armen. Eine Geißel vielleicht, aber nicht einen Passagier dem „nichts“ passieren durfte. Er setzt sie ab und zuckt sichtlich zusammen als er wieder hoch kommt. „Bist du verletzt?!“, löst sich Levy von ihm, die sein zusammenzucken nur zu genau bemerkt hat und schaut besorgt zu ihm auf. „Nicht schlimm… sind nur ein paar Kratzer“, tut Gajeel es ab und wendet seinen Blick nach oben. „Nur Kratzer?! Das sieht mir nicht so aus…“, beginnt sie mit ihm zu schimpfen während sie seine blutenden Wunden, die er sich bei einem Kampf zuvor, zugezogen hat, begutachtet. „Es sind nur Kratzer! Still jetzt!“, begehrt er auf und drückt sich mit ihr eng an den Felsvorsprung. „Aber… Hey!“, entfährt es Levy und hat im nächsten Moment Gajeels Hand über ihrem Mund. „Pscht!“, herrscht er sie an und schaut ihr funkelnd in die Augen. Levy ist wie erstarrt, als er sich noch enger an sie drückt und mit ihr im Schatten der Felsen verschwindet. Ihr Herz beginnt wie wild zu schlagen, als sein muskulöser Körper sich so eng an sie presst und sein Atem ihre Schulter streichelt.
Gajeel geht es nicht anders, er wagt eigentlich kaum zu atmen um nicht von ihrem wundervollen Duft benebelt zu werden. Jede Faser seines Körpers spannt sich an, als das Geräusch von Schritten über ihnen vorbei zieht. Stimmen werden laut und Rufe werden auf der Suche nach ihr ausgetauscht. Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, bis sich die Stimmen und Schritte entfernen und eine andere Richtung einschlagen.
Zögernd, nimmt er seine Hand von ihrem Mund, bewegt sich aber ansonsten nicht von der Stelle. „Bleib ruhig…“, hat er ihr zugeflüstert, noch eine Weile still zu stehen. Er will sicher gehen dass wirklich niemand mehr in der Nähe ist, ehe sie sich aus ihrem Versteck lösen könnten. Ein leises knirschen entkommt ihm. Er verabscheut es zutiefst, sich zu verstecken oder gar wegzulaufen.
Noch nie in seinem Leben ist er von einem Feind geflohen und dass er sich nun vor einer normalen Räuberbande versteckt, ist schon fast Lachhaft. Aber er darf kein Risiko eingehen. Wäre er allein mit Lily hier, hätte er den Haufen schon längst aufgemischt. Unter den Magiern die den Räubern zugehören, befindet sich auch einer mit dessen Magie man andere Menschen kontrollieren kann. Gajeel glaubt zwar nicht dass er es schaffen würde einen Dragon Slayer unter seine Kontrolle zu bekommen, doch will er dieses Risiko nicht eingehen. Team Shadow Gear wäre Geschichte, sollte es dem Feind gelingen ihn zu übernehmen.
„Sie sind weg…“, flüstert er und löst sich aus den Schatten der Felsen und somit auch von Levy. Ihre Wangen sind deutlich rot und ihre Knie zittern. „Was… machen wir jetzt?“, fragt sie ihn, während sie unsicher aus ihrem Versteck lugt. „Wir ziehen uns zurück, was sonst?“, antwortet er ihr knapp und setzt sich in Bewegung. „Wenn wir dieser Schlucht abwärts folgen müssten wir irgendwie ins Tal kommen…“, hängt er seinen Worten an und hält sich nah an den Felsen.
„Wir geben einfach auf?“, Levy ist ihre Überraschung darüber deutlich anzuhören, als zu ihm aufschließt. „Wir haben keine Wahl! Die sind in der Überzahl, haben dazu Magier und wir sind alle zerstreut. Also… was würdest du vorschlagen?!“, funkelt er sie an und äußert so seine Abneigung dieser Flucht gegenüber.
„Stimmt… du hast Recht“, gibt Levy zu und seufzt. Stolz wie er ist, ahnt sie dass es ihm ziemlich widerstreben muss, einfach so den Schwanz einzuziehen und das Feld zu räumen. „Tut mir leid… dass wir dir so viel Ärger gemacht haben…“, entschuldigt sie sich kleinlaut und folgt ihm auf Schritt und Tritt. Anders betrachtet, es hat ihn keiner gezwungen mit zu kommen, trotzdem hält sie eine Entschuldigung für angebracht.
„Kein Problem… hätte mich ansonsten wohl nur gelangweilt“, gibt Gajeel nach einiger Zeit als Antwort und grinst dabei schon fast amüsiert. „Und hey… bis jetzt wars ja noch ganz witzig“, hat er sie angegrinst und ihr kurz durchs Haar gewuschelt als sie neben ihn tritt. „Ich weiß nicht was du da so witzig findest…“, hat sie gemurrt und ihn aus schmalen Augen angesehen, während er ihre Frisur dermaßen durcheinander bringt.
„Hey komm schon, zieh nicht so ein Gesicht! Das gibt nur Falten“, tippt er ihr leicht gegen die Nase und versucht sie aufzubauen. Levy wird das Gefühl nicht los, dass er sie wieder einmal nur verscheißert, daher schaut sie nur schmollend zu ihm auf und antwortet nicht darauf.
„Es ist niemand schlimmer verletzt worden und diesen Auftrag geben wir einfach mit der Begründung an fehlenden Informationen wieder zurück und Punkt“, mittlerweile ist er gar nicht mehr so mies darin, etwas ansatzweise Nettes zu sagen, wenn es von Nöten ist. „Das nächste Mal informieren wir uns einfach etwas genauer…“, hat Gajeel geendet und nun doch einen überraschten Blick von Levy geerntet. „Das… nächste Mal?“, hackt sie leise nach und schaut ihn unsicher an. „Heißt das, du… würdest… noch mal mit uns auf Mission gehen?“, wird sie auf seinen fragenden Blick etwas deutlicher.
Gajeel fühlt sich ertappt und wendet sich leicht verlegen ab. „Versteh das nicht falsch! Lily steht nach dieser geplatzten Mission noch immer in deiner Schuld!“, hat er sich geschickt rausgeredet und ist dann weiter gegangen. Levys Blick heftet sich an seinen Rücken während sie leicht lächelt. „Ist er etwa grade rot geworden?“, fragt sie sich im Geheimen und verkneift sich ein leises Kichern während sie ihm die Schlucht nach unten folgt. Die Räuberbande hat sie scheinbar vollkommen aus ihren Gedanken vertrieben. Sie fühlt sich mehr als Sicher in seiner Nähe.
Dicht hintereinander und schweigend, folgen sie der Schlucht nach unten. Dabei halten sie sich in den Schatten und nah an der Felswand, um nicht von oben gesehen zu werden. Immer wieder ducken sie sich hinter Büschen oder Felsblöcken weg, um sich versteckt zu halten. „Wie lang ist diese Schlucht bloß…“, fragt Levy nach einiger Zeit, da es ihr wie eine Ewigkeit vorkommt. Dieses schlichte „Mhm“, mit dem Gajeel ihr antwortet, sagt ihr dass er ihr nicht mal zugehört hat. „Blödmann…“, denkt sie sich im Geheimen, weil er sie einfach ignoriert und funkelt ihn leicht eingeschnappt an.
Dann wird sie auf seinen verbissenen Gesichtsausdruck aufmerksam und stutz innerlich. „Was hat er?“, fragt sie sich ehe sie unsicher beginnt die Gegend um sich herum zu mustern und zu untersuchen. Sie kann seine Anspannung mit einem mal fast spüren und so hält sie sich nah bei ihm und sagt kein Wort mehr.
„Irgendwas ist hier faul…“, denkt sich der Dragon Slayer, sieht aber davon ab, Levy in seine Vermutungen einzuweihen. Er will sie nicht beunruhigen ehe er keine Stichhaltigen Anhaltspunkte hat. Es ist aus seiner Sicht viel zu ruhig hier. Dazu kommt, dass sie nach all der Zeit, die sie nun schon hier unten unterwegs sind, noch nicht entdeckt wurden. Man scheint sie hier nicht mal zu suchen. Entweder werden sie wirklich nicht hier unten vermutet oder es kümmert ihre Verfolger nicht, weil sich hier unten das Problem von selbst lösen würde?
Mit einemmal bleibt Gajeel stehen und Levy rennt in ihn hinein. „Was ist denn?“, reibt sich Levy ihre Nase, die sie zuvor an seinem Rücken platt gedrückt hat. Gajeels Blick schweift suchend umher. Schon den ganzen Weg den sie bis jetzt hier her gekommen sind, hat er seine Augen offen gehalten. Er sucht gezielt nach Fallen oder dergleichen, doch bis jetzt hat er nichts Auffälliges bemerkt. Die verfallene Hütte auf der anderen Seite, nicht ganz drei Meter von ihnen entfernt, erweckt kurz seine Aufmerksamkeit. Sie könnte ein Unterschlupf, ein Lager oder einfach nur eine alte heruntergekommene und verlassene Hütte sein. Nach den Gerüchen hier zu Urteilen, scheint schon länger keine Menschenseele mehr hier gewesen ist. So tippt Gajeel einfach mal auf letzteres und hofft dass es sich einfach nur um ein Überbleibsel einer menschlichen Behausung handelt.
„Nichts…“, antwortet er ihr dann ruhig und linst zu ihr nach hinten. Sie ist unsicher und sie ahnt dass er besorgt ist, das kann er ihr deutlich ansehen. „Bleib einfach dicht hinter mir klar?“, hat er geendet und nach Levys leisem „Ok“ den Weg fortgesetzt. Ohne dass etwas passiert, gehen sie an der Hütte vorbei, aber das ungute Gefühl wächst immer mehr in ihm an. Sein Gefühl hat ihn noch nie getäuscht und so sollte der Spaß auch hier ein Ende finden.
Aus dem Augenwinkel, bemerkt Gajeel das ganz kurze Aufblitzen zwischen den Felsen zu ihrer Linken. Sein Kopf fliegt zu der Stelle herum und es bedarf nur ein paar Sekunden bis er die Ursache, für dieses kurze Licht, ausfindig macht und identifiziert. Ein Lakrima, der auf Bewegungen reagiert und womöglich mit einer anderen Waffe in Verbindung steht. Dann geht alles ganz schnell und ein seltsames leises ticken, dringt an sein Gehör. Es kommt aus Richtung der Hütte an der sie gerade vorbei gegangen sind.
„Los runter!“, hat er ausgerufen, Levy einfach am Arm gepackt und sie hinter sich hergezogen ehe ein lauter Knall sämtliche Geräusche und ihren erschrockenen Ausruf verschluckt. Für Sekunden ist die Schlucht in gleißendes, loderndes Licht getaucht und Holztrümmer, Gestein und Buschwerke wirbeln wie tödliche Wurfgeschosse durch die Luft. Eine Explosion folgt auf die Nächste, wirbelt immer mehr Staub und Geröll auf. Für Levy, die sich ihre Ohren zuhält und versucht, sich hinter Gajeel der sie in eine Felsspalte gedrängt und sich schützend vor sie gestellt hat, noch kleiner zu machen, ist es wie eine Ewigkeit.
Erst Minuten später ist wieder Ruhe eingekehrt und der Staub beginnt sich langsam zu legen. Einzig das Prasseln des Feuers, das die Reste der Hütte vernichtet, ist zu hören. Und dieser keuchende, von Schmerz stockende Atem dicht bei ihr.
„G…Gajeel…“, bringt Levy hervor und linst auf das Stück Holz, dass seinen Brustkorb durchschlagen hat. Blut rinnt den Holzpfahl, der so dick ist wie Levys Oberarm, entlang und tropft auf ihr Kleid. „Um Gottes Willen…“, entfährt es ihr, als er sich ein Stück von ihr weg bringt und sich seine Wunde besieht. Der Pfahl hat ihn Rechtsseitig, zwischen Schulter und Mitte erwischt. Er hat ihm wohl ein paar Rippen gebrochen, ist aber von den wirklich gefährdeten Blutgefäßen weg. Der Schock wirkt zum Glück und verhindert den Großteil des Blutflusses. „Ist… nicht schlimm…“, keucht er, taumelt von ihr weg und geht am Felsen zu Boden. „Spinnst du?!“, kniet sie sich neben ihn und besieht sich seine Verletzung. An seiner rechten Seite klafft ebenfalls eine stark blutende Wunde, und er drückt sich kurz die Hand dagegen.
„Alles nur… weil… weil…“, Levy schlägt sich die Hände vor den Mund und ringt mit den Tränen. Er hat sie beschützt, es ist allein ihre Schuld dass er verletzt ist! Ein leises schluchzen entkommt ihr, während sie gegen ihre Tränen ankämpft. Sie darf sich ihrer Panik jetzt nicht hingeben! Sie muss nüchtern bleiben, nur so hätten sie eine Chance.
„Reiß dich… zusammen!“, kommt es von Gajeel gepresst ehe er seine Hand um den Holzpfahl schließt und das vordere Ende abbricht. „Was… tust du?!“, fährt sie ihn an. Wenn er sich das Stück entfernt wird er noch mehr Blut verlieren. „Wir… müssen hier weg… den Krach hat man bestimmt bis ins Dorf gehört…“, erklärt er kurz und weißt darauf hin dass er mit dem Pfahl hier nicht weit weg kommen würde. Er beißt die Zähne zusammen ehe er versucht den Pfahl nach hinten durch zu drücken. Obwohl Levy nicht so in dieser Art von Wundversorgung bewandert ist, geht sie ihm unaufgefordert und ohne zögern zur Hand und lässt den Holzpfahl zu Boden fallen.
„Gut… jetzt… ist es besser…“, hat Gajeel gelogen und sich auf die Beine gekämpft. Levy will gerade ihre Magie beschwören und ihm ein Stück Eisen herstellen, damit er sich schnell regenerieren kann, als seine Hand fest auf ihrer Schulter landet. „Nicht jetzt… du hast kaum noch Kraft… spar dir das für später, erst müssen wir hier weg!“, appelliert er an ihre Vernunft und sie lässt ihre Hand sinken während sie ihn entgeistert ansieht. „Das ist verrückt! So kommen wir hier nicht weg!“, kommt es von Levy verzweifelt die sofort an seiner Seite ist und ihn so gut es geht stützt. „Du… wirst doch jetzt nicht… aufgeben oder?“, hat er versucht zu grinsen und ihr den Weg angezeigt.
Mit neuem Mut, den Gajeel ihr gegeben hat, setzt sie also ihren Weg fort. Schneller und unvorsichtiger als vorher, doch das ist nicht mehr wichtig. Es gilt, hier so schnell wie möglich zu verschwinden und sich einfach in ein Versteck zu bringen. Durch den Krach, den ihre Falle verursacht hat, müssten die Räuber bald hier sein, so schlägt Levy gleich nachdem sie die Schlucht verlassen haben, den Weg zwischen die Bäume und Büsche ein, um aus dem Sichtfeld zu verschwinden.
Gajeel neben ihr ist seltsam ruhig und still geworden, doch er hält sich in Anbetracht seiner Verletzungen ziemlich gut auf den Beinen. Sein Blick ist starr und stumpf nach vorne gerichtet, dabei treibt er Levy immer schneller voran. Sie müssen so weit wie möglich von der Gefahrenquelle weg und erst als sie tief im Wald und im Schatten verschwunden sind, halten sie inne.
Gajeel lehnt sich an einen Baum und lässt sich daran zu Boden rutschen. „Von hier an… gehst du… allein weiter…“, hat er zu ihr gesagt und nur einen entsetzen Blick von ihr geerntet. „Niemals! Ich lass dich nicht zurück!“, bricht sie neben ihm in die Knie und besieht sich seine Wunden, die wieder anfangen mehr zu bluten. „Sei vernünftig…“, presst er hervor und schließt kurz die Augen weil ihm die Sicht verschwimmt. Der hohe Blutverlust fordert seinen Tribut und allmählich wird ihm kalt. „Da unten… müsste ein Weg sein… wenn du ihm folgst dann…“, beginnt er zu erklären und hebt schwach seinen Arm um in die Richtung zu zeigen.
„Sei still! Ich will das nicht hören!“, schreit sie ihn an und reißt sich ihre Bluse vom Leib. Sie knüllt das Stück Stoff zusammen und presst es auf seine Brust, um die Blutung ein wenig zu stoppen. „Ich werde dich nicht hier lassen! Du wirst nicht sterben verstanden?!“, herrscht sie ihn an und die Verzweiflung hat von ihr Besitz ergriffen.
„Das ist ja… verrückt… ich… hätte nie gedacht… dass du dir meinetwegen mal… die Kleider vom Leib reißt…“, grinst Gajeel mit einem mal amüsiert, doch sein Blick ist müde und es scheint als würde er durch sie hindurch sehen. „Nicht sprechen…“, ermahnt Levy ihn während sie aufkommende Tränen zurückdrängt. So gut sie kann versucht sie die Wunde zu schließen, doch es scheint nicht viel zu nutzen.
Gajeels Sichtfeld, verschwimmt ihm immer mehr vor seinen Augen. Alles taucht in einen seltsamen Nebel und eine ungewohnte Ruhe fängt an, an ihm empor zu wuchern. Levys Antlitz verschwimmt immer wieder vor seinem Blick und doch sieht er sie im nächsten Moment klar vor sich. Dass sich ihnen jemanden nähert und Levy die drei verzweifelt um Hilfe anruft, bekommt er nicht mehr klar mit.
„Hab… ich dir schon mal gesagt… dass… du viel hübscher bist… wenn du lächelst…?“, hat er seine Hand nach ihr ausgestreckt und ihre Wange zaghaft berührt. Levy schaut ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Nackte Panik und Angst stehen in ihrem Gesicht, ehe weitere Tränen ihre Wangen benetzen und sich mit dem Blut an Gajeels Fingern vermischen. „Hör auf… so einen Quatsch zu reden…“, schluchzt sie halblaut, während Jet und Droy hinter ihr bereden was sie tun sollen. „Es ist… gemein von dir… so etwas jetzt zu sagen!“, hängt sie dem halblaut an, während sie versucht seinen Blick einzufangen. „Von jetzt an… musst du… auf dich selbst… aufpassen…“, ein seltsames Lächeln ziert seine Lippen, während er diese Worte leise hervorquält. Er scheint bereits halb weggetreten, nicht mal Lily der nun an seiner Seite ist, nimmt er wahr. „Hör auf… du… machst mir Angst!“, schluchzt Levy nun und umschließt mit ihren Händen fest seine Hand und drückt sie an ihr Herz.
„Brauchst du nicht… du… bist für einen… Zwerg… nämlich… ganz schön… stark…“, wieder ist da dieses Lächeln in seinem Gesicht, während sein Blick von ihr abfällt und ins nirgendwo führt. Seine Hand erschlafft in der ihren und Panik steigt in Levy auf. „Halt durch!“, ruft sie ihn an, doch er reagiert nicht mehr darauf.
„Gajeel! Gajeel… du musst durch halten!“, hört er sie, seinen Namen rufen. Es tut gut, ihre Stimme zu hören. Doch in ihrer Stimme liegt Verzweiflung und Schmerz. „W…warum bist du so aufgeregt? So traurig?“, fragt er sich und es sollen seine letzten Gedanken sein.
„Es ist doch alles gut…“, hallt in ihm nach, ehe alles verschwindet.
Jegliche Geräusche verschwinden, jegliche Bilder oder Gesichter die sich besorgt und verzweifelt über ihn beugen. Sogar die Schmerzen sind mit einem mal weg. Zurück bleibt nur ein Gefühl tiefer Geborgenheit und Frieden. Er fühlt sich als würde er fallen und doch fühlt er sich bereit. Denn er hat getan was er konnte. Er hat sie beschützt und nun ist seine Schuld gesühnt. Er kann nun in Ruhe gehen. Es taucht alles in ein seltsames helles, aber angenehmes Licht.

Fortsetzung folgt..

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