4. Kapitel: Auf Tuchfühlung
Da es Gajeel heute schon besser geht, hat Levy den Vormittag in der Gilde verbracht und sich der Bibliothek wieder zugewandt. In den drei Tagen ihrer Abwesenheit waren Mira und Kinana ziemlich fleißig. Sie haben ihr sämtliche Bücher nach dem Alphabet, Stoßweise hinausgelegt. Sie musste sie nun nur noch in eine Liste aufnehmen, sortieren und zurück in die Regale räumen, von denen noch ein paar dazu gebaut werden müssen.
Kurz vor Mittag hat sie die Gilde verlassen und sich wieder zu Gajeels Wohnung aufgemacht um für sie drei, das Mittagessen zu kochen. Dazu ging sie vorher noch auf den Markt um ein paar Sachen einzukaufen ehe sie vor der Wohnungstür steht und aufschließt. Lily hat ihr seinen Schlüssel mitgegeben damit sie nicht zu klopfen brauchte und Gajeel am ende aufweckt, falls dieser grade schlafen würde.
Mit deutlich roten Wangen kommt sie in den Wohnbereich, stellt erst ihre kleine Tasche ab, in der sie neue Sachen zum Wechseln dabei hat und verschwindet dann mit der Einkaufstüte in der Küche. Von dort kommt ihr gerade Lily mit einer Tasse Tee entgegen und begrüßt sie kurz. „Was ist mit deinem Gesicht? Du bist ganz rot, bist du her gerannt?“, fragt er sie direkt da es ihm aufgefallen ist. Es wäre auch fast unmöglich gewesen es zu übersehen, Levy glüht wie ein roter Lampion auf einem Sommerfest. „Ah… ja, die Stufen… du weißt schon… und es ist heiß… draußen!“, erklärt sie und fächelt sich Luft zu.
Eilig ist sie dann in der Kochnische verschwunden um die Einkäufe zu verstauen. „Der Arzt war da, du hast ihn grade verpasst“, spricht Lily sie wieder an, nachdem er den Tee bei Gajeel abgeliefert hat und ihr in der Küche zur Hand geht. „Ja, äh.. .ich bin ihm am Eingang begegnet“, antwortet Levy und ihre roten Wangen werden noch einen Tick dunkler. Der Arzt hatte Gajeel doch tatsächlich als ihren Freund bezeichnet während sie miteinander sprachen. Levy hat allerdings keine Gelegenheit erhalten das Richtig zu stellen, nun ist sie vollkommen durch den Wind deswegen.
„Er hat mir ein wenig erzählt, aber den Rest solltest du mir sagen weil er in Eile war“, hat sie geendet und ist dann wieder zurück ins Wohnzimmer gegangen um ihre Tasche um zu räumen. Die Tür zu Gajeels Schlafzimmer steht offen und gewährt ihr ungehindert Einblick. „Was ist denn mit ihm?“, fragt sie Lily nun besorgt. Gajeel erweckt einen Jämmerlichen Anblick. Er liegt vollkommen flach auf dem Bauch, die Arme eng an den Körper und das Gesicht in ein Kissen gedrückt. Seine wilden schwarzen Haare, verdecken fast die Hälfte seines Körpers, so stehen sie in alle Vier Windrichtungen. Er ist nur halb zugedeckt und dazu auch noch halb nackt.
„Er ist deprimiert…“, hat Lily seicht gelächelt. „Warum das? Es geht ihm doch endlich besser?“, linst Levy den Exceed an, ehe sie in Gajeels Zimmer geht. „Der Arzt hat ihm verboten Eisen zu essen, mindestens so lange bis die Fieberphase vorbei ist. Es hätte negative Auswirkungen auf den Heilungsprozess wenn er jetzt seine Magie stärkt“, erklärt Lily, fast bis zum selben Wortlaut, die Worte des Arztes und Levy versteht nun seinen Zustand.
„Na ja, er wird ja hoffentlich nicht vom Fleisch fallen…“, hat sie gelächelt und geht neben dem Bett in die Hocke um Gajeel ins Gesicht sehen zu können. Dazu muss sie noch ein paar Haarsträhnen von ihm anheben die sein zerknirschtes Gesicht verdecken.
„Wie geht’s dir jetzt?“, lächelt sie ihn an und erntet nur ein leises murren. „Ich werde einen erbärmlichen Hungertod sterben, so geht’s mir…“, hat Gajeel darauf nur missmutig und genervt geantwortet, was Levy ein Kichern entlockt. „Du wirst es überleben, glaub mir…“, erwidert sie darauf und will sich erheben. Da ist mit einem mal seine Hand an ihrem Handgelenk und hält sie zurück.
„Levy… Zauber mir ein bisschen Eisen… nur ein kleines Stückchen…“, ein flehen liegt in seiner Stimme und sein Gesichtsaudruck erinnert sie an das eines kleinen verlassenen Hündchens, wie sie es bei ihm noch nie gesehen hat. „Du hast den Arzt gehört! Kein Eisen für dich!“, schaut sie ihn erst irritiert, dann ernst an. „Auf Tenrou Jima warst du spendabler…“, murrt er und schiebt trotzig seine Unterlippe vor, während er ihre Hand los lässt. „Da… das war was anderes!“, fährt Levy leicht auf und sie wird von neuem Rot um die Nase. Im selben Moment wo er das Herbeigezauberte Eisen erwähnt hat, schoss ihr wieder die Frage durch den Kopf ob er das Herz in dem „O“ damals nun bemerkt hat oder nicht.
„Was war daran anders? Ich bin jetzt auch kurz vorm krepieren… schau mich doch an! Ich bin nur noch Haut und Knochen…“, versucht er ein letztes mal sie umzustimmen. „Es war etwas anderes! Iss einfach mehr von dem normalen Essen! Ich fang auch gleich an zu kochen“, ist sie erst aufgefahren und hat dann auf ihn eingeredet. „Von dem anderen werd ich aber nicht satt…“, erklärt Gajeel nebenbei und schenkt ihr einen weiteren Dackelblick aber Levy bleibt hart. Er wäre schon mit einem Klitzekleinen Stückchen Eisen zufrieden. Er kommt sich wie auf einem Entzug vor und nur von normalen Essen scheint er nicht satt zu werden, das war schon immer so.
Gajeel seufzt und lässt seinen Kopf wieder zurück ins Kissen fallen. „Ach du Armer…“, bemitleidet Levy ihn ganz kurz und streichelt ihm über den Kopf. Noch ehe er darauf reagieren kann, beendet sie ihr tun und verschwindet schon fast Fluchtartig in die Küche. „Was war das denn?“, schießt es ihm durch den Kopf und schaut ihr irritiert nach. Im nächsten Moment wird sein Blick sanft und besorgt. Ein leichter Rotschimmer glüht in seinem Gesicht und es ist nicht nur vom Fieber. „Levy… du solltest nicht hier sein…“, denkt er sich im Geheimen und schließt seine Augen. Es ist nicht Richtig und doch, mag er ihre Nähe. Er hat sich an ihre Nähe gewöhnt und er mag es, ihre fröhliche muntere Art um sich zu haben. Ihre bloße Anwesenheit, ihren Duft. Doch es ist falsch! Er hat nicht das Recht und doch werden seine Gefühle für sie immer stärker. Wenn es so weiter geht, wird er es bald nicht mehr unterdrücken und vor ihr Geheim halten können.
Nach dem Mittagessen legt sich Gajeel wieder schlafen. Er ist nicht mal annähernd gesund und das Fieber ist auch wieder gestiegen. Dazu hat der Arzt ihm strickte Bettruhe verordnet. Levy und Lily haben den Nachmittag damit verbracht, sämtliche Hausarbeiten zu erledigen und aufzuräumen.
Dabei ist Levy auch in das verschlossene Zimmer gegangen um zu sehen ob es hier auch aufzuräumen gilt. Es ist wegen der zugezogenen Vorhänge ziemlich dunkel und sie erkennt nur leichte Umrisse und schimmernde Objekte. Sie hat fast das Gefühl nicht im Zimmer sein zu dürfen, aber der Schlüssel hatte gesteckt, so hat sie sich nichts dabei gedacht. Vorsichtig macht sie einen Schritt ins Zimmer und wendet ihren Blick über die Schulter als sie Lily hinter sich bemerkt.
„Was… ist das hier?“, fragt sie ihn und lässt ihren Blick schweifen. Das Zimmer hat die Größe eines Schlafzimmers und ist, bis auf zwei Tische und einen Hocker, nicht wirklich eingerichtet. Linksseitig ist ein seltsames Gerüst an ein paar Holzstreben fixiert. Die zwei Reifen, die gleich daneben an der Wand lehnen, lassen sie vermuten dass es sich dabei um ein Motorrad handeln könnte. Auf dem ersten Tisch steht eine kleine Lampe und viele verschiedene Werkzeuge liegen, fein säuberlich sortiert, griffbereit. Sogar eine Sortierbox mit Schrauben und sonstigen Kleinteilen macht sie aus. Auf dem zweiten Tisch weiter hinten liegt alles Mögliche an verschiedenen Eisenteilen und Gelenken.
„Das ist seine Werkstatt, er mag es nicht wenn da jemand reingeht, daher sperrt er immer ab“, erklärt Lily ihr und deutet an, mit ihm das Zimmer zu verlassen. „Hat ja wenig Sinn wenn er den Schlüssel stecken lässt“, meint Levy darauf und verlässt das Zimmer, das sie sorgsam wieder absperrt. „Stimmt wohl…“, lächelt Lily und teilt ihre Meinung. „Ich wusste gar nicht das er so was macht“, erwähnt Levy beiläufig. „Ist auch eher nur ein Hobby, denke ich… aber er ist sehr geschickt“, erklärt Lily ihr und folgt ihr leise in die Abstellkammer um ihr Putzzeug zu verstauen. „Er mag Erfindungen, und dieses komische Ding ist sein Lebenswerk! Soll wohl mal ein Motorrad werden das nicht mit Magie angetrieben wird…“, beginnt Lily begeistert zu erzählen. „Wie lange macht er das schon?“, hackt Levy interessiert nach. „Keine Ahnung, er bastelt schon dran rum seitdem ich hier eingezogen bin“, antwortet Lily und erntet von Levy nur ein leises „Aha“.
„Ist ja interessant… hätte ich nicht erwartet“, denkt sie sich im Geheimen. Bis jetzt hatte Gajeel, jedenfalls in der Gilde, immer nur den Eindruck hinterlassen dass ihn außer Kämpfen und alles zu Kleinholz zu verarbeiten, nichts anderes interessieren würde. Sie ist doch ein wenig überrascht, dass er solche Eigenschaften hat. Laut Lily ist er geschickt und dieses halbfertige Motorrad ist anscheinend ein Traum den er sich erfüllt. Levy wird dabei ganz warm ums Herz. Sie hatte doch gewusst, dass sogar er einen Traum verfolgt. Zu gerne würde sie mehr über ihn, sein wahres ich, wissen. Das Vorhaben, sich ihm einfach zu nähern, setzt sich in ihr fest. Andererseits, könnte er sie auch zurückweisen und das würde dann auch ihre etwas „seltsame“ Freundschaft zerstört, wenn es ganz blöd läuft. Sie könnte ihn ganz verlieren, daher verwirft sie ihren Gedanken wieder.
Ein seufzen entweicht Levys Kehle, während sie Lily in die Küche folgt. Sie würde nichts überstürzen. Sie würde erst herausfinden wie er über sie denkt, ehe sie irgendeinen Annäherungsversuch starten würde, sofern sie den Mut dazu aufbringt. Wenn sie genauer darüber nachdenkt, ist sie ja nicht mal Sicher ob Gajeel es überhaupt mitbekommen würde, selbst wenn sie es ihm auf die Stirn schreiben würde. Als er heute Mittag ihr Eisen erwähnt hat, sprach er so normal darüber als ob ihm dieses Herz gar nicht aufgefallen wäre. Vermutlich ist es das auch nicht.
„Ach, ich blöde Kuh! Warum muss ich auch sonst immer alles so verzieren und wenn’s drauf ankommt, kapiert es keiner!“, knirscht Levy vor sich hin, während sie eine Einkaufsliste für Lily schreibt. „Hast du etwas gesagt?“, hackt dieser auch sofort nach, weil er meint sie reden gehört zu haben. „Äh… nichts! Es ist nichts! Hab nur laut gedacht…“, redet sie sich raus doch Lily, dem sie den Rücken zugewendet hat, fixiert sie mit seinem Blick. „Irgendwas läuft da…“, denkt er sich und grinst in sich hinein. Er hatte ihre Reaktion damals, als Gajeel sich zu ihrem Partner in der S-Klasse-Auswahlprüfung gemacht hat, sehr wohl bemerkt und richtig gedeutet. Diese kleine zarte Fee, hat Gefühle für den großen starken Drachen.
Ein leises Geräusch hat ihn aus seinem seichten Schlaf geweckt und dazu veranlasst langsam seine Augen zu öffnen. Seit Mittag hat er geschlafen und das leider mehr Schlecht als Recht. Immer wieder musste er von ein und derselben Person träumen und sich gewisse Fragen stellen. Dazu hat er höllische Kopfschmerzen und schuld daran ist, laut seiner Meinung nach, nur dass er kein Eisen zu sich nehmen darf.
Ein wenig schwindlig und verschlafen setzt er sich auf, ehe er sich aus dem Bett quält. Er taumelt leicht zur Tür und lugt vorsichtig hinaus. Das Geräusch von vorhin, kommt aus der Küche. Als er ins Wohnzimmer schleicht kann er einen Blick in die kleine Kochnische erhaschen und sieht Levy, die das Abendessen vorbereitet. Sie steht mit dem Rücken zu ihm und dürfte ihn nicht bemerken, wenn es ihm gelingt sich zur Tür zu schleichen.
Lily ist nicht da, er hatte vorhin im Halbschlaf ein Gespräch über gewisse Einkäufe und Medizin wahrgenommen. Gajeel vermutet dass Lily also außer Haus ist und die Besorgungen erledigt. Mit leisen Schritten huscht Gajeel, dem das Fieber im Moment nicht anzumerken ist, an der Küche vorbei und ist aus der Tür. Im Vorraum erstarrt er in der Bewegung weil Levy mit ihrem geschäftigen hantieren in der Küche inne gehalten hat. Sie scheint zu lauschen, abzuwarten und Gajeel bekommt einen wahren Schweißausbruch. Es wäre unerträglich für ihn wenn sie ihn bemerkt hätte! Mit zugekniffenen Augen harrt er im Schritt aus und atmet erleichtert auf, als wieder regelmäßiges scheppern und herumhantieren aus der Küche dringt. Ein breites Grinsen bildet sich in seinem Gesicht, als er vor der Tür seiner Werkstatt steht und den Schlüssel vorsichtig herumdreht.
Levy ist tief in Gedanken, während sie beginnt das Abendessen vorzubereiten. Sie sucht nach passenden Töpfen und Geschirr, sie schneidet Gemüse und Fleisch klein und verliert sich dabei in ihren Gedanken. Ein kurzes Geräusch lässt sie kurz aufhorchen, doch nach genauerem hinhören kommt sie zu dem Schluss, es sich nur eingebildet zu haben. Eine Zeitlang führt sie ihre Arbeiten fort ehe sie wieder ein Geräusch vernimmt und inne hält. Ihre Augen weiten sich als die Erkenntnis sie trifft. Ihrer Meinung nach schläft Gajeel ohnehin schon viel zu lange als das es noch so sein könnte.
„Werkstatt… Eisen…“, schießt ihr durch den Kopf, während sie ihr Messer, mit dem sie gerade noch Karotten klein geschnitten hat, fallen lässt und aus der Küche stürzt. Zeitgleich poltern Schritte durchs Wohnzimmer, ehe auch schon die Schlafzimmertür zu fliegt. Levy, die von Gajeel nur noch einen schwarzen Haarschopf verschwinden hat sehen, plustert ihre Wangen auf. „Warte du…!“, knirscht sie und eilt zur Tür. Nach einem Versuch die Tür zu öffnen stellt sie fest dass er sie abgesperrt hat. „Gajeel mach auf!“, ruft sie genervt und rüttelt an der Klinke. „Vergiss es Frau Oberschwester!“, hat Gajeel erwidert und die metallischen Kaugeräusche dringen aus der Tür. „Ich esse grade“, hängt er dem unnötigerweise und provokant, mit vollem Mund an. „Gajeel… ich warne dich…mach sofort die Tür auf!“, hat Levy ihn gewarnt und seine Antwort abgewartet. Aber bis auf Kaugeräusche war nichts mehr von dem Dragon Slayer zu hören.
„Bitte… du hast es so gewollt“, meint sie halblaut und ein herausgefordertes Grinsen, das eher selten an ihr ist, erscheint in ihrem Gesicht. „Solid Script! Hole!!“, hat sie gerufen, ihre Hand durchgestreckt und das Wort gegen das Türblatte geschleudert. Die Buchstaben schlagen durch das Holz und lässt den Bereich um das Wort in Splittern zu Boden rieseln.
Gajeel verschluckt sich bei seinem nächsten Bissen und schaut mit großen Augen auf das große Loch in der Tür. „Hey! Was machst du mit meiner Tür?!“, fährt er auf und reißt die Augen auf, als Levy durch die Tür hechtet und auf ihn zuspringt. „Die Tür ist im Moment dein kleinstes Problem!“, hat sie gerufen und ist zu ihm ins Bett gesprungen. Gajeels Gesicht entgleist, als sie ihn einfach anspringt und das Stück Eisen in seinen Händen anpackt. „Gib das her! Du darfst kein Eisen! Willst du dich umbringen?!“, hat Levy wütend ausgerufen und begonnen daran zu zerren. „Hör auf… lass sofort los!“, knirscht Gajeel durch zusammengebissene Zähne und denkt nicht mal im Traum daran, sein heißgeliebtes Eisen los zu lassen. „Niemand stellt sich zwischen mich und meine Mahlzeit!“, hängt er dem an und versucht Levy von seinem Hauptnahrungsmittel abzuschütteln. „Die Zeiten sind vorbei mein Lieber!“, erwidert Levy darauf und lehnt sich mit aller Kraft in die entgegengesetzte Richtung.
Eine richtige Rangelei entsteht und niemand der Beiden ist gewillt so einfach aufzugeben. Gajeel hat immer noch Fieber und ist daher ein wenig matt und geschwächt. Aber Levy hat trotzdem kaum Chancen gegen seine Kraft anzukommen, so versucht sie ihn immer wieder mit Überraschungsmanövern dran zu kriegen. Als Levy sich mit aller Kraft aus dem Bett bringt und im stehen versucht das Metallteil an sich zu bringen, verliert sie ihr Gleichgewicht und schwankt zu ihm nach vorne. Um ihren Sturz zu verhindern, muss Gajeel sein geliebtes Eisen loslassen und fängt sie mit beiden Händen ab.
„Kiaaah!“, kreischt Levy auf und ehe Gajeel weiß wie ihm geschieht, hat er ihre Handfläche im Gesicht. „Für was war die denn?!“, hält er sich die geschundene Wange und starrt sie verwirrt an. Levy hat sein Eisenstück in der Hand und bedeckt mit ihren Armen ihren Oberköper. „Du hast mir an den Busen gegrabscht du Lüstling!“, schimpft sie empört und beschämt los, während sie ihn mit ungeweinten Tränen in den Augen ansiehst.
Gajeel kann ihre Reaktion ja verstehen und es war auch keine Absicht, aber da wäre noch etwas… „Ernsthaft?“, hackt er nach und schaut kritisch auf seine Hände die in etwa ihre Körbchengröße nachformen und immer flacher werden.
Im nächsten Moment hat er sein geliebtes Stück Eisen im Gesicht und kippt, da er unvorbereitet war, hinten über. „Du Blödmann!“, hängt Levy ihrer Handlung an und verschränkt schützend die Arme vor der Brust. „Hätte ich mir ja denken können…“, murrt sie eingeschnappt. „Du bist genau wie alle anderen! Wenn man nicht Körbchengröße C oder D hat, wird man als Frau nicht mal wahrgenommen! Ich finde das mies!“, schimpft sie mit ihm und wendet sich sichtlich verletzt von ihm ab. Gajeel hat da wohl einen ziemlich wunden Punkt getroffen. Levy ist nicht nur klein, sondern Obenrum auch nicht so gut bestückt wie andere. Ihr macht es eigentlich nicht so viel aus, obwohl sie schon gerne etwas weiblicher wirken würde. Und nun kommt auch noch diese blöde Anmache von Gajeel, dabei hatte sie wirklich angenommen dass ihn so was nicht stören würde.
„Als obs darauf ankommt!“, holt seine Stimme sie aus ihren trüben Gedanken. Als sie sich zu ihm umwendet, hat sie auf einmal sein Kissen im Gesicht und taumelt einen Schritt nach hinten. Völlig zerzaust und ein wenig rot um die Nase hält sie es fest und schaut schüchtern, nur mit den Augen über das Kissen hinweg. „Was?“, flüstert sie leise in den Stoff und in ihr keimt doch tatsächlich Hoffnung auf. „Ein freundlicher Charakter, fürsorglich, lieblich und herzlich sollte eine Frau sein!“, hat Gajeel fast schon melancholisch aufgezählt und Levys Augen weiten sich vor Überraschung. „Leider trifft nicht mal das auf dich zu…“, hat Gajeel geendet, worauf er von Levy einen schier tödlichen Blick abbekommt.
„WAS?!“, fährt Levy wutendbrand auf und knallt Gajeel sein Kissen nur so entgegen. „Wer kümmert sich denn hier schon seit Tagen so liebevoll um dich? Wer sitzt die halbe Nacht neben dir und rettet dich indem er verhindert dass du dir mit diesem blöden Stück Eisen nicht den Tod holst?!“, sprudelt es aus Levy nur so heraus während sie ihrer Wut freien lauf lässt. „Das nennst du Liebevoll kümmern?! Misshandlung würde ich es nennen! Ich werde nur von dir geschlagen und nun lässt du mich auch noch hungern!“, hat Gajeel sie auch noch provoziert und ihr das Kissen wieder zurück geschleudert. „Ich geb dir gleich Liebevoll du Lüstling!“, ruft Levy aus. Diesmal hat Gajeel den Bogen weit überspannt und an seinem Grinsen kann man deutlich erkennen dass er sich dessen durchaus bewusst ist. Er findet sie einfach süß wenn sie so wütend ist.
Levy packt das Kissen und ist nicht mehr zu bremsen, als sie einfach damit auf Gajeel losgeht und es ihm über den Kopf zieht. Dieser hat schon das zweite Kissen im Anschlag und schenkt ihr diesmal nichts. Er achtet zwar nicht zu grob zu sein, doch sie sollte bloß nicht glauben dass er sich von ihr mit einem Kissen besiegen lassen würde. Als sie auch noch die Decken in ihre Kissen-Schlacht mit einbeziehen, wird das Ganze auch noch etwas anstrengend und so sind beide bald leicht außer Atem und werden in ihren Gegenangriffen deutlich langsamer.
„Jetzt… hab ich dich…“, ruft Gajeel triumphierend, während er eine Decke über Levy wirft und sie unter sich begräbt. Schwer nach Atem ringend liegen sie auf der Matratze und Gajeel, der sich über Levy abgestützt hat, beginnt die Decke von ihrem Kopf zu schälen. „Na? Fertig mit durchdrehen…?“, hat er sie neckisch angegrinst, als ihr Gesicht unter der Decke zum Vorschein kommt und erstarrt in der Bewegung. Sie nickt leicht lächelnd. Ihr Haar umrahmt in wirren Strähnen ihr gerötetes, schönes Gesicht und ihre Augen strahlen ihn verklärt an. Bei ihrem Anblick verschlägt es ihm schier die Sprache. Ein paar Atemzüge lang, sehen sie sich nur in die Augen und scheinen verstehen zu wollen, was in dem jeweils anderen gerade vorgeht. Dabei sehen sie aus, als ob sie weiß Gott was gemacht hätten, nichts würde jedenfalls an eine Kissen-Schlacht vermuten lassen.
Levy schluckt unsicher und schaut völlig außer Atem zu ihm auf. Ihr kommt vor, als wäre die Zeit stehen geblieben. Sie fühlt sich in seinen roten Augen wie gefangen, sie kann nicht mal blinzeln. Ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals und sie wünscht sich, dass er doch nur irgendetwas sagen würde. Diese Stille schnürt ihre Brust ein, dass sie kaum atmen kann. Am liebsten würde sie ihn zu sich nach unten zerren und ihn küssen, doch sie ist von seinem Anblick wie gelähmt. Strähnen seines wirren schwarzen Haares, hängen ihm ins Gesicht. Sein Blick, seine Züge sind undeutbar und allein schon wenn sie diese breite muskulöse Brust sieht, fährt ihr die Hitze in die Wangen und die Köpermitte. Sie scheinen in diesem Magischen Moment gefangen, denn keiner macht auch nur einen Ton.
„Was macht ihr denn da?“, reißt nun Lilys Stimme diesen Magischen Moment von einer Sekunde auf die Nächste entzwei. Levy und Gajeel erstarren mit farblosen Gesichtern und wenden mechanisch ihre Köpfe zur Tür. Lily lümmelt mit verschränkten Armen im Loch das in der Tür klafft und schaut sie fragend an. „Äh…“, kommt es geistreich von Beiden gleichzeitig ehe sie sich kurz anlinsen und beide erneut rot im Gesicht werden. Da spürt Levy etwas unter sich und zieht es hervor während sie auseinander fahren und Abstand zwischen sich bringen.
„Er… er hatte das hier!“, stammelt Levy und hält das Eisenstück hoch, das sie gerade unter sich gefunden hat. „I… ich hab’s ihm… abgenommen!“, pflichtet sie ihren Worten noch bei und grinst Lily unschuldig an. „Erwischt… ich bin schuldig!“, erwidert Gajeel darauf gespielt ertappt und hebt abwehrend die Arme, während er Lily ebenfalls scheinheilig angrinst.
Die Beiden machen nicht gerade einen überzeugenden Eindruck auf ihn und so grinst Lily sie nur wohl wissend an. Ihm würden nun noch einige Dinge einfallen wie er die Beiden noch mehr bloßstellen oder provozieren könnte, aber er behält es für sich. Er belässt es dabei, und im Geheimen wundert er sich ein wenig über seinen Partner. Er hat Gajeel noch nie so ausgelassen erlebt und doch tat es gut ihn so zu sehen. Levy scheint ihm gut zu tun.
„Nun… ich denke ich kümmere mich wohl wieder ums Abendessen…“, kommt es von Levy, deren Gesicht noch immer gerötet ist, ehe sie mit gesenktem Blick aus dem Bett steigt und das Zimmer verlässt. Das Eisen hat sie zu Gajeels Missfallen mitgenommen und schließt es wieder in der Werkstatt ein. Dieses Mal zieht sie allerdings den Schlüssel aus dem Schloss und versteckt ihn, damit er nicht wieder auf die Idee kommen würde. Allerdings wagt Levy zu bezweifeln, dass er sich von einer verschlossenen Tür aufhalten lassen würde. Gajeel lässt sich von kaum etwas aufhalten wie sie bemerkt hat. Ihr Herz klopft immer noch wie verrückt und ihre Wangen fühlen sich verräterisch heiß an, während sie ihre Arbeit in der Küche wieder aufnimmt.
Gajeel hat sich an das Kopfende seines Bettes gelehnt, sich sorgfältiger als nötig zugedeckt und linst immer wieder zur Tür hinaus, in Richtung Küche. Er war ihr gerade vorhin ziemlich nahe gekommen und um ein Haar hätte er sich vergessen. Fahrig wischt er sich über die Stirn, ihm ist noch immer so seltsam schwindlig. Doch dieses Schwindelgefühl kommt nicht vom Fieber allein. „Die macht mich noch wahnsinnig…“, denkt er sich im Geheimen und genießt ihren Duft, der an seiner Decke haftet. „Das darf nicht noch mal passieren…“, ermahnt er sich im Geheimen und wendet seinen Blick nachdenklich ab.
Lily erkennt dass Gajeel irgendetwas Sorgen bereitet und es ist nur offensichtlich dass es mit Levy zu tun hat. Er hat seine Ahnungen und Vermutungen, doch es ist im Moment nicht gut wenn Gajeel sich nicht auf das Gesund werden konzentrieren kann.
„Was ist eigentlich mit der Tür passiert?“, macht sich Lily nun bemerkbar, um seinen Partner vom Grübeln ein wenig abzulenken. Dieser schaut ihn nur leicht zerknirscht an und lacht dann leise auf, ehe er in Richtung Küche deutet. „Das soll dir mal lieber unsere Frau Oberschwester erklären…“, hat er fast schon amüsiert geantwortet und Levy, die gerade in die Essecke geht um den Tisch zu decken, sanft nachgesehen.
Fortsetzung folgt...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen