Sonntag, 3. August 2014

Einsamer Stern (FF zu "Magie kann ein Fluch sein")

Ich überlege grade ob es in der Fanfiction-Branche den Begriff "Blockbuster" eigentlich gibt. Wenn ja, dann lege ich euch hiermit einen vor... diese FF ist der Wahnsinn meine lieben Leser und geschrieben hat sie mein lieber Inu.

Die Geschichte könnte ein perfekte Fortsetzung meines Originals sein...
Aber ichh denke, ich halte mich vor dieser FF am besten kurz... gute Unterhaltung bei seinem Vorwort und seiner genialen Fanfiction! (Taschentücher nicht vergessen!)

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Titel: Einsamer Stern
Länge: 3.462 Wörter
Genre: One Shot, Drama, Angst
Serie: Fairy Tail

Schon wieder eine neue Geschichte? Ganz richtig! Und wo ich gestern noch meinte, dass ich nichts mehr zu NaLu schreibe, gibt es in dieser Geschichte dann doch ein wenig dazu. Ich bezweifle nur, dass es irgendjemanden freuen wird...

Diese Geschichte ist ein Geschenk an Rave, die in der Mitmach-Aktion zu ihrer wunderbaren und unsagbar traurigen Geschichte "Magie kann ein Fluch sein" dazu aufgerufen hat, die eigenen Ideen zur Geschichte in Worte zu fassen. Diese Idee hier kam mir sofort, nachdem ich ihre Geschichte gelesen hatte, also konnte ich nicht anders, als sie zu tippen.

Achtung! Ihr werdet diese Geschichte hier nur richtig verstehen können, wenn ihr vorher Raves Geschichte gelesen habt. Außerdem sind harte Nerven erforderlich, denn fröhlich geht es hier nicht gerade zu. Taschentücher findet ihr im Anhang!

Coloration von Natsu9555 


Einsamer Stern


Der Kontinent Fiore.
Wir schreiben das Jahr X403.

Es ist eine friedliche Zeit. Die Menschen leben in einfachen Verhältnissen, einige wenige von ihnen haben die Gabe der Magie in die Wiege gelegt bekommen und nutzen diese Kraft, um anderen zu helfen. Die Welt hat schon viele Kriege gesehen, einige davon schlimmer als andere, manche so verheerend, dass die Welt unterzugehen schien... doch sie hat überlebt.

Inmitten dieser friedlichen Zeit beginnt sich etwas zu regen, das lange Zeit geschlummert hat...

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Lucy öffnete langsam die Augen. Ihre Lider fühlten sich unsagbar schwer an, so schwer, als würde sie aus einem ewigen Schlaf erwachen. Sie brauchte eine gefühlte Unendlichkeit, bis ihre Augen offen waren, und dann noch eine weitere Unendlichkeit, bis sie sich an das Licht gewöhnt hatte und aufhören konnte zu blinzeln.

Licht?
Wo war sie, dass das Licht so hell auf sie herab schien? War sie etwa mitten in der Wildnis eingeschlafen? Vielleicht war sie mit Natsu auf einer Mission und sie hatten wieder einmal vergessen, Geld für eine Pension mitzunehmen...

Natsu?
Wenn er bei ihr wäre, dann hätte sie ihn sicher schon gehört. Wenn er wach war, dann war sein Lärm kaum zu überhören. Und wenn er schlief, dann konnten andere bei seinem Schnarchen kaum ein Auge zu tun. Aber irgendwie hatte sie sich ja doch daran gewöhnt und inzwischen musste sie zugeben, dass es ihr sogar ein wenig niedlich vorkam, wie Natsu alle Viere von sich streckte und erst leise, dann immer lauter zu schnarchen begann...

Ein heller Blitz.
Lautes Grollen, lauter als alles, was Lucy je gehört hatte.
Dann eine riesige Feuersbrunst, die alles zu verschlucken drohte. Lucy hatte nach ihren Schlüsseln gegriffen, aber ihre zittrigen Hände, vollkommen von der Angst übermannt, hatten sie fallen gelassen.
Natsu drehte sich zu ihr um, sah sie mit einem Blick an, den Lucy bei ihm noch nie gesehen hatte. Angst. Furcht sogar. Entsetzen. Trauer. Reue...?

Als Lucy endlich ihre Augen geöffnet und sich an das Licht gewöhnt hatte, wurde ihr erst klar, dass sie nicht auf einer Wiese oder in einem Wald eingeschlafen war. Sie merkte, dass sie eingeengt war, konnte sich kaum bewegen, nicht einmal den Kopf drehen. Wo war sie? Es drang Licht zu ihr hindurch, aber es war gefiltert, wie der Blick, den man hatte, wenn man unter Wasser war und zur Sonne hinauf blickte...

„Ich will hier raus...“, murmelte sie leise und begann, sich wild hin und her zu drehen. Mit jeder Sekunde, die sie nicht frei kam, wurde sie panischer, drehte sich heftiger.

„Ich will hier raus! Ich will hier raus! Ich. Will. Hier. RAUS!!“ Die letzten Worte schrie sie, hämmerte mit jedem Wort gegen das, was sie einengte. Sie hörte ein Knacken, dann ein Brechen, zum Schluss ein Splittern – und war frei.

Sand rieselte auf sie hinab, vermischt mit Splittern... Glassplitter? Nein, das war kein Glas, es fühlte sich irgendwie anders an... Kristall? Aber warum war sie denn von einer Schicht aus Sand und Kristall bedeckt?

Ein gleißendes Licht durchbrach die glühende Luft der immer näher kommenden Feuersbrunst. Ein warmes Licht, hell und klar wie das der Sterne, aber doch... es war kein Anblick, der Lucy Freude bereitete.
Ihre Schlüssel hatten sich von alleine bewegt, die Geister in ihnen handelten auf eigene Faust. Die Schlüssel schwebten nun vor ihr in der Luft, bildeten einen Ring, von dem dieses Licht ausging.
Lucys Blick wanderte zu Natsu.
Dieser hatte seinen Blick die ganze Zeit nicht von ihr abgewandt.
Er lächelte sanft... warum lächelte er bloß?

Langsam und mit wackligen Beinen stand Lucy auf. Erst jetzt merkte sie, dass der Kristall nicht nur über ihr war, sondern sie komplett eingehüllt hatte. Es sah beinahe aus wie ein Sarg... sie schüttelte sich bei dieser Vorstellung und schob den Gedanken in ihrem Kopf in eine dunkle Ecke. Der Gedanke, dass man sie lebendig begraben hatte, eingeschlossen unter Kristall und Sand, war keine Vorstellung, mit der sie in den Tag starten wollte.

„Natsu? Happy? Wo seid ihr?“

Sie rief unwillkürlich die Namen ihrer Teamkameraden, auch wenn sie sich nicht daran erinnern konnte, ob sie vor dem Einschlafen mit ihnen zusammen gewesen war. Einschlafen... warum hatte sie überhaupt geschlafen? Und wie tief musste sie geschlafen haben, damit jemand sie in diesen Sa... in diesen Kristall stecken konnte?

„Ich schwöre dir, Natsu, wenn das wieder einer deiner dummen Scherze ist...“

In Gedanken malte sie sich schon aus, wie Natsu hinter einer Ecke hockte, versteckt hinter einem Hügel und er und Happy sich gegenseitig die Münder zuhielten, damit sie nicht vor Lachen losprusteten und ihr Versteck verrieten. Bestimmt hatte Natsu sich diesen Streich ausgedacht, weil Lucy ihm einmal erzählt hatte, wie gern ihr das Märchen von der Prinzessin gefiel, die von ihren sieben treuen Freunden in einen gläsernen Sarg gelegt wurde und die dann vom Prinzen wach geküsst wurde...

„So romantisch!“, das hatte sie damals euphorisch gesagt und dafür von Natsu nur einen verständnislosen Blick geerntet.

„Romantisch? Was ist denn bitte romantisch daran, wenn du vergiftet wirst und man dich in einen Sarg legt, in dem dir alle beim Verroten zugucken können?“

Lucy hatte ihn wütend angesehen, geschnaubt und ihm mit dem Märchenbuch einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben. „Man, Natsu! Du kannst einem aber auch alles kaputt machen!“

Als niemand antwortete, ging Lucy ein paar Schritte. Ihre Beine hatten wieder verstanden, dass sie sie tragen sollten, also war ihr Gang schon etwas sicherer. Der sandige Untergrund half allerdings nicht gerade dabei, ihr einen besonders festen Halt zu geben.

„Erza? Gray? Irgendjemand?“

Stille.
Keiner antwortete ihr. Aber wie sollten sie auch? Um sie herum war nichts außer Sand, Dünen und sengender Hitze...

Aber halt! Da war noch etwas! Ein paar dutzend Meter entfernt konnte Lucy ein eingefallenes Gebäude erkennen! Es war mehr eine Ruine als alles andere, aber sie konnte die Umrisse noch gut wahrnehmen. Erst langsam, dann immer schneller rannte sie auf das Gebäude zu, in der Hoffnung, dort einen ihrer Freunde zu treffen. Sie konnte hier doch nicht allein sein!

Als sie die Ruine erreicht hatte, stellte sich allerdings Ernüchterung ein. Keiner ihrer Freunde, kein anderer Mensch, nicht einmal ein Tier war hier. Nur diese Ruine und ein paar Steine, die aus dem Sand emporragten...

Steine?
Das waren keine natürlichen Steinformationen, dafür waren sie viel zu ordentlich... Lucy überbrückte mit ein paar schnellen Schritten die Distanz zwischen der Ruine und der ersten Reihe Steine... und zuckte zusammen.

„Jet... Droy...“, las sie die Namen auf den Steinen vor. „Und... Levy...“ Es war nicht einfach, die Namen zu erkennen, sie waren nicht mit besonderer Handwerkskunst eingemeißelt worden und der Sand und die Hitze hatten ihr Übriges getan, um die Lesbarkeit zu erschweren... aber besonders den dritten Namen erkannte sie sofort. Er war so tief und so deutlich in den Stein gehauen worden, als hätte derjenige, der die Steine hier aufgestellt hatte, sicherstellen wollen, dass er für alle Ewigkeit lesbar war.

Lucys Beine trugen sie weiter, alle Steinreihen entlang. Sie wusste nicht, warum sie das tat, aber ihr Körper handelte wie von selbst. Sie ging vorbei an den Steinen und bemerkte dabei gar nicht das Skellet, dessen Kopf aus dem Sand empor ragte und sie fast schon anzusehen schien. Und mit jedem Namen, den sie auf den Steinen las, jedem Namen, den sie nicht lesen, aber in ihrem Herzen dennoch fühlen konnte, wurde die Gewissheit größer, wurde der Gedanke stärker, den ihr Kopf schon nach den ersten drei Namen gebildet hatte...

Das Licht der Schlüssel hüllte Lucy komplett ein. Sie konnte ihre Augen kaum offen halten, so sehr wurde sie geblendet. Das letzte, was sie sehen konnte, bevor das Licht sie komplett eingeschlossen hatte, war er...
Natsu.
Er lächelte immer noch, wandte nun aber den Kopf ab. Senkte ihn zu Boden. Ergab sich seinem Schicksal.
Dann wurde es erst unerträglich hell.
Und dann für lange Zeit unendlich dunkel.

Lucy hätte aufhören sollen. Sie hätte es einfach dabei belassen sollen, sie wusste doch längst, was das zu bedeuten hatte. Sie war nicht dumm, inzwischen hatte sie Eins und Eins zusammenzählen und sich ihre Schlüsse ziehen können...

Aber sie konnte nicht ruhen.
Nicht... bis sie sie ihn nicht gefunden hatte.

Und hier war er nun. Der Stein, den sie gesucht hatte. Der Stein, den sie am liebsten nie gefunden hätte. Nicht hier, nicht irgendwie, nicht in jedem Leben, das ihr geschenkt worden wäre.

Natsu.

Und unter seinem Namen stand ihr eigener, so wie der von Makarov. Sie waren die einzigen, die sich einen Stein teilen mussten. Ob das zu bedeuten hatte, dass die anderen beiden auch noch am Leben waren, genau wie sie? Oder... oder...

Lucy konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie brach zusammen, genau hier, genau vor diesem Stein, der ihren Tod bestätigte. Aber sie war nicht tot. Sie war noch hier. Sie war am Leben. Und doch wäre sie es lieber nicht.

Die Tränen flossen unaufhörlich, wie ein Gletscherfluss im Frühling, nur all seiner Schönheit und Reinheit beraubt. Sie weinte nicht schön. Sie weinte keine reinen Tränen. Sie spülte all ihre Emotionen heraus, alles, was sie fühlte, allen Schmerz, der sich in ihr ausbreitete, sie zu vereinnahmen drohte... und es dieses Mal auch schaffen würde.

Sie hatte schon so viel durchgemacht... hatte ihre Mutter verloren, dann ihren Vater, hatte einige ihrer Freunde gehen lassen müssen, hatte sogar ihr eigenes, zukünftiges Ich in ihren Armen sterben sehen...
Aber sie war nie allein gewesen. Sie hatte immer jemanden gehabt, der zu ihr stand. Immer jemanden, der an ihrer Seite war.
Die Diener des Hauses.
Die Gilde.
Natsu.
Natsu...

„NATSU!!“ Ihr Schrei war heiser, die Tränen und die Trauer hatten ihr bereits die Stimme geraubt. Und doch war der Schrei so laut, dass er nicht zu überhören war, dass er alles verstummen ließ, in dieser eh schon totenstillen und menschenleeren Wüste...

Eine halbe Stunde lang weinte sie einfach nur, bis ihre Tränen versiegt waren. Eine weitere halbe Stunde schluchzte sie, ohne dass Tränen ihre Augen verließen. Eine dritte halbe Stunde lag sie stumm da, in sich zusammengefallen und schwach.

Dann sprang sie unvermittelt auf und rannte zu dem Sarg zurück. Sie begann unermüdlich im Sand zu graben, kümmerte sich nicht darum, dass der heiße Sand ihre Finger verbrannte oder dass die Splitter des Kristalls ihre Haut aufschnitten. Ihr warmes Blut tropfte zu Boden und färbte den Sand für einen Augenblick rot, bevor es versickerte. Dann, endlich, hatte sie gefunden, was sie gesucht hatte.

Ihre Schlüssel.

Doch es war so gekommen, wie sie es befürchtet hatte. Ihre Schlüssel waren zerbrochen... selbst ihre Geister hatten sie verlassen. Sie ging einen Schlüssel nach dem anderen durch.
Aquarius, Cancer, Virgo, Sagittarius, Taurus, Scorpio, Aries, Gemini, Capricorn.
Mit jedem Schlüssel, den sie in die Hand nahm, sah sie das lächelnde Gesicht des Geistes vor ihrem inneren Auge. Und jedes Mal, wenn sie den Schlüssel zur Seite legte, fühlte sie einen stechenden Schmerz in der Brust, als würde ihr Freund gerade erneut vor ihren Augen sterben.
Crux. Lyra. Horologium. Pyxis. Sogar Plue...

Nur ein Schlüssel war noch unversehrt.
Leo.

Lucys Augen weiteten sich und sie drückte den Schlüssel an ihre Brust, umklammerte ihn so fest, dass sich das Metall in ihre Haut drückte und schmerzende Abdrücke hinterließ. Doch das war ihr jetzt egal. Sie hatte noch einen Freund an ihrer Seite! Sie hatte Loke gefunden!

Von dieser Offenbarung gestärkt stand sie auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und hielt den Schlüssel vor sich.

„Tor des Löwen, öffne dich! Loke!“

Der Schlüssel leuchtete auf und Lucy glaubte schon, Loke erkennen zu können... doch das Licht war wieder verschwunden, ohne dass es etwas geschehen ist.

„Das kann nicht sein...“, murmelte Lucy schockiert.

„Tor des Löwen, öffne dich! Loke!“

Wieder ein helles Licht, das wieder so schnell verschwunden war, wie es erschienen war. Lucy brach erneut auf die Knie zusammen, merkte dabei gar nichts von der Hitze, die ihre nackte Haut an den Beinen verbrannte.

„Öffne dich! Loke!!“ Licht. Nichts. „Öffne dich, verdammt noch mal!“ Licht. Nichts. „Loke, bitte! Bitte komm her!“ Licht... und nichts.

Lucy hätte geweint, wenn ihr Körper es ihr erlaubt hätte. Aber so blickte sie einfach mit leeren, seelenlosen Augen auf den Schlüssel in ihren Händen und konnte nicht glauben, dass ihre letzte Hoffnung nun auch noch verschwunden war. Jetzt war sie wirklich allein...

In diesem Moment schoben sich dunkle Wolken vor die Sonne und verdunkelten die gesamte Umgebung. Ein lautes Grollen ertönte, Sand begann zu rasseln und Lucy hob langsam ihren Kopf an.

Aus dem Sand stieg eine vertraute Gestalt empor. Zuerst konnte sie nur einen Kopf sehen, der von einem beeindruckenden Bart verziert wurde, dann einen Körper und zum Schluss die Beine. Und doch... der König der Stellargeister, der sich da vor ihr aus dem Sand erhob, sah nicht so aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Er war alt geworden, noch sehr viel älter, als er eh schon war. Und er wirkte schwach, konnte sich kaum auf den Beinen halten. Sein massives Schwert hatte er eingetauscht gegen einen Gehstock, auf dem er sich nun aufstützte und zu Lucy hinunter beugte.

„Alter Freund... ich hätte nie gedacht, dass wir uns noch einmal in dieser Welt wiedersehen werden.“

Lucys Augen weiteten sich, dann hatte sie sich wieder gefasst. „Bart-Opa! Nein, König der Stellargeister! Was ist passiert? Warum siehst du so schwach aus? Und was...“ Sie traute sich kaum, die Worte in den Mund zu nehmen, weil sie damit endgültig Realität werden würden: „Was ist mit mir und meinen Freunden passiert?“

Der König der Stellargeister fuhr sich mit seiner freien Hand über den Bart, dann setzte er sich vor Lucy hin. Er war immer noch deutlich größer als sie, aber so konnte er den Abstand zwischen ihnen ein wenig verringern.

„Alter Freund... Du hast in einem schrecklichen Kampf deine Freunde verloren. Sie haben sich geopfert, um einen Feind zu besiegen, der unbesiegbar ist.“

Er machte eine ausschweifende Bewegung und deutete auf die weite Wüste um sie herum.

„Was du hier siehst, das war einst die Stadt, die du deine Heimat nanntest. Diese Wüste war früher die Stadt Magnolia.“

„Unmöglich...“, flüsterte Lucy mehr zu sich selbst als zu ihrem Gegenüber. „Das muss eine Lüge sein... das hier... ist Magnolia...?“

Sie wagte es nicht, sich umzusehen. Es war unmöglich, aber ihr Kopf würde ihr dennoch einreden, dass sie Dinge sehen, Dinge wiedererkennen würde. Sie würde glauben, diese Düne dort hinten ähnele ihrer Wohnung, dieser Streifen Sand dem Kanal, der durch Magnolia geführt hatte, die Ruine in der Entfernung dem Gildengebäude, in dem sie so viele schöne Stunden verbracht hatte...

„Einer deiner Kameraden hat meine alten Freunde darum gebeten, dich zu beschützen. Er hätte den Anblick nicht ertragen, dich sterben zu sehen, alter Freund.“

Jetzt wurde es Lucy alles klar. Natsu... die Bilder, die in ihrem Kopf aufflackerten, schmerzten. Sie griff sich an den Kopf und schüttelte sich unwillkürlich. Er hatte sie angelächelt... voller Schmerz und Reue... weil er wusste, dass er sie zu diesem Schicksal verdammen würde. Und ihre Geister hatten sich für sie geopfert, um den Kristall zu erschaffen, der sie vor der Feuersbrunst geschützt hatte...

„Aber!“, fuhr es aus ihr heraus, als ihr etwas klar wurde. Sie sah den König der Stellargeister bestimmt an und hielt Lokes Schlüssel empor. „Was ist mit Loke? Sein Schlüssel ist noch ganz, also warum kann ich ihn nicht rufen?“

Der König senkte den Kopf und stieß einen tiefen Seufzer aus. „Leo, mein alter Freund, hat am längsten durchgehalten. Er hat dich beschützt bis zum heutigen Tag, wo auch seine Kraft aufgebraucht war. Und dennoch hat er mich mit letzter Kraft gebeten, dir zu erscheinen, wenn du ihn rufen solltest...“

Die Stimme des Königs brach und Lucy konnte nicht glauben, dass sie diesen mächtigen Mann, diesen mächtigsten aller Stellargeister, nun so vor sich sah. Ein gebrochener, alter Mann, der nicht nur seine Freunde, nein, seine gesamte Familie verloren hatte.

„Du musst wissen, alter Freund...“, fuhr er leise fort, „ohne die Magier, die uns beschwören, verlieren auch wir unsere Kraft. Und ohne Magier verlor ich einen alten Freund nach dem anderen. Mit dem heutigen Tag bin ich der letzte, der übrig geblieben ist. Und wahrscheinlich werde ich nicht mehr lange durchhalten... sieh mich nur an, alter Freund.“

Lucy sprang auf und rannte auf ihn zu, umarmte seine Fußspitze, denn mehr von ihm konnte sie nicht zu fassen kriegen.

„Bart-Opa... es tut mir so leid... es tut mir so, so leid...“, schluchzte sie und vergoss die letzten Tränen, die ihr Körper hergeben konnte. Es fühlte sich heiß auf ihren Wangen an, als würde Blut hinunterfließen, und genau so fühlte sie sich auch. Als würde sie blutige Tränen vergießen, für all die Freunde, die sie verloren hatte...

„Weine nicht, alter Freund. Man hat dir diese Chance gegeben, weil du überleben solltest. Wir werden nicht mehr bei dir sein können, aber das Licht in deinem Herzen wird nie erlischen.“

Langsam begann der König der Stellargeister sich aufzulösen. Lucy klammerte sich krampfhaft an seinem Fuß fest, doch es half nichts. Er verschwand in einem Funkenregen und ließ Lucy mit folgenden Worten zurück: „Jetzt... bist du alles, was von der alten Zeit übrig bleibt, alter Freund. Du bist nun ein einsamer Stern...“

Mit diesen Worten löste er sich komplett in einen Regen aus Licht auf und ließ Lucy erneut in kompletter Einsamkeit zurück. Diese war auf der Stelle, an der sie seinen Fuß festgeklammert hatte, zusammengebrochen und griff nun immer wieder nach Sand, ballte Fäuste und sperrte ihn darin ein, nur um ihn immer wieder frei zu lassen.

Frei... wie gerne wäre sie auch frei. Wie gerne wäre sie nun bei ihren Freunden... aber sie durfte nicht aufgeben. Auch in dieser Situation, wo doch alles verloren schien, gab es doch noch Hoffnung. Oder nicht? Es musste sie geben...

„Du hattest recht, Natsu...“, dachte sie sich, „es ist wirklich gar nichts Romantisches daran, aus einem gläsernen Sarg zu erwachen...

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Einige Wochen später hatte Lucy nach endlos scheinenden Tagen und noch längeren Nächten eine Stadt erreicht. Die Menschen dort hatten sie zuerst für einen Banditen gehalten, so, wie sie sich in einen Umhang gehüllt und ihr Gesicht verschleiert hatte. Doch dann hatte man sie freundlich aufgenommen, ihr ein Bett und eine Bleibe angeboten, bis sie Arbeit gefunden hatte.

Heute war sie nun unterwegs, um sich Arbeit zu suchen. Gilden gab es in dieser Zeit keine, die wenigen Magier, die es gab, mussten sich den Umgang mit ihrer Magie selbst beibringen. Aber sie halfen einander, halfen den Menschen ohne Magie und gemeinsam führten sie ein einfaches, aber glückliches Leben.

Gerade, als Lucy sich auf den Weg gemacht hatte, rannte ein kleiner Junge in sie hinein. Er entschuldigte sich sofort und grinste sie schelmisch an, wobei er eine Hand hinter den Kopf legte und sich die kirschblütenfarbenen Haare zerzauste.

„Natsu...“ war alles, was Lucy sagen konnte, als sie dieses Kind sah. Der sah sie verwirrt an, fragte, ob Lucy sich bei dem Zusammenstoß etwas getan hatte. Doch als Lucy sich wieder gefangen hatte, schüttelte sie vehement den Kopf und lächelte ihn sanft an.

„Sag mal, Kleiner...“, begann sie, „Beherrscht du zufällig Magie?“

Der Junge nickte euphorisch und schlug mit der Faust in seine flache Hand, worauf ein kleiner Funke entstand. „Es ist nichts Tolles... aber ich kann Feuer machen! Man könnte sagen, dass ich total Feuer und Flamme bin, hehe!“

Lucy stiegen bei diesem Anblick Tränen in die Augen und sie musste sich die Hand vor den Mund halten, um nicht zu schluchzen. Der Junge bemerkte dabei sofort das Symbol auf ihrer Hand und sah sie mit großen, fragenden Augen an.

„Was ist das denn? Ist das ein Tattoo? Was stellt es dar?“, fragte er und es schien, als wäre sein Wissensdurst unzähmbar.

Lucy betrachtete das Symbol auf ihrer Hand nun selbst, wischte sich die Tränen ab und lächelte wieder.

„Weißt du...“, sie hielt die Hand in den Himmel, betrachtete das Symbol noch einmal, während die warmen Strahlen der Sonne ihre Hand wärmten, „ich denke, das hier ist ein Symbol, das bald jeder, der so ist wie du, kennen wird.“

Mit diesen Worten legte sie dem Jungen eine Hand auf die Schulter und führte ihn zu einer Bank im Schatten, wo sie begann, eine Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte, die wahrer nicht sein konnte und zu der sie früher einmal vorgehabt hatte, ein Buch zu schreiben.

Die Geschichte von Fairy Tail.

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Der Kontinent Fiore.
Wir schreiben das Jahr X403.
403 Jahre nach Neubeginn der Zeitberechnung nach dem, was die Menschen „Den letzten Großen Krieg der Magier“ nennen.

In dieser Zeit herrscht Frieden. Und eine Frau, die nicht in diese Welt gehört, ist nun dabei, sich hier ihren Platz zu suchen. Denn jede Zeit sollte das Andenken an die wahren, die diesen Frieden mit einem viel zu großen Opfer ermöglicht haben.

Jede Zeit sollte ein Fairy Tail haben.


Ende


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Meine persönliche Meinung:
Wie ich oben sage... ein BLOCKBUSTER unter den FFs!
Diese Idee allein schon... das Lucy x Jahre nach dem Geschehen aufwacht und eine neue Welt vorfindet...
Wie sie die Gräber findet... ihr Leiden, ihre Verzweiflung... die Sache mit Loki oder dem Stellarkönig... woah! Ich krieg jetzt noch Gänsehaut wenn ich allein dran denke!
Natsus Aktion.. ich frage mich was er genau gemacht hat... 
Oder Levys Grabstein... so wie ihr Name eingeritzt war... diese Hinweise auf Gajeels Leid, von dem Lucy nie etwas erfahren hat... *heul* Oder sein Skelett im Sand das sie zu "beobachten" scheint. Grausig schön geschildert...
Ich finde diese Geschichte einfach fantastisch!
Das Ende... 
Diese Tragik ist kaum auszuhalten!
Somit steht fest das Natsu und sie sich nie wieder so begegnen können wie damals. Sie erzählt auch noch seiner vermeindlichen Wiedergeburt von "Fairy Tail"
In dem Moment sah ich vor meinem geisteigen Auge, in vielen Jahren eine alte Lucy welche die Gründerin von "Neo Fairy Tail" ist. Und sie schaut auf ein Leben des Wiederaufbaus zurück...
Waaarh.... also ehrlich Inu! Jetzt wo ich nochmal genau drüber nachdenke, hast du mich mit dieser FF (auch wenn ich nun nicht der größte Lucy und NaLu Fan bin) total vom Hocker gerissen...
Genial... wirklich genial.
Etwas anderes fällt mir darauf nicht mehr ein...
Außer: diese FF könnte ein Prolog zu einem großen Werk sein, Inu.
Vielen vielen vielen Dank für diese grandiose FF, Inu!

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