Das Leid der wahren Liebe
Das Licht der Sonne fällt durch die dünnen Gardinen auf das große Bett, in dem sich langsam jemand zu regen beginnt. Das Gezwitscher der Vögel, auf dem Baum vor dem Fenster, dringt leise, aber vergnügt ins Zimmer.
Jet schlägt als erster die Augen auf und blinzelt in das sanfte Licht der Wintersonne, die ihm ins Gesicht scheint. Zu müde um schon aufzustehen, dreht er sich auf die andere Seite und legt seinen Arm um die Frau neben sich. Das dunkle, blaue Haar seiner Freundin glänzt samtig weich im Sonnelicht. Er kann nicht anders als es zu berühren und ihr dabei sacht über die Wange zu streicheln.
Müde rekelt sie sich und dreht sich zu ihm um. „Guten Morgen…“, flüstert sie an seine Brust, an die sie sich sofort schmiegt. Ihr verschlafener Augenaufschlag, ihr weiches Haar, ihre Ausstrahlung und ihr Lächeln, er mag alles an ihr. Eigentlich, könnte dieser Moment für Jet nicht schöner sein. Wenn, sie doch nur die richtige Frau wäre, die neben ihm liegt.
Er ist jetzt seit fast einem Jahr mit ihr zusammen und alles an ihr erinnert ihn an sie. An „Sie“, die Eine. Die Eine die er immer geliebt hat, seit dem Moment wo er ihr begegnet ist.
Sei es nun ihre unbefangene Art, ihre immer gute Laune und die Gabe andere damit anzustecken. Ihre strahlenden Augen, ihr manchmal wirr stehendes Haar das doch so weich zwischen seinen Fingern ist, bis hin zum Lächeln. Sie hat dasselbe Lächeln… dasselbe Lächeln wie Levy. Doch sie ist es nicht…
Mit einem leisen seufzen entscheidet sich Jet, doch aufzustehen. Er streicht Jana noch eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe er sich aufsetzt und aus dem Fenster starrt. Sein Blick ist trüb und leer. Heute ist der vierte Jahrestag seit Levys Verschwinden.
Noch im selben Jahr, nachdem Tenrou Jima von Acnologia zerstört wurde, wurden die Magier von Fairy Tail die sich zu der Zeit auf der Insel befunden haben, für Tot erklärt. Viele Wochen lang wurden die Gewässer um den Standort der Insel abgesucht, doch ohne Erfolg. Ohne auch nur einen Überlebenden zu finden. Ohne auch nur eine Leiche…
Jet fällt es heute noch schwer zu glauben dass sie tot sein soll. Alle sagen es, alle wissen es. Es kann gar nicht anders sein. Alles was Acnologia je angegriffen hat, ist von der Erdoberfläche ausradiert worden. So auch seine Levy.
Seine Freundin aus Kindertagen, seine Teamkameradin, seine einzige große Liebe.
Ehe er das Zimmer seiner Freundin verlässt, schaut er sie noch nachdenklich an. Sie schläft seelenruhig und Sorglos weiter. Jets Stirn wirft jedoch tiefe Sorgenfalten. Er hat lange gebraucht um Levys Tot zu überwinden, offen für etwas Neues zu sein. Und grade jetzt wo er doch endlich Glücklich sein könnte, fällt ihm auf wie sehr er doch versucht hat, Levy in Jana zu sehen. Er weiß, er muss Levy loslassen um Jana wirklich aufrichtig lieben zu können. Doch sein innerstes verkrampft sich bei dem Gedanken.
Es ist noch früh, um diese Tageszeit würde noch niemand in der Gilde sein. Die Gilde… in den letzten 4 Jahren haben sie es geschafft vom Ruf der „Nummer 1 Gilde Fiores“ auf den letzten Platz runter zu fallen. Ihre Gilde ist verpfändet und sie haben ein altes, kleines Gebäude am Rand der Stadt bezogen, das sie nun als Gildenhauptquartier nutzen. Jeden Monat statten die Schuldeneintreiber von Twilight Orgre, ihnen einen Besuch ab und machen ihnen immer wieder aufs neue ihren Standpunkt klar.
Fairy Tail, ist am Ende und doch versuchen sie weiterhin den Geist der Gilde am Leben zu erhalten. Insgeheim scheint jeder zu hoffen das die Anderen alle irgendwo wohlbehalten an Land geschwemmt wurden, sie nur noch keine Möglichkeit hatten, zurück zu kehren. Insgeheim, hofft jeder auf ihre Rückkehr, doch mit jedem Monat, mit jedem Jahr wird es schwerer an diese Hoffnung zu glauben.
Jet begibt sich zur Kathedrale und sucht die große Gedenktafel, auf dem Gildenfriedhof auf. Sie wurde nur Tage nach der Toderklärung erbaut. Sie ist um die drei Meter hoch, aus Stein und trägt das Gildensymbol von Fairy Tail an ihrem höchsten Punkt. Gleich darunter, in Stein gehauen, ein Abbild von Tenrou Jima. Darunter folgen Alphabetisch die Mitglieder die mit der Insel von der Landkarte gewischt wurden.
Immer und immer wieder schreibt er mit den Fingern, fast schon zärtlich, Levy´s Namen nach. Der Strauß Blumen, steht wie jedes Jahr in derselben Vase der Gedenkstätte. Dicke Tränen, rollen Jet über die Wangen während er auf die Knie fällt und für sie und alle Anderen, die dort ihr Leben gelassen haben, ein Gebet spricht.
Es ist jedes Jahr dasselbe. Er kann sie nicht vergessen… will sie nicht vergessen. Jedes Mal wenn er es versucht und schon meint damit erfolg gehabt zu haben, treffen ihn die Erinnerungen wie ein Pfeil, genau mitten ins Herz. Die Erkenntnis dass er sie niemals vergessen kann, lassen sein Herz bluten. Jet, geht völlig in seiner Verzweiflung auf, gibt sich seinen Tränen hin, wie jedes Jahr. Er verliert hier, vor der Gedenktafel jedes Mal die Beherrschung.
Dieses Mal sollte es noch schlimmer kommen. Jana steht nicht unweit von ihm und beobachtet ihn mit Tränen in den Augen. Sie wollte ihn begleiten, ihm beistehen da sie doch weiß wie schwer es für ihn ist. Zu gerne, wäre sie für ihn da gewesen wo er jemanden braucht um sich anzulehnen. Sie hatte es schon damals geahnt als er ihr das erste Mal von dieser Geschichte, die sie nur mit Mühe aus ihm herausbekommen hat, erzählt hat. Sie ist nicht die Richtige für diese Aufgabe. Nur „sie“ könnte ihm die Tränen trocknen.
„Du… wirst nie aufhören sie zu lieben… oder?“, mit Tränen in den Augen schaut sie ihn an, als sie ihn anspricht. Jet schaut kraftlos zu ihr auf. Seine vor Schreck geweiteten Augen sind vom weinen gerötet „Es… tut mir leid…“, sind die einzigen Worte die er leise und von seinen Tränen erstickt hervorbringt.
„Du… hast also wirklich mit ihr Schluß gemacht?“, schaut Droy von seinem Mittagessen hoch, als er von Jet die neuesten Ereignisse erfährt. „Ja… tat mir auch leid, aber so gings nicht weiter…“, antwortet der Rotblonde und nimmt einen Schluck aus seinem Krug. Droy weiß genau warum und ihm vergeht beinahe der Appetit dabei. Im nächsten Moment, stopft er sich den Rest seines Essens mit verärgerter Miene in den Mund und schluckt ohne richtig zu kauen. „Wann wirst du endlich aufhören der Vergangenheit hinterher zu trauern?!“, fährt er Jet an. Er kann dieses todunglückliche Gesicht, von seinem Freund nicht mehr sehen. Jedes Jahr ist es dasselbe. Eigentlich ist es das ganze Jahr über so, nur an den Jahrestagen ist es besonders Schlimm mit ihm.
„Du bist so ein Hornochse! Du hättest mit Jana Glücklich werden können! Sie ist so eine liebe und hübsche Frau!“, redet Droy ihm ins Gewissen, doch im Grunde weiß er das er Richtig gehandelt hat. Es hätte keinen Sinn gehabt, wenn er in Jana immer wieder versucht Levy zu sehen. Das hatte Jana nicht verdient. Droy selbst, hat nach all den Geschehnissen keine Freundin gefunden und das Jet eine abbekam und dieses Glück nicht zu schätzen wusste, frustrierte ihn gleich noch mehr.
„Ist nun mal so… ich kann mein Herz nicht belügen…“, eilig leert er seinen Krug und bittet Laki, die heute Theken-Dienst hat, ihm einen doppelten Wodka zu bringen. „Du fängst ja früh an…“, kommentiert Droy nur dazu und schaut seinen Freund wieder besorgt an. Seit damals trinkt Jet des Öfteren mal einen über den Durst. „Du hast dich auch noch nie zurück gehalten…“, entgegnet Jet, von der ewig selben Diskussion jedes Jahr, genervt und deutet mit seinem Blick auf Droy´s leere Teller, die sich bereits neben ihm stapeln. Droy hat seine Trauer mit Essen getilgt und nun überkommt ihm jedes Mal wenn er wütend oder verzweifelt ist, ein Heißhunger. Er selbst nennt es einfach einen normalen gesunden Appetit, doch jeder weiß dass er sich damit nur den Schmerz vom Leib halten will. Allerdings haben ihm diese Fressorgien die letzten 4 Jahre überhaupt nicht gut getan. Er beginnt schon an diversen Stellen außer Form zu geraten und immer mehr Fettreserven anzusetzen. Jet hat es aufgegeben ihm zu raten damit aufzuhören.
Wie so oft in der Zeit um den Jahrestag, gehen die zwei alten Freunde im Streit auseinander. Am Nachmittag jedoch finden sich immer beide am Hafen von Hargeon ein und besteigen das gemietete Segelboot, um zu jener Stelle raus zu fahren.
Die Stelle an der Tenrou Jima liegen soll. Eine ihrer Tauchaktionen, kurz nach dem Verschwinden der Insel, haben allerdings nur Bewiesen das Acnologia´s Kraft wirklich alles vernichtet hat. Die gesamte Insel war verschwunden. Nicht mal ein kleines Anzeichen das hier jemals eine Insel existiert hat, war unter Wasser zu finden gewesen.
Jets Tränen sind für heute versiegt, sein stumpfer Blick liegt auf der Wasseroberfläche, auf der sich bereits das Licht des Sonnenuntergangs spiegelt. Ein wehmütiges Lächeln liegt auf seinen Lippen, während er ein leises Gebet murmelt und den Strauß Rosen ins Wasser wirft. Er nimmt einen großen Schluck aus einer der Weinflaschen die sie mitgebracht haben, um hier mit ihren vermissten Freunden anzustoßen.
„Du Jet…“, kommt es leise von Droy, der auf der Bugseite des Segelbootes sitzt und es seinem Freund gleich tut. „Du hast nie aufgehört daran zu glauben das sie noch leben oder…?“, beendet er seine Frage und linst Jet heimlich an. „Wie könnte ich? Ich kann den Gedanken nicht ertragen das sie tot sein sollen…das Levy…“, er schweigt, kann seinen Satz nicht beenden. Er schluckt aufkommende Tränen hinunter und starrt hinaus an die Stelle wo die Insel gewesen war.
„Meinst du nicht…es wäre an der Zeit endlich los zu lassen?“, fährt Droy fast schon sanft fort. Auch wenn er leicht mit Jet ins Streiten gerät, so macht er sich doch große Sorgen um seinen Freund. „Levy wäre ganz schön enttäuscht von uns, wenn sie uns so sehen würde…“, hängt er dem an. Jet lächelt seicht, als er erkennt wie Recht Droy doch hat. „Weißt du noch… sie hat immer gelächelt… ganz egal wie aussichtslos ein Kampf war, oder in welch einer schweren Situation wir auch gesteckt haben… sie hat immer gelächelt…“, erinnert Droy ihn daran und Jet muß bei der Erinnerung auch leicht lachen. „Du… du hast Recht… sie hat nie aufgegeben…“, antwortet Jet darauf und wischt sich seine aufkommenden Tränen weg. „Wir können sie nur in Erinnerung behalten… und versuchen weiterhin unser Bestes zu geben…“, meint er dazu. „Genau…“, hält Droy ihm seine Weinflasche hin, um mit ihm anzuprosten ehe beide einen ziemlich großen Schluck daraus trinken.
„Meinst du… es ist in Ordnung wenn wir uns einfach vorstellen… das sie an einem Ort sind an dem sie uns immer beobachten und auf uns aus dem Hintergrund aufpassen?“, bei diesen Worten kommt sich Jet doch ein wenig kindisch vor. Doch es sind seine Gedanken, seine Gefühle, dazu der Wein der seine Wirkung zeigt und seine Zunge lockert. „Ich denke… das ist Ordnung…“, lächelt Droy mit diesem beschwipsten Rotschimmer um die Nase und prostet seinem Freund nochmals zu.
Mit dieser Einstellung und dem Mut nach vorne zu schauen, die Vergangenheit ruhen zu lassen, finden Beide neue Kraft um Vorwärts zu gehen. Ihren Weg den sie damals als Team Shadow Gear angefangen haben, nun zu Zweit weiter zu führen. So gut es ihnen jedenfalls gelingt. Sie haben beide aufgehört auf eine Rückkehr zu warten. Sie wissen, das Levy immer in ihrem Herzen sein wird und da ist sie gut aufgehoben.
So verbringen sie die folgenden Jahre. An jedem Jahrestag besuchen sie gemeinsam die Gedenkstätte, doch mieten sie sich kein Segelboot mehr, um die Stelle an der Tenrou Jima lag, zu besuchen. Die erste Zeit, schwelgten sie noch öfter in Erinnerungen an die alte Zeit. Erinnerten sich als sie ihre erste Mission als Team bestritten, an schöne Momente, an traurige Momente. Ihre Erinnerungen waren ihnen Heilig.
Irgendwann jedoch, hörten sie auf über die alten Zeiten zu reden. Hörten auf, sich gemeinsam an Levy zu erinnern. So hingen sie, jeder für sich, seinen Gedanken und Erinnerungen nach. Jet wendete sich mehr seinem Training und seinen neuen Techniken zu und Droy wurde zum Leidenschaftlichsten Esser der ganzen Gilde.
Der Schmerz, wurde mit den Jahren schwächer, dumpfer, aber er würde nie ganz verschwinden. Zu groß ist die Lücke die Levy bei Jet und Droy hinterlassen hatte. Früher, war Levy ihr Verbindungsstück gewesen. Sie hatten sich sogar immer wieder ihretwegen gestritten. Sie konnten sich nie einig werden, wer von ihnen Beiden sie nun mehr liebt. Nun schweigen sie darüber und scheinen sich als Freunde immer mehr voneinander zu entfernen.
Nur selten kamen sie auf die alte Zeit zu sprechen. Das Gespräch verlief dann meistens kurz und endete damit dass beide Trübsinnig waren und kein Thema mehr fanden, um sich von ihrem Verlust abzulenken.
Mit dem verzweifelten Versuch stark zu bleiben, nicht aufzugeben und durch zu halten, sollten weitere drei Jahre vergehen.
Der Tag begann genauso wie jeder andere Tag zuvor. Wieder einmal wurden sie von den Schuldeneintreibern Twilight Ogre´s aufgesucht, die ihnen ihre Lage nochmals eingebläut haben. Sie sind am Ende angelangt. Der Grossteil der Mitglieder hat die Gilde längst verlassen weil es ohnehin keine lukrativen Aufträge mehr zu erledigen gibt. Die Laune im Gildenraum ist auf Null und die Nerven liegen blank.
Reedus´s Sketchbook, mit den Bildern der Verschollenen, bringt die Sache zum eskalieren. Abermals werden sie sich bewusst dass sie Machtlos sind. Mit Tenrou Jima waren damals ihre besten und Hochrangigsten Magier verschwunden. Die Gilde, Fairy Tail, steht vor dem Untergang.
Ein seltsames Geräusch, lockt die Mitglieder nach draußen, wo etwas vom Himmel fällt. Es ist Ichya-sama, einer der Magier von Blue Pegasus. Sie haben eine Nachricht dabei die alle in Staunen versetzt und ihre Hoffnung neu aufleben lässt.
Tenrou Jima scheint noch zu existiert!
Mit mulmigem Gefühl besteigt Jet das Schiff, das zu der Stelle fährt an der Tenrou Jima liegen soll. Seine Hoffnung ist von den Nachrichten geschürt worden. Die Hoffnung irgendetwas zu finden, um endlich mit irgendetwas abschließen zu können. Vermutlich würden sie nur noch die Leichen ihrer Freunde finden, doch auch selbst dann hätten sie einen klaren Anhaltspunkt mit dem sie umgehen konnten. Es ist leichter von jemandem Abschied zu nehmen, wenn man vor dessen wirklichem Grab steht, als wenn dieser Jemand ewig vermisst bleibt. Man fragt sich ständig ob er nicht doch noch am Leben ist, so wie es die letzten Jahr über gewesen ist.
Nachdem sie den Boden von Tenrou Jima betreten haben, würden sie bald Gewissheit bekommen was aus ihren Freunden geworden ist. Jet´s Schritte sind dennoch schwer. Immer wieder stellt er sich vor, welchen grausigen Fund sie etwa machen würden. Von der ersten Freude, dass sie alle überlebt haben und sie die anderen und Levy vielleicht bald wieder sehen, denn auch diese Chance besteht, ist jetzt keine Spur mehr.
Die Insel war aus dem Wasser aufgetaucht, als sie mit dem Schiff nah genug waren und eine seltsame Frau, die über das Wasser laufen kann, wies ihnen den Weg.
Als sie Natsu finden sind sie alle von der Freude überwältigt. Das er am Leben ist, lässt auch die Chance steigen das auch die anderen überlebt haben. Sie setzen ihre Suche fort und nach und nach, tauchen die verschiedenen Mitglieder des Teams auf, die vor Sieben Jahren auf die Insel kamen, um ihre S-Rang Prüfungen zu bestreiten.
Eine Bewegung, am Fuß eines durch die Verwüstung entstandenen Erdhügels, erweckt Jet´s Aufmerksamkeit. Ein verbundener, kräftiger Arm kommt ans Licht und schleudert die Äste und das Buschwerk, unter dem jene Person begraben liegt, zur Seite. Mit einem leisen aufkeuchen macht sich die Person frei und kommt auf die Knie. Staub rieselt aus seiner schwarzen langen Mähne und seiner kaum vorhandenen zerrissenen Kleidung. Gleich neben Gajeel, blitzt der gelbe Stoff von Levys Kleid auf, das sie bei ihrer Abreise getragen hat. Mit einer, fast schon kraftlos wirkender, Bewegung zieht er sie in die Höhe, in eine sitzende Position und lehnt sie an seinen Körper.
Jet gefriert das Blut in den Adern. Ein Klos bildet sich in seinem Hals und er vermag keinen Ton von sich zu geben. Er ist von dem Wiedersehen, der Tatsache dass sie wirklich noch lebt, vollkommen gebannt. Erst als Droy neben ihm ein „Da sind sie!“ ausruft, kommt er wieder zu Sinnen und folgt ihm den Hügel runter, um Levy in der Welt der Lebenden willkommen zu heißen. Nach genauerem betrachten stellt er fest das sie, bis auf ein paar Kratzer und Schürfwunden, wohlauf ist. Jet und Droy fallen sich weinend in die Arme. Nun würde alles wieder so werden wie früher.
Erst auf dem Schiff, nachdem sich die erste Wiedersehensfreude gelegt hat und alle in Gedanken schwelgen, fängt Jet an seine eigenen Gedanken zu sortieren. Die Leute die auf Tenrou Jima diese Sieben Jahre lang eingefroren waren, brauchen Zeit um sich damit abzufinden und ihre Gedanken und Gefühle zu sortieren. So lässt er Levy alleine an der Reling stehen und steuert auf die anderen zu, die die nächsten Tage besprechen. Die Zurück gekehrten, würden für die erste Zeit bestimmt eine Extra Behandlung brauchen, um in dieser Zeit wieder Fuß zu fassen.
Auf dem Weg da hin, erfasst sein Blick den Dragon Slayer, der auf dem Dach der Kombüse sitzt und über das Deck des Schiffes blickt. Ein jeder andere hätte gemeint, er würde ins Nichts starren, seinen Gedanken nachhängen so wie alle anderen auch. Doch Jet erkennt es sofort. Er sieht Levy an. Mit undeutbarem, aber stechendem Blick. Gajeel´s rote Augen scheinen wie gebannt von Levy´s Rücken angezogen zu werden.
Da schießt es Jet wieder durch den Kopf. Zuvor hatte er keine Zeit sich diesem Gedanken zu widmen, doch nun wo sie zur Ruhe gekommen waren ist alles klar vor ihm. „Er“… war die ganze Zeit bei ihr gewesen. Diese Tatsache lässt Jet kurz innerlich aufknurren. Er erinnert sich zu gut an den Tag an dem die, für die S-Rang Prüfung Auserwählten sich einen Partner für die Prüfung suchen sollten. Jet hatte inständig gehofft, Levy würde sich für ihn entscheiden. Aber es kam anders und Gajeel hat sich ihr schon förmlich aufgedrängt. Levy hat zugestimmt und er und Droy waren am Boden zerstört deswegen. „Ach Levy…“, blickt Jet zurück zu Levy. Wen sie doch nur ihn mitgenommen hätte… er hätte die letzten Sieben Jahre friedlich dort neben ihr schlafen können. Und es hätte ihm nichts ausgemacht wenn es bis in alle Ewigkeit so geblieben wäre.
Unwillkürlich fragt er sich, was in der Zeit zwischen ihnen passiert ist. Immerhin waren Levy und Gajeel als Team los gezogen und somit für eine bestimme Zeit von den anderen getrennt und allein. Jet vermag sich nicht weitere Details vorzustellen. Er weiß immer noch nicht was Gajeel vorhat, für seinen Geschmack scheint er auf irgendeine Art und Weise auf Levy fixiert zu sein.
Als die anderen ihn rufen, reißt er sich von ihrem Anblick los und stellt seine Gedanken darüber ein. Nur kurz schaut er noch zu Gajeel nach oben, der ihn nicht bemerkt zu haben scheint. „Was führst du im Schilde…? Was hast du mit meiner Levy vor…“ fragt sich Jet im geheimen, wendet seinen Blick wieder ab und begibt sich endlich zu den anderen.
Fast zwei Wochen sind nun seit der Rückkehr vergangen. In den ersten Tagen hat Jet, Levy noch in Ruhe gelassen und sie hier ankommen lassen. In der Zeit hat sie ihnen alles über die Geschehnisse auf der Insel erzählt. Auch von dem heroischen Kampf, von Gajeel gegen zwei Mitglieder von Grimoire Heart.
Jet bekommt jedes Mal einen dicken, fetten Klos im Hals wenn Levy von ihm spricht. Zu gerne würde er wissen was noch zwischen ihnen auf der Insel passiert ist. Levy war in der Vergangenheit immer normal auf Gajeel zugegangen und das wo er ihr, so wie ihm und Droy, schreckliches angetan hat, als er noch zu Phantom Lord gehört hat. Jet ist es damals schon aufgefallen, sie hatte ihn immer mit ihren Blicken gesucht. Ein leicht enttäuschter Gesichtsausdruck war auf ihrem hübschen Gesicht wenn er nicht da war, und ein heimliches Lächeln wenn er da war. Jet weiß genau das Levy durchaus an diesem Kerl interessiert ist und das wurmte ihn damals schon gewaltig. Dazu kam, das Gajeel sich nicht unbedingt abgeneigt zeigte, oder war es einfach nur seine Art normal mit ihr umzugehen?
Jet wird nicht schlau aus dem Dragon Slayer. Auf dem Schiff nach Hause hat er sie besorgt beobachtet, und jetzt ist von dem Schwarzhaarigen keine Spur. Wo Jet darüber nachdenkt so hat Gajeel sich gleich nach ihrer aller Rückkehr von ihr distanziert. Sie in Ruhe gelassen, sich nicht eingemischt und auch ihm und Droy ist er aus dem Weg gegangen, wenn möglich. Auf Fragen zu den Geschehnissen hat er immer nur kurz und knapp geantwortet, so wie seine Art eben ist. Nun ist Gajeel seit Tagen nicht mehr in der Gilde aufgetaucht. Von Mirajane, die die Theke wieder übernommen hat, weiß er das er wohl auf Missionen unterwegs ist. Jet muß bei dem Gedanken leicht schmunzeln. Er kann sich nicht vorstellen, das Gajeel bei dieser Art von Aufträgen, die für die Gilde abfallen, ausgelastet ist.
Interessiert wendet er sich nun Levy zu, die schon die ganze Zeit an einem der hinteren Tische sitzt und in irgendwelchen Büchern blättert. Zuvor hat er sie noch beobachtet wie ihr Blick kurz über den kleinen Gildenraum huschte, um diesen Dragon Slayer vielleicht irgendwo auszumachen. Doch sie hat es gleich aufgeben und sich wieder ihren Büchern zugewandt, in denen sie schon seit ihrer Rückkehr blättert.
Als er sie einmal fragte ob sie etwas Bestimmtes suchte, kam sie ihm so ertappt vor, jedenfalls wurde sie leicht nervös. „N… nichts Besonderes!“, hatte sie gestammelt und ihr Notizbuch zugeschlagen. Sofort hatte sie das Thema gewechselt und war wieder bester Laune. Jet hat sich in der ersten Zeit davon beruhigen lassen. Levy scheint die Selbe geblieben zu sein, auch wenn sie Sieben Jahre eingefroren war und von ihnen getrennt war. Bei den Partys welche die ganze erste Woche überdauerten, war sie so wie immer, so wie damals. Sie hat gelacht, getanzt und ihre gute Laune verbreitet. Sie schien Glücklich.
Doch das ist sie nicht. Seit ein paar Tagen macht Levy einen ziemlich niedergeschlagenen Eindruck auf ihn. Sämtliche Bemühungen etwas aus ihr heraus zu bekommen sind bis heute gescheitert. Droy hatte es gestern das letzte mal versucht und ihr noch mal klar gemacht das sie mit all ihren Problemen zu ihnen kommen konnte. Das war damals so und ist es auch heute noch. Levy scheint große Sorgen zu haben, doch sie lässt nicht mal im Ansatz erkennen welche.
Jet seufzt leise und beobachtet sie aus dem Augenwinkel, während er zum Requestboard geht um sich die paar neuen Aufträge anzusehen. Er hat vor, ihr erneut einen Antrag zu machen. Er hofft dass sie wenigstens ein Date mit ihm, nicht abschlagen würde. Aber so wie es ihr im Moment geht, kann und will er sie damit nicht überfordern, so hat er dieses Ziel verschoben.
Am Requestboard hängt ein kleiner Auftrag der ihm ins Auge sticht. Eine kleine Geldsumme und ein seltenes Buch gibt es zu ergattern und er nimmt den Zettel von der Wand. Das wäre genau das Richtige für Levy. Natürlich hat er vor, sie so von ihren Sorgen und Gedanken, von denen sie nichts preisgeben will, abzulenken.
Frohen Mutes und mit einem Lächeln im Gesicht, macht er sich auf und unterbreitet ihr den Vorschlag. Levy reagierte erst ziemlich überrascht und überfordert. Mit der Lüge, schlimme Kopfschmerzen zu haben, packt sie ihr Zeug zusammen und verlässt die Gilde.
An der Theke schlägt Jet seine Faust auf die Abstellfläche. „Verflucht!!“, entkommt es ihm und Droy seufzt dabei. Auch seinen Versuch gestern, sie für eine Mission zu begeistern, hat so ähnlich geendet. „Was ist nur los mit ihr?“, stellt Jet seine Frage in den Raum. „Sie hat es uns damals immer gesagt wenn ihr etwas Sorgen bereitet hat, warum ist das jetzt anders? Sind wir ihr zu lästig? Oder sind wir ihr am Ende zu alt?!“, Jet ist sichtlich verzweifelt, während er bei Mira ein Bier bestellt. „Jetzt übertreib mal nicht…“, kommt es ruhig von Droy, der schon die ganze Zeit den Muffin in der Vitrine vor ihm anstarrt. Noch beherrscht er sich und es bleibt beim ansehen. „Sie wird sich schon beruhigen… ich könnte mir vorstellen das sie erst mit der ganzen Situation fertig werden muß…“, erklärt er ihm und löst seinen Blick vom Muffin, ehe er Jet anlinst.
„Meinst du? Was ist wenn sie unser Team verlässt…?“, befürchtet Jet als nächstes. „Red keinen Blödsinn! Und selbst wenn… wir könnten sie nicht aufhalten. Sie muß selbst wissen was Gut für sie ist…. Auch wenn es für uns schwer ist…“, Droy weiß besser als jeder andere wie Jet sich fühlt. Nur hat Droy die Hoffnung, so etwas wie Liebe von Levy zu erhalten, längst aufgegeben. Sie sind nach wie vor nur so etwas wie Brüder für sie und Jet sollte sich endlich damit abfinden.
„Ich finde auch ihr solltet ihr Zeit lassen…“, erklingt nun diese klare, allwissende Stimme von Mira, die gerade an den Zapfhähnen zu werke ist. „Levy ist kein Kind mehr, sie ist stark und sie weiß was sie will…“, kommt es von Mira mit Nachdruck, während sie den beiden jeweils einen Krug Bier hinstellt. „Seid einfach für sie da wenn sie Freunde oder… große Brüder braucht“, Mira´s Lächeln ist so klar und ehrlich wie immer, als sie ihnen diesen Rat erteilt. Sie hat Levy auf der Insel erlebt. Sie ist keine Frau die so leicht aufgibt oder sich klein kriegen lässt. Dazu ist ihr auch noch etwas anderes aufgefallen. Sie hat gesehen was nur wenige gesehen haben. Sie weiß, wen Levy ansieht und an wen sie sich in ihrer Traurigkeit anlehnen will. Ob dieser jemand das kapiert oder überhaupt bemerkt ist eine andere Frage. „Geht aufs Haus!“, hängt sie dem noch an und linst die Krüge an, ehe sie geht um eine andere Bestellung anzunehmen.
Jet und Droy haben sich von Mira´s Worten beruhigen lassen und prosten einander zu, ehe sie sich ihrem Gratisgetränk zuwenden. Levy würde schon von selbst auf sie zukommen wenn es an der Zeit war. Sie würden sie einfach eine Weile in Ruhe lassen, damit sie ihre Gefühle und Gedanken ordnen kann. Das besonders Jet das schwer fällt, ist allen klar die seine Gefühle kennen.
Es ist bereits später Nachmittag als er beschließt doch noch mal kurz nach Levy zu sehen. Mit einem neuen Roman den er kurz vorher gekauft hat und einer kleinen Schachtel Schokolade, ist er nach Fairy Hills aufgebrochen und musste unverrichteter Dinge wieder gehen weil Levy spazieren ist und niemand genau weiß wo sie hingegangen ist. Er lässt das Buch und die Schokolade in Laki´s Obhut und hat im Sinn einfach nach Hause zu gehen. Dabei lässt er sich allerdings ebenfalls zu einem kleinen Spaziergang hinreißen. Er macht sich doch viele Gedanken und Sorgen und da ist ein Spaziergang an der frischen Luft besser, als sich allein in den eigenen vier Wänden zu verkriechen.
Ohne auf den Weg zu achten, kommt er am Park am Südlichen Tor der Stadt vorbei. „Hui… bin ganz schön weit gelaufen…“, meint er dann erstaunt und entscheidet sich doch ein wenig in den Park runter zu gehen. An der Treppe die runter zum Park führt, trifft es ihn wie ein Schlag. Er taumelt vor Schreck ein paar Schritte zurück, er ist im ersten Moment nicht fähig zu atmen. Ihm ist, als würde ihm das Herz in seiner Brust zerspringen.
Jet´s geweiteten Augen starren auf das Paar unter jenem Baum, inmitten des Parks. Levy hat sich an Gajeel´s Brust verkrochen und scheint ihm unter Tränen etwas zu erzählen. Auf dem Gesicht des Dragon Slayer´s liegt ein seltsamer, sanfter Ausdruck während er Levy über den Rücken streichelt. Jet wird von vielen Gefühlen heimgesucht. Entsetzen, Verzweiflung und nicht zuletzt immenser Wut, die in ihm hoch kocht.
„Was fällt dem Bastard ein?! Wie kann er es wagen ihre Lage nur so schändlich auszunutzen?!!“, schießt es ihm durch den Kopf. Als Gajeel, Levy küsst will Jet am liebsten runter stürmen und Levy aus seinen Fängen befreien. Jet ist dabei egal, ob Gajeel ihn dafür in der Luft zerreißen würde. Gajeel soll Levy nicht bekommen! Jeder, nur nicht er! In seiner Wut läuft er auf der Stelle hin und her, er will seine Gedanken grade in die Tat umsetzen als er Levy überrascht aufschreien hört. In Panik stürzt er zurück zur Treppe und stutzt.
Ist das ein Lachen das über den Park zu ihm hallt?
Levy´s Lachen… das er seit vor über Sieben Jahren nicht mehr so schön, so aufrichtig und ehrlich gehört hatte? Es muß so sein, denn auch Levy´s Gesicht besteht aus einem einzigen Lachen, während sie sich in Gajeel´s Schneidersitz windet, während er sie frech angrinst und sie neckisch ärgert. Als die Zwei sich wieder Küssen, wendet Jet sich mit geballten Fäusten und knirschenden Zähnen ab. Schon bald, erschlafft sein Körper, er schleppt sich geknickt und am Boden zerstört davon.
„Warum? Warum gerade er?!“, tobt es hinter seiner Stirn und dabei ist es doch nichts neues so wie Levy den Dragon Slayer immer angesehen hat. Nun, wo er die Tatsachen mit eigenen Augen gesehen hat, trifft es ihn dennoch hart und er meint sich auflösen zu müssen so groß ist der Schmerz in seiner Brust. Noch schlimmer als die Tatsache das Levy sich in Gajeel verliebt hat, ist allerdings das er wusste wie man sie zum lachen bringt.
Gajeel hat geschafft, was er und Droy nicht zustande gebracht haben und das wo sie sie seit Kindesbeinen her kennen. Wo sie seit Jahren ein Team waren und dachten alles übereinander zu wissen. Dachten, niemand könnte sich zwischen sie stellen.
Dieser verfluchte Dragon Slayer… hat es getan…
In den nächsten Tagen ist Jet ziemlich niedergeschlagen. Er versucht Levy oder Gajeel so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Droy hat er von seiner Sichtung erzählt und dieser war ebenso entsetzt und verletzt wie er selbst. Ansonsten hat er sich niemandem anvertraut. So wie er die Dinge richtig beobachtet hatte, machen Levy und Gajeel selbst noch ein Geheimnis daraus, ehe sie es den anderen offenbaren würden. Nicht mal Lucy, Levy´s beste Freundin weiß etwas davon.
Jet weiß, es ist nicht an ihm es öffentlich zu machen. Und wer weiß? Vielleicht testen die zwei ja auch nur ob ihre Beziehung überhaupt Bestand hat, ehe sie es irgendjemandem erzählen. „Beziehung“, allein bei dem Gedanken daran, dreht sich Jet der Magen um. Er kann es sich nicht vorstellen, nicht die Beiden. Aber er hat die Hoffnung noch nicht begraben. Früher oder später würde Levy erkennen, das Gajeel nicht der Richtige für sie ist. Dann würde er an ihrer Seite sein und sie trösten.
Jet erschaudert bei dem Gedanken, wie durchtrieben er doch wäre. Er ist über sich selbst erschrocken, wie eifersüchtig er doch ist. Jedes Mal wenn er Levy ansieht, könnte er weinen vor Schmerz. Anders wenn Gajeel in seinem Blickfeld auftaucht. Die Wut in seinem Bauch züngelt ihm bis zum Hals und er würde den Dragon Slayer, der es gewagt hat seine Levy anzurühren, am liebsten hier sofort und vor allen eine runter hauen. Jet weiß, er hätte keine Chance gegen ihn. Er ist in den Sieben Jahren zwar um einiges stärker geworden, doch gegen Gajeel hätte er noch immer keinen Meter zu gewinnen. Jet hat keine Zweifel. Gajeel würde ihm das Genick brechen… er würde ihn einfach umlegen und irgendwo verschwinden lassen.
In all seinen fürchterlichen Tagträumen hat er nicht bemerkt das Gajeel vor seinem Tisch steht. „Sag mal hab ich irgendwas im Gesicht oder warum starrst du mich die ganze Zeit so dämlich an?!“, knurrt dieser ihn halblaut an. Jet war auf seinem Stuhl in eine aufrechte Position gerutscht. „Nein… es ist nichts. Ich war nur in Gedanken“, Jet´s versucht seine Stimme so ruhig wie möglich zu halten. Er hat nicht vor hier und jetzt einen Streit oder eine Schlägerei vom Zaun zu brechen, obwohl sein Innerstes danach schreit. „Dann ist ja gut…“, kommt es von Gajeel lediglich in seinem typischen desinteressierten Ton, ehe er sich abwendet und das Gebäude verlässt.
„Das war ziemlich knapp…“, murmelt Droy ihm zu, der Sicherheitshalber in Jets nähe Stellung bezogen hatte. „Reiß dich etwas zusammen! Oder legst du es drauf an?“, ermahnt er ihn noch, ehe er Jet wieder sich selbst überlässt.
„Drauf anlegen…“, wischt sich Jet fahrig übers Gesicht und erhebt sich. Nichts wäre ihm lieber als Gajeel so richtig die Fresse zu polieren. Doch genauso weiß er auch das Levy das verletzen würde. Das weiß Jet genau, er hat sie ja die letzten Tage seit dem Vorfall im Park genau beobachtet.
Levy´s Laune ist seitdem um vieles besser, sie lacht auch viel häufiger und ihre Augen strahlen förmlich. Sie verrät sich in keiner Weise, aber wenn man sie gut genug kannte und ihre Gesichtszüge so studiert hat wie er, ist es überdeutlich das sie sehr verliebt ist.
Bei Gajeel hat er keine Ahnung. Nicht das er ihn interessieren würde, doch auch ihn hat er die ganze Zeit über beobachtet, wenn dieser es halt zulässt. Gajeel verhält sich wie immer. Er ist still, unauffällig immer gleich düster und desinteressiert an allem. Nur einmal, meint er ein seichtes Lächeln auf den Lippen des Dragon Slayers gesehen zu haben, als sich sein Weg zufällig mit dem von Levy gekreuzt hat.
Die zwei sind wahre Weltmeister darin ihre Zuneigung füreinander vor allen Anderen Geheim zu halten. Das einzige Mal wo Jet es zu auffällig fand war, als Gajeel sich in die Bücherei begab um etwas nachzuschlagen und sie einige Zeit später mit diesem bestimmten Grinsen wieder verließ. Dabei war Levy, die eine ganze Stunde später aus dem Keller kam viel auffälliger weil sie ihr Haarband auf einmal als Halstuch missbrauchte. Sie war wohl der Meinung das es niemandem auffallen würde. Würde es auch niemandem, außer es handelte sich dabei um ihn selbst, wo er jeden Tag genau wusste was sie anhatte und wie sie ihr Haar trug.
Jet fragt sich, ob sie allen ernstes bis nach den Magischen Spielen warten wollen ehe sie es hinausposaunen und er mit Mitleidigen Blicken gesegnet werden würde. Ein tiefes Seufzen dringt aus seiner Kehle, während er die Gilde verlässt. Er hält es im Moment nicht hier aus. Nicht in ihrer Nähe. Er muss seine Gedanken und seine Sorgen neu ordnen. Seine Sorgen… denn die sind auch nicht ohne. Immerhin handelt es sich um Gajeel, in den sich Levy verliebt hat. Jet traut ihm nicht, hat er noch nie. Er befürchtet dass er irgendwas im Schilde führt. Er müsste Gajeel etwas mehr bespitzeln um etwas herauszufinden. Die Chance dabei von ihm getötet zu werden bestünde allerdings auch noch. Jet ist in einer Zwickmühle, aber für Levy würde er sogar in den Tot gehen. Seufzend geht er nach Hause um sich einen idealen „Schlachtplan“ für sein Vorhaben auszudenken.
Seit Tagen versucht er nun schon irgendetwas heraus zu finden. Er beobachtet Levy und Gajeel bei ihren heimlichen Treffen, auch wenn es ihm schwer fällt dem beizuwohnen. Zum Glück ist der Dragon Slayer, Levy noch nicht an die Wäsche gegangen denn da hätte Jet nicht gewusst ob er sich zurück halten hätte können. Auch Droy hat er gebeten ein Auge auf die Zwei zu haben wenn es ihm möglich war, doch dieser wollte davon nichts wissen. „Ich bin ja nicht lebensmüde!“, hat er gesagt und es dabei belassen. Droy wollte nicht so weit gehen und den Zorn von Gajeel auf sich lenken, nur weil er ihm hinterher spioniert. Droy würde einfach in der Gilde etwas aufmerksamer sein, hat er ihm versichert.
Aber bis jetzt verlief alles ganz harmlos. Meistens trafen sie sich am Strand oder im Park. Bis jetzt waren sie einmal gemeinsam essen gewesen und da ist Lily dabei gewesen. So wie es aussieht besteht wirklich keine Gefahr. Der Gedanke das Gajeel es am Ende wirklich ernst mit Levy meinen könnte, nimmt in Jet immer mehr und mehr Gestalt an. Allerdings kann er sich einfach nicht damit abfinden. Es muss einen Hacken an der ganzen Geschichte geben.
So folgt er den Beiden auch diesen Abend zu ihrem Treffen. Jet ist etwas verdutzt als die zwei sich verabschieden. Erst da fällt ihm ein, das sie morgen ja alle zu ihrem Trainings-Camp aufbrechen würden, um sich für die magischen Spiele vorzubereiten.
Als sich Levy und Gajeel zum Abschied küssen, wendet Jet sich ab. Mittlerweile hat er bereits so etwas wie Anstand und Respekt dafür entwickelt. Als Gajeel außer Sicht ist beobachtet er Levy, die sich nun auch fröhlich abwendet und in Richtung „Fairy Hill“, davon hopst. Sie hat sich gut seit damals erholt. Sie glänzt und Lacht genau wie früher. Es scheint fast als wäre sie aufgeblüht.
Nur schwer reißt Jet sich von ihrem Rücken los und beschließt nun Gajeel zu folgen. Er hat eingesehen dass er es ernst meint, und doch hat er ein seltsames Gefühl bei dem Ganzen. Vielleicht würde Gajeel ja gar nicht auf dieses so genannte „Geheim-Training“ gehen, sondern ganz andere Pläne verfolgen? Jet will wenigstens wissen in welche Richtung sich Gajeel davon macht und folgt ihm bis zum Ende der Straße, die aus der Stadt führt.
„Wir werden verfolgt…“, flüstert Lily der nun auf Gajeel´s Höhe geflogen kommt. „Ich weiß…“, antwortet Gajeel flüsternd und seine Begeisterung darüber ist ihm deutlich anzusehen.
„Ok…“, Gajeel bleibt abrupt stehen. So konnte das nicht weiter gehen. Er hat keine Lust diesen Typen irgendwann noch zwischen sich und Levy im Bett liegen zu haben. „Hey! Komm raus! Ich weiß das du da bist!“, ruft Gajeel, ohne sich auch nur umzudrehen.
Jet sieht ein, dass es wohl keinen Sinn hat so zu tun als hätte er ihn nicht gehört. Leise seufzend und sichtlich ertappt, stolpert er aus dem nächsten Gebüsch links von ihnen. Jet ist sich Sicher, er würde jetzt hier sterben müssen.
„Warum zum Teufel hängst du an mir wie eine Klette?!“, fährt Gajeel gleich mal über Jet hinweg und baut sich mit verschränkten Armen vor ihm auf. „Ich geh schon mal vor…“, kommt es von Lily, der sich da nicht mit reinziehen lassen will. „Nein! Du bleibst schön hier!“, Gajeel packt seinen Partner bei den Worten am Schwanz und hält ihn zurück. „Ich brauch dich als Zeugen! Ich brauch keine Schuldzuweisungen wenn dem Typen was passiert bevor er zurück zur Gilde kommt!“ redet er Lily ins Gewissen und dieser gibt seufzend nach. „Wie lange willst du das Ding noch durchziehen? Hast du vor dich zwischen uns ins Bett zu legen wenn wir mal so weit sind?!“, fixiert er Jet mit verärgerter Miene.
Jet erwidert seinen Blick fest und baut sich ebenfalls mit verschränkten Armen vor ihm auf. „Was hast du mit Levy vor?!“, kommt er gleich auf den Punkt. „Mh… mal überlegen… was würdest du denn mit ihr vorhaben? Ihr schöne Dinge kaufen… sie verwöhnen? Sie küssen? Ihr die Kleider vom Leib reißen und…“, hätte Gajeel am liebsten provokant aufgezählt, allein schon nur um Jet noch mehr auf die Palme zu bringen, aber er schweigt und wartet ab was er noch zu sagen hat.
„Was führst du im Schilde? Ich kann mir nicht vorstellen das du es wirklich ehrlich mit ihr meinst! Genau wie damals als du dich als ihr Partner aufgedrängt hast, du denkst nur an deinen eigenen Vorteil! Du spielst nur mit ihr und das hat sie nicht verdient!“, sämtliche Anschuldigungen sprudeln wie ein Wasserfall aus Jet heraus bis er zum Ende kommt. „Eines sag ich dir… wenn du sie zum weinen bringst… oder ihr weh tust… dann bekommst du es mit mir zu tun! Hast du gehört?!“, mittlerweile steht Jet direkt vor Gajeel und funkelt ihn zornig an.
Gajeel schaut ihn fragend an, so wie Jet gerade keucht und um seine Fassung kämpft, scheint er am Ende seiner Predigt zu sein. „Meine Güte… bei deinen Drohungen mach ich heute bestimmt kein Auge zu…“, Gajeel kann sich diesen trockenen Kommentar einfach nicht verkneifen. „Nimm mich verdammt noch mal Ernst du Ochse!“, fährt Jet wieder auf und wendet sich knirschend ab.
Gajeel weiß um Jets Gefühle für Levy, doch dass er sich eines Tages selbst damit auseinander setzen müsste, hätte er nie gedacht. Kaum merklich seufzt er und fixiert Jet nun mit seinem stechenden Blick. „Was geht dich das überhaupt an?“, fragt er ihn nun und schaut auf Jet hinab, dessen Augen sich weiten. „Levy kann auf sich selbst aufpassen, du solltest ihre Entscheidungen akzeptieren. Sie ist nicht euer Eigentum!“, schnaubt der Dragon Slayer und wendet sich etwas ab.
Jet zittert, er wird unsicher. „Was mach ich hier bloß?“, Jet erkennt wie Recht Gajeel doch hat. Was für ein Freund ist er nur wenn er die Handlungen der Person, die er mehr liebt als alles andere, so in Frage stellt? Wie groß sind sein Vertrauen und sein Glaube bloß in Levy? Jet geht in die Knie.
„Ich… ich liebe sie... Ich habe sie immer geliebt!“, kommt es von Jet, dem Tränen in die Augen steigen. Gajeel horcht auf. Er wusste ja dass Jet es mitnehmen würde, wenn Levy sich in jemand anderen verlieben würde, aber nicht dass Jet so ausrasten würde. Er hat fast schon ein wenig Mitleid mit ihm, aber nur fast. „Ich hätte alles für sie getan… ich habe all die Jahre auf sie gewartet… sie… sie würde es bei mir gut haben…“, immer schwerer fällt es Jet, seine Tränen zurück zu halten, aber er schluckt sie Tapfer hinunter. „Und… und dann wirft sie sich einem Kerl wie dir an den Hals!“, mit vor Wut funkelnden Augen, schaut Jet zu Gajeel auf.
„Ich zwinge sie zu nichts…“, antwortet dieser nur ruhig.
„Ich hab noch nie kapiert… wie sie dir das damals verzeihen konnte…“, kommt er auf die Sache zu sprechen, wie Gajeel ihr ganzes Team verprügelt und an den Baum im Park gekreuzigt hat. Gajeel lächelt dabei seicht. „Komisch…scheinbar sind wir wenigstens da der selben Meinung…“, es ist ein bitteres Lächeln, das sich auf Gajeel´s Zügen zeigt. Jet sieht so etwas zum ersten Mal an ihm. „So ist sie wohl einfach…“, hängt Gajeel dem an und schaut auf den Weg vor sich, den er noch zu gehen hat. Die Sonne steht bereits sehr tief, der Weg und die Stadt die hinter ihnen liegt, sind in das rote Licht der Abenddämmerung getaucht. Lily sitzt auf einem großen Stein am Wegrand und beobachtet die Szene schweigend. Er bemerkt wie die Stimmung der Beiden sich ändert, ruhiger wird.
„Du… liebst sie?“, bricht Jet´s Stimme, die auf einmal fester klingt als zuvor, die Stille. Jet, der mittlerweile aufgestanden ist, hat immer noch Tränen in den Augen, aber sie versiegen. Gajeel´s Kopf ruckt zu ihm hinüber, aber er schaut sogleich wieder weg. Er weiß ihm keine wirkliche Antwort zu geben. „Liebe…?“, flüstert der Dragon Slayer kaum hörbar. „Wenn man… jemanden nicht aus dem Kopf bekommt… nennt man das so?“, fragt er ohne sich zu Jet umzudrehen und ohne eine Antwort zu erwarten. Die Antwort, kennt er doch bereits. Jet bemerkt zum ersten Mal, das man auch normal mit ihm reden kann. Vielleicht ist er ja doch nicht so ein schlechter Kerl? Es muss etwas an ihm sein, das nicht ganz so schlecht ist wie er immer gibt, anderen falls würde Levy ihn nicht lieben.
„Möglich…“, antwortet dieser nur und senkt seinen Blick. Er hatte es gewusst, aber nicht glauben wollen. Gajeel... er liebt sie vermutlich wirklich aufrichtig. Und es ist Levys Entscheidung, und gegen die kann und will Jet sich nicht auflehnen. Er würde sie gehen lassen müssen, so wie er es schon vor Sieben Jahren hätte tun sollen. Eine seltsame Stille legt sich über die drei Personen am Rand der Stadt. Die Sonne ist fast am Horizont verschwunden, sorgt für kontrastreiche Lichtspiele und Schatten.
„Du… wirst sie beschützen… nicht wahr?“, Jet schaut nun mit festem Blick in Gajeel´s Richtung, der sich ihm noch immer abgewandt hat. „Du stellst Fragen!“, bemerkt Gajeel beiläufig und wendet sich nun zu ihm um. Die Sonne in seinem Rücken ist Blutrot, wirft viele Schatten auf sein Gesicht. Das Dämmerlicht lässt seine ohnehin schon roten Augen noch mehr glühen als sonst. „Zu Gott und Teufel würde ich werden!“, Gajeel´s Stimme ist dunkel, drohend, seine Überzeugung fest. Er würde niemandem erlauben ihr Schaden zuzufügen. Derjenige würde nicht ungestraft, nicht lebendig, davon kommen.
Jet gefriert bei seiner Erscheinung fast das Blut in den Adern und doch ist da eine seltsame Erleichterung in ihm. „Gut…“, meint er nur und bringt sogar ein Lächeln zu Stande. „Wars das jetzt mit der Fragerei, Schwieger-Papi? Wir sind in Eile!“, Gajeel ist nun sichtlich genervt. Er hatte nicht vor, sich so lange von ihm aufhalten zu lassen, wusste aber auch das es notwendig war. Am Ende wäre Levy auch noch ins Kreuzfeuer geraten, so hat er es eher mehr für sie als für sich selbst getan.
„Ja…“, meint Jet ruhig. „Aber vergiss nicht, wenn du sie verletzt, fordere ich dich heraus!“, zeigt Jet mit dem Finger auf Gajeel und dieser grinst diesmal nur. „Das will ich dir auch geraten haben!“, mit diesen Worten wendet Gajeel sich ab, nimmt seine Tasche wieder auf, die er beim Beginn von Jet´s Predigt abgestellt hatte, und macht anstallen zu gehen. Plötzlich hält er abermals inne.
„Jet…“, nennt Gajeel ihn beim Namen und Jet schaut verwundert auf. Es ist das erste mal, dass er ihn bei seinem Namen anspricht. „Pass auf sie auf… während ich nicht da bin!“, linst Gajeel über seine Schulter zurück zu ihm. „Aber lass die Pfoten von ihr!“, setzt er nach und sein Blick ist so düster, dass Jet es durch Mark und Bein geht. „Mach dir keine Sorgen…“, hebt Jet kurz die Hand zum Abschied und sieht ihnen eine kurze Zeit nach, ehe er sich ebenfalls abwendet und in die Stadt zurückgeht.
Mit seltsam leichten Schritten, geht Jet nach Hause. Ihm ist, als wäre ein ganzer Berg Steine von seinem Herzen gefallen. Er wollte es lange nicht wahr haben, aber Gajeel hat Recht. Er muss Levy ihren Weg gehen lassen. Auch auf die Gefahr hin das sie verletzt werden würde. Liebe kann man nicht erzwingen, Levy würde darunter leiden. Es hat keinen Sinn ihr ewig nachzustellen wo sie keine solchen Gefühle für ihn hegt. Noch nie solche Gefühle für ihn hatte. Jet würde sie aus dem Hintergrund beschützen, für sie da sein wenn sie einen Freund braucht, aber er würde ihr niemals mehr seine Liebe gestehen oder sie bedrängen. Seine Liebe für sie, wird ewig wehren, doch nur heimlich, tief in seinem Herzen.
Tränen der Erleichterung tropfen von seinen Wangen, der Schmerz wird noch eine Zeit lang andauern, aber so lange Levy Glücklich ist, würde er nur noch einer ihrer Freunde sein. Nun versteht er auch den Titel eines Buches, das Levy vor vielen Jahren einmal gelesen hatte. Er fühlt sich wie eine Figur in diesem Buch, von dessen Inhalt sie ihm erzählt hatte. Er spürt das „Leid der wahren Liebe“
Ende
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Lest auch die Bonus-Story! ^-^
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Lest auch die Bonus-Story! ^-^
Haha lol ^^ an ein paar stellen hab ich jet doch glatt für schwul gehalten XD aber das hab ich in letzter Zeit öfter :P einfach alles gay gay gay
AntwortenLöschen... dabei mag ich yaoi nicht mal XD dafür deine storys umso mehr ^^