Trotz des neu aufgewirbelten Staubes, der ihm in der Nase kitzelt, steigt Gajeel ihr Duft in die Nase. Kein Wunder, hat er doch seinen Kopf in den Nacken gezogen und seine Nase in ihrem Haar vergraben. Es ist derselbe Duft, der ihn durch die labyrinthartigen Stollen hierher geführt hat. Dieser süßliche Duft erinnert an eine Frühlingswiese und wirkt schon beinahe betörend, auf jeden Fall empfindet er ihn als angenehm.
Der Staub legt sich langsam, als sich Levy leicht in seiner Umklammerung regt. „G…Gajeel…ich… bekomm kaum Luft…“, krächzt sie und hustet leise, ehe sie sich etwas von ihm wegdrückt. Gajeel wird von ihrer Stimme wahrlich aus dem Genuss dieser Frühlingswiese gerissen, woraufhin er sie hastig loslässt und sich beinahe fluchtartig von ihr wegdreht.
„Scheiße… warum hab ich so Herzrasen?!“, tobt es hinter seiner Stirn, während er kurz zu ihr linst und sie noch mal mustert, ob ihr wohl nichts passiert ist. „Das muss diese abgestandene Luft hier sein…“, tut er es ab und versucht diese aufkommende Hitze nieder zu kämpfen. „Oder meine Kondition lässt nach?“, befürchtet er, während er aus dem Gang heraustritt und sich zur Tür, die nun hinter einem Trümmerhaufen liegt, umschaut.
„D…das ist jetzt nicht wahr oder?!“, fährt er auf und starrt fassungslos auf Shikimaru, der halb unter dem Trümmerhaufen liegt und bewusstlos scheint. „Was ist denn?!“, kommt es von Levy besorgt, die ihn gerade erreicht. „Oh…“, entkommt es ihr, als sie den Feind so zerschunden und mit verdrehten Augen zwischen dem Schutt entdeckt. „Super! Das wäre mal geschafft!“, lacht sie erfreut auf, da sie nun nicht gegen ihn kämpfen müssen. Gajeel glaubt sich verhört zu haben, worauf er sie zerknirscht anlinst.
„Das ist nicht dein Ernst?!“, fragt er sie mit bebender Stimme, während sein linkes Auge nervös zu zucken beginnt. „Wieso? Ist doch gut so, jetzt müssen wir nicht mehr selbst ran“, erklärt Levy ihre Sichtweise, worauf Gajeel das Gesicht entgleist. „Schon vergessen?! Ich hab mit dem noch eine Rechnung offen! Ich wollte ihm selbst eine reinhauen!!“, fährt Gajeel auf und hat wirklich alle Mühe seine Fassung auch nur Ansatzweise zu behalten.
„Jetzt reg dich doch nicht so auf… eigentlich kannst du zufrieden sein, das Resultat ist doch das Selbe“, versucht Levy es ihm schön zu reden, worauf er sie von der Seite her anfunkelt. „Es ist NICHT das Selbe…“, knurrt er eingeschnappt, und erhebt seine Fäuste. Er wurde gerade um einen Kampf gebracht und das verträgt er genauso wenig, wie lange auf etwas warten zu müssen. „Also mal ehrlich… musst du dich immer wie der übelste Schläger aufführen?“, wirft Levy tadelnd und beiläufig ein.
„Wie war das?! Schläger?!“, entfährt es dem Dragon Slayer, der von Gewalt eindeutig nicht abgeneigt ist, entrüstet. „Geht’s noch?! Ich hab dir grade deinen Arsch gerettet und das ist nun der Dank dafür?!“, braust der Schwarzhaarige auf, worauf Levy ihn mit aufgeplusterten Wangen ansieht.
„Darf ich dich daran erinnern, wegen wem wir überhaupt hier sind?!“, kommt es von ihr eingeschnappt, während sie ihre Arme vor der Brust verschränkt. „Ach… jetzt ist es also meine Schuld dass du dich hast schnappen lassen oder wie?!“, kontert Gajeel lauernd und schaut sie aus schmalen Augen an, während er ebenfalls seine Arme verschränkt.
„Äh… stimmt genau!“, denkt Levy erst nach und antwortet dann überzeugt. „Du weißt genau dass ich mit Alleingängen kaum erfahren habe, du hättest mich also nicht da oben alleine sitzen lassen dürfen!“, verteidigt sie sich energisch, während sie ihre Fäuste ballt und auf Brusthöhe hebt. „Bist du eine Magierin oder nicht?“, kommt es von Gajeel trocken und gespielt nachdenklich. „Argh… natürlich! Du weißt was ich meine, ich…“, will Levy wieder loswettern, doch da werden sie in ihrer Diskussion von einem leisen Ächzen unterbrochen und Gajeels Kopf ruckt in dessen Richtung.
Es ist eindeutig Shikimaru, der langsam wieder zur Besinnung kommt und sich leicht zu regen beginnt. „Gihi… jetzt ist er fällig!“, entfährt es Gajeel, der eine seltsame und fast schon gruselige Begeisterung ausstrahlt. In der Annahme, dem ehemaligen Schriftführer von Phantom Lord und seinem persönlichen Erzfeind, endlich eine zu verpassen, lässt er seine Fingerknöchel knacken, während er seine Faust in die offene Hand schlägt und sich langsam zu ihm auf den Weg macht.
„Na toll…“, seufzt Levy halblaut und fasst sich an die Stirn, während sie ihrem Partner nachsieht, der zum Trümmerhaufen hetzt und Shikimaru unsanft herauszieht. „Gajeel! Bitte denk dran, dass er uns noch den Weg zum Diebesgut zeigen muss!“, weist sie ihn darauf hin und erntet ein missfallenes Knurren von ihm. „Verdammt…. du gönnst mir gar nichts oder?“, linst er zu ihr zurück, grinst aber dabei und das beschleunigt ihren Puls aufs Neue.
Auf seltsame Art und Weise, hat ihr diese kleine Streiterei zuvor, Spaß gemacht. Es war aufregend sich mit ihm zu zanken und ihr Herz hat so manchen Sprung gemacht, als seine roten Augen sie auf eine ganz andere, neue Art angesehen haben. Auch sein provokantes Grinsen, erschien ihr neckisch und frech, so wie sie es noch nie an ihm gesehen hat.
Im nächsten Moment erinnert sie sich an ein paar Minuten davor, wo er sie mit seinem Körper vor den einstürzenden Wände beschützt und sie dicht an sich gedrückt hat. Ein kribbelndes Gefühl entfaltet sich in ihrem Bauch, während ihr Blick zu Gajeel hinüber gleitet der Shikimaru ein leises ächzendes „Ich ergebe mich!“, entlockt.
Nur wenig später befinden sie sich in einem etwas größeren Raum, in dem sich das Diebesgut bis zur steinernen Decke auftürmt. Unter dem Versprechen, dass Gajeel ihm keinen Knochen brechen würde, hat Shikimaru sie nahezu freiwillig hingeführt und ihnen sogar die Inventurliste ausgehändigt. Als ehemaliger Schriftführer ist es ein altes Berufsleiden, alles aufschreiben zu müssen, sehr zum Vorteil derer, die die Gegenstände später kontrollieren und ihren eigentlichen Besitzern zurückgeben müssen.
Im Moment sitzt Shikimaru mit dem Rücken an eine Wand gelehnt und erholt sich noch von seinem „Unfall“ dem er zuvor unterlegen ist. „Ist das alles?!“, spricht der Dragon Slayer seinen alten Feind an, worauf dieser nur kraftlos nickt. „Gut… er sagt die Wahrheit“ seufzt Levy, die das Inventar kurz überfliegt, erleichtert.
Der Auftrag wäre somit beendet und so machen sie sich mit Shikimaru, den Gajeel etwas unsanft hinter sich herschleift, auf den Weg nach draußen. Den Rest müssen ohnehin die Rune Knights erledigen, sobald sie ihnen die Sache hier übergeben haben. Zuerst gilt es allerdings, noch die Räuber hier fest zu halten und den Bürgermeister zu informieren. Noch bevor sie den Raum mit dem Schreibtisch erreichen, stellt sich ihnen allerdings Naba mit zwei seiner Handlangern entgegen.
„Verflucht… ich hätte doch etwas fester zuschlagen sollen…“, kritisiert Gajeel sich selbst, da er die Vier nicht lange genug ins Land der Träume befördert hat. „Keinen Schritt weiter ihr Gilden-Schweine!“, baut sich Naba gefährlich vor ihnen auf und präsentiert seine Dolche, als ob er mit denen eine Chance gegen sie hätte. „Was denn? Willst du noch eine aufs Maul?“, kontert Gajeel, der Shikimaru unsanft an die Wand lehnt wo er sofort zu Boden rutscht, beiläufig.
„Ich zeig dir gleich wer hier was aufs Maul bekommt!“, prophezeit der Räuberhauptmann und im selben Moment springt der Mann mit der Axt aus einem Seitengang, holt in der Landung mit seiner Axt aus und zielt auf Gajeel. Dieser reagiert wie erwartet schnell und stößt Levy zu Boden. Allerdings schafft er es nicht mehr Rechtzeitig seine Arme nach oben zu reißen, um die Axt vor seinem Gesicht anzuhalten.
Der Henker ist sich sicher einen Treffer zu landen, doch er hat nicht mit Gajeels festem Gebiss gerechnet mit dem er die Axt abfängt, aber ein paar Schritte damit zurück befördert wird. Mit einem typischen Grinsen schaut der Eisen Dragon Slayer über die Axt hinweg und beißt ein Stück heraus. „Schmeckt zwar grauenhaft aber es kommt sehr gelegen!“, erwähnt er nebenbei, während er mit einem Satz auf der Axt-Klinge landet und dem Hünen ins Gesicht springt.
Sein Knie verursacht an dessen Nase ein grässliches Knacken, ehe Gajeel sich mit den Armen über dessen Schultern befördert und der Henker zu Boden geht. Die anderen Drei weichen unsicher zurück. Der Axt-Schwinger war ihre Trumpfkarte und sie wissen, dass sie sich nun nur noch ergeben können, doch als der funkelnde Blick des Fairy Tail Magiers sie trifft zucken sie sichtlich zusammen. „Wer will als nächstes?“, fordert Gajeel sie mit einem kampflustigen Grinsen auf und lässt seine Fingerknöchel mit einem Faustschlag in die offene Hand gefährlich knacken. Levy hat sich unterdessen wieder aufgerappelt und unterbricht ihn mit einem knappen aber lauten: „Halt Gajeel!“
„Was denn noch?!“, wendet der Dragon Slayer sich ihr mit gefletschten Zähnen und mit erhobenen, geballten Fäusten zu. „Der Kodex, Gajeel… der Kodex!“, murrt die Blauhaarige und Gajeel seufzt genervt, während er den Kopf in den Nacken wirft und ihr mit einer eindeutigen Handbewegung das Feld überlässt. Einmal Kodex-Aufsagen an einem Tag hat ihm gereicht. Mit vor der Brust verschränkten Armen tritt er mit rollenden Augen beiseite um ihr Platz zu machen.
Irgendwie ist er von den neuesten Wendungen nicht gerade begeistert, immerhin wird er schon wieder um einen Kampf gebracht und das alles ist nur ihre Schuld! Die Schuld dieser jungen Frau neben ihm, deren Auftreten mit einem mal sehr im Widerspruch zu ihrer optischen Erscheinung steht. Gajeel stutzt und lauscht ihrem erneuten und formellen Hinweis auf die Chance einer friedvollen Kooperation, obwohl es für die ohnehin schon längst zu spät ist. „Wir haben euren Anführer also habt ihr ohnehin keine andere Wahl mehr als euch zu ergeben!“, erklärt sie und das tut sie alles mit einer so ernsten und seriös klingenden Stimme dass sogar Gajeel fast eine Gänsehaut davon bekommt.
„Das ist sie also wenn sie vollen Einsatz gibt?“, denkt er sich im Geheimen. Gajeel kann nicht leugnen, dass diese ganzen Neuentdeckungen seine Neugier wecken. Mit einem undefinierbaren Grinsen auf den Lippen, mustert er Levy immer wieder und folgt ihren Worten. Aus seiner Sicht ist ihre Stimme angenehm, egal ob sie normal spricht, lacht, etwas liest oder so wie gerade eben, den Gegner zusammenstaucht. „Konzentrier dich verflucht!“, knirscht Gajeel in sich hinein, als er sich wieder dabei ertappt wie er über sie nachdenkt und sie beobachtet.
Aber er wird auch auf noch etwas anderes aufmerksam. Die drei Räuber ihnen gegenüber, scheinen mindestens genauso fasziniert von ihr zu sein wie er. „Also? Wie lautet eure Antwort?!“, fordert Levy, der eine ihrer Augenbrauen irritiert nach oben rutscht. Denn auch ihr sind die Blicke, mit denen die Räuber sie ansehen, endlich aufgefallen.
„D…Die ist süß wenn sie so ernst ist…“, kommt es von dem Dicklichen, ehe sich seine Wangen noch röter färben als sie ohnehin schon sind. „Ohja… von der würde ich mich gerne ausschimpfen lassen… von mir aus auch verprügeln…“, antwortet der Große mit den braunen Haaren worauf Naba seine zwei Untergebenen genervt seufzend ansieht.
„H…Hey! Habt ihr mir überhaupt zugehört?!“, kommt es von Levy, die eine gesunde Gesichtsfarbe aufzieht, empört und verlegen zugleich. Jedenfalls sind das nicht die Antworten die sie sich vorgestellt hat. „Ich glaub die haben sich grade auf was anderes konzentriert…“, kommentiert Gajeel überflüssiger weise und nimmt seine Hand wieder von seiner Stirn, an die er sie sich zuvor geschlagen hat. „Warum trägt sie auch immer so kurze Röcke?“, denkt er sich im Geheimen und stutzt als er die Sache erneut überdenkt. In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Räuber so von Levys Erscheinung ablenken lassen, kommt ihm eine Idee die das ganze hier etwas beschleunigen wird. Im Gildenraum hat er schon öfter mit angehört dass der Einsatz von Sex-Appeal Wirkung gezeigt hat. Jedenfalls war das so laut Salamanders Team. „Mh…“, denkt er sich also, während er Levy von oben bis unten mustert und sich entscheidet.
„Achtung! Alles hersehen!“, ruft er aus und vollzieht ohne weitere Vorwarnung hinter Levy eine Handbewegung nach oben. Der feine Stoff des Rockes, flattert mit seinen gelegten Quetschfalten weit nach oben und Levy kreischt entsetzt auf, ehe sie ihre Hände nach unten schlägt, sich den Rocksaum krallt und zwischen ihre Beine drückt.
„Ha…hast du sie noch alle?!“, schreit sie in Gajeels Richtung, doch der ist schon mit ein paar Sätzen vor ihr und formiert seinen Eisenrammbock. Die drei verbliebenen Räuber, die durch Levys zartes weißes Höschen abgelenkt waren, stehen noch ganz verdattert und mit einer schmalen Blutspur aus ihren Nasen da und werden mit einem einzelnen gezielten Schlag von Gajeel zu Boden gestreckt.
„Das nenn ich alle auf einem Streich oder?!“, ruft der Dragon Slayer triumphierend aus und wendet sich zu Levy um, die ihn mit undeutbarer Miene anstarrt. „Was fällt dir ein du Vollidiot?!“, wettert sie los und ehe Gajeel auf ihre wütende Stimme antworten kann, hat er das Wort „Iron“ im Gesicht kleben.
Gerade in dem Moment kommt Lily mit den Worten „Hier seid ihr! Ist alles klar bei euch?!“, herein gestürmt und staunt nicht schlecht, als er Gajeel zurücktaumeln und zu Boden krachen sieht. Dass Levy ihn selbst attackiert hat, irritiert ihn allerdings noch mehr.
„Hey! Was soll das?!“, fährt Gajeel auf, der noch am Boden hockt und sich die Hand ins Gesicht schlägt, während er das kalte Wort mit der anderen Hand fest hält. „Wie kannst du mich nur so bloßstellen du unsensibler Klotz?!“, beginnt Levy zu schimpfen und aufgelöst zu fuchteln, während ihr die Tränen in die Augen schießen. „Reg dich ab! War ja nicht so als hätte dein Anblick allein sie umgehauen!“, kommt es von ihm und er weist darauf hin, dass „er“ die Feinde schlussendlich niedergestreckt hat.
„Du bist so ein Blödmann!“, knirscht Levy mit den Zähnen, während sie wütend auf den Boden stampft und versucht ist, noch ein „Iron“ auf ihn zu werfen. Erst jetzt wird Gajeel bewusst „welches“ Wort er in seiner Hand hat und sein Blick weitet sich entsetzt darauf. „EISEN?! Du hast mir ernsthaft ein Stück Eisen ins Gesicht gedonnert?!“, grollt Gajeel nun los und hält das Wort „Iron“ hoch. „Ja! Dein Eisenschädel hält das doch aus!!“, antwortet die sonst so sanftmütige Magierin giftig und mit wutentbrannter Stimme. „Ich verlange eine Entschuldigung von dir!“, fordert Levy mit vor der Brust verschränkten Armen, während sie ihm den Rücken kehrt und ihren Kopf eingeschnappt in den Nacken wirft. Als sie keine Antwort von ihrem Partner erhält, senkt sie ihre hochgezogene Nase wieder und wendet sich zu ihm um. Da erschaudert sie bis ins Mark. Selbst Lily ist wie erstarrt.
„D…das sind 100% reines Eisen…“, murmelt Gajeel vor sich hin, während er das Stück Eisen fast schon andächtig in seinen Händen hält und es genau betrachtet. „Was red ich? 110%!!“ korrigiert er sich und scheint vollkommen in seiner eigenen Welt zu sein. „Höchste Qualität… keine Verunreinigungen… das ist… das ist… wie im Paradies!“, entfährt es ihm begeistert und es fehlt nicht viel, dass ihm die Freudentränen in die Augen schießen, während er das Stück Eisen kurz umarmt. Noch nie hat er so ein delikates Stück Eisen in Händen gehabt. So rein, so unverfälscht… so Appetitlich.
Fast schon wie in Trance, führt er das Stück Eisen zu seinem Mund und leckt in vollem Genuss über das kalte Element. Levy kreischt dabei beschämt und mit rotem Kopf auf, während sie von einer weiteren Gänsehaut überfallen wird. Im nächsten Moment öffnet Gajeel seinen Mund und entblößt scharfe Eckzähne. Mit einem genießerischen Ausdruck in seinen Zügen, führt er das Stück Eisen wieder heran und will seine Zähne darin vergraben. Levy vollzieht eine rasche Handbewegung, das Wort verschwindet indem es sich in Rauch auflöst und Gajeel beißt hart ins Leere.
Irritiert öffnet der Dragon Slayer seine Augen und starrt in die Leere zwischen seinen beiden Händen. „Hey! Was soll das?! Hol´s wieder her!“, fährt Gajeel auf und wendet sich Levy auffordernd zu. „Vergiss es! Du kannst doch nicht einfach so meine Magie essen! Das ist pervers!“, kommt es von Levy, die deutlich rot im Gesicht und bis auf die Knochen beschämt ist. Aus irgendeinem Grund ist es ihr peinlich, wenn er ihre Magie essen würde. Das macht man einfach nicht! Sie hat sich doch schon fast körperlich angegriffen gefühlt, als er es nur abgeleckt hat. Als sie das Wort ausgewählt hat, hat sie überhaupt nicht darüber nachgedacht dass er auf die Idee kommen könnte es zu essen. „Iron“ ist nun mal das Schwerste Wort in ihrem Sortiment.
„Was heißt hier pervers, du laufender Meter?!“, knurrt Gajeel ihr entgegen, worauf Levys Augen sich weiten. Levys Lippen pressen sich zu einen schmalen und blutleeren Strich zusammen so sehr ringt sie um ihre Beherrschung, doch es hilft nichts. Mit einem halblauten „Argh!“, und einem ziemlich zerknirschten Gesichtsausdruck wendet sie sich ihm wieder vollständig zu.
„Ja genau! Pervers! Was fällt dir ein meinen Rock aufzuheben und dann auch noch MEIN Eisen essen zu wollen, du Blödmann?!“, wütet Levy los und macht ihrer Wut über die jüngsten Ereignisse Luft, während sie mit dem Finger auf ihn zeigt. „Mit deinen kurzen Röcken legst du es ja nur drauf an und jetzt gib mir sofort etwas Eisen ich bin am verhungern!“, wettert Gajeel, der sich mittlerweile erhoben hat und sich zu ihr nach vor lehnt, zurück. „Nie und nimmer geb ich dir meine Magie! Nicht mal wenn du kurz vorm krepieren bist du gefühlloser Idiot!“, feuert Levy zurück und verschränkt ihre Arme vor der Brust. „Argh… hol dir ein Treppchen damit du mir das ins Gesicht sagen kannst!“, kontert Gajeel, worauf Levy sich zu weiteren Beschimpfungen hinreißen lässt.
Lily bleibt in sicherer Entfernung stehen und beobachtet die Ausschreitungen ihres Streites einerseits besorgt, andererseits auch belustigt. Aus seiner Sicht, scheinen sie endlich einen guten Mittelweg für ihre Kommunikation gefunden zu haben. Gajeel bekommt endlich anständiges Kontra und Lily weiß, dass er Levy einfach nichts antun „kann“. Im besten Fall würde sein Partner dadurch vielleicht endlich etwas gezügelt werden. Lily ist beruhigt dass sich die zierliche Script-Magierin nichts von dem grobschlächtigen Dragon Slayer gefallen lässt. Lily ist der Meinung dass sie ein gutes Team abgeben würden, wenn sie sich erst mal zusammengerauft hätten.
Nachdem der Streit in ein Unentschieden ausgelaufen ist, da ihnen keine Beleidigungen mehr eingefallen sind, haben sie es dabei belassen. Die Räuber, einschließlich Shikimaru, haben sie schnell in einem Runenkäfig weg gesperrt und sind zurück zum Dorf gegangen um den Bürgermeister die frohe Botschaft zu überbringen. Es hat dann auch nicht lange gedauert bis die Soldaten, die sich gerade zufällig in einem der Nachbardörfer aufgehalten haben, auftauchten und die Räuber abtransportiert haben.
Somit haben Gajeel und Levy ihren ersten gemeinsamen Auftrag mit Erfolg abgeschlossen und sind nun auf dem Weg durch das Dorf, an dessen Ende sie fast angekommen sind. „Hat sich doch noch gelohnt…“, meint Levy bezüglich der Geldsumme die sie für den erledigten Auftrag kassiert haben. „Geht so….“, murrt Gajeel vor sich hin und hat schon beschlossen dass die nächste Mission die er annimmt, sobald die Prüfung vorbei ist, wieder etwas vielversprechender ausfallen würde. Jedenfalls was die Aktion angeht. „Also ich bin ganz zufrieden…“, strahlt Levy, von deren Ärger nichts mehr zu sehen ist, über das ganze Gesicht. „Würde mich auch wundern“, kommentiert Gajeel beiläufig und linst auf das seltene Magie-Buch, das Levy als Belohnung dazu gehandelt hat und welches sie fest an sich gedrückt hält.
Lily fliegt stillschweigend hinter ihnen her und ist froh dass der Tag sich dem Ende neigt. Laut Mira hätte er sich doch nicht einmischen dürfen, doch da man Levy gefangen genommen hatte, war Gefahr im Verzug. Er ist sich sicher, dass die Take-Over Magierin da wohl ein Auge zudrücken würde, wenn sie ihr überhaupt davon erzählen.
„Ah… ein Onsen…“, kommt es staunend und schwärmend von Levy, die vor dem Schild mit der Aufschrift stehen geblieben ist und den Weg über den kleinen Hügel zum Onsen hinauf blickt. „Dafür haben wir keine Zeit“, knurrt Gajeel, der seinen Weg bereits fortsetzen will. Levy schaut ihm erst schmollend nach, grinst dann aber in sich hinein.
„Du musst ja nicht mitkommen! Ich habe mir das jedenfalls verdient!“, antwortet sie und ihr Tonfall lässt heraushören, dass sie nicht von ihrem Vorhaben abzubringen sein wird. „Argh…“, entkommt es Gajeel unwirsch und er will gerade dagegen protestieren, doch als er sich zu Levy umwendet eilt sie schon den Weg entlang und Lily fliegt hinter ihr her. „Hey! Was soll das werden?!“, ruft der Dragon Slayer seinem Partner hinterher und dieser ruft ihm, ohne sich zu ihm umzuwenden, ein „Mir wird etwas entspannen auch gut tun! Du kannst ja schon mal vorgehen!“, zurück. „Na toll… Verräter…“, murrt der Zurückgelassene und verschränkt die Arme vor der Brust, während sich sein Blick auf das Schild fokussiert.
Nur ein wenig später, lässt sich Levy ins warme Wasser des Außenbeckens gleiten. „Ah… tut das gut!“, stöhnt sie genüsslich und streckt sich, ehe sie sich eine für sie bequeme Stelle sucht. Das Außenbecken ist sehr groß und hat viele Einbuchtungen, sogar ein kleiner Wasserfall befindet sich auf der hinteren Seite, nach der kleinen Asiatisch wirkenden Brücke. Das einzige das sie zu bemängelt hätte ist, dass es keine getrennten Bereiche für Männer und Frauen gibt, sondern dass es sich um ein gemischtes Becken handelt. Umso besser dass sie ihren Bikini dabei hat, den sie gerade trägt. Sie hat ihn am Morgen sicherheitshalber eingepackt, da man bei Gajeel scheinbar auf alles vorbereitet sein muss. Nun hat sie ihn also nicht umsonst mitgenommen.
Mit einem wohligen seufzen lässt sie sich gegen die, vom Wasser warmen Steine sinken und legt ihren Kopf in den Nacken um sich zu entspannen. Sie wirft einen letzten Blick auf die Sonne, die bereits den Horizont berührt und die Umgebung in dieses wunderschöne Abendrot hüllt. Sie schließt ihre Augen und geht in Gedanken nochmals den vergangenen Tag durch. Sofort landet sie auch bei der heutigen Mission, die sie eigentlich im Großen und Ganzen gut gemeistert haben. Sie hatten zwar ihre kleinen Differenzen, aber im Allgemeinen ist der Auftrag gut verlaufen. In Anbetracht der Sachlage ging es sogar besser über die Bühne als wenn sie mit Jet und Droy hier gewesen wäre. Man merkt eben doch deutlich, dass Gajeel scheinbar viel mehr Erfahrung in solcher Art von Missionen hat.
Die Missionen die sie bis jetzt mit ihrem Team angenommen hat, waren immer anderer Art. Entweder sollten irgendwelche kleinen Monster oder Quälgeister vertrieben werden, ein Schloss oder ein Siegel geknackt oder etwas Verlorenes gefunden werden. Nur selten haben sie in ihren Aufträgen den Weg mit Räubern oder ähnlichen Verbrechern gekreuzt. Die Mission heute, war sozusagen Neuland für sie und sie würde lügen wenn sie sagen würde dass es sie nicht neugierig auf mehr dieser Art gemacht hätte. Aus irgendeinem Grund, empfand sie diesen Nervenkitzel heute fast als angenehm.
„Komisch…“, lächelt sie seicht, als sie diese neuen Seiten an sich entdeckt. Dieses Interesse an der Gefahr und dieses fast schon draufgängerische. Kurz fragt sie sich, ob Gajeel sie etwa mit seinen Eigenarten angesteckt haben könnte? Jedenfalls hat sie sich heute, wo sie Seite an Seite mit ihm gekämpft hat, anders verhalten als sonst. Auch wenn er sie am Ende ganz schön geärgert hat, fühlte sie sich immer Sicher und sie hat immer gewusst, was er auch tut, er wird das Richtige tun.
Dann wird sie auf das Quietschen der Tür, die ins Außenbecken führt aufmerksam und Levy öffnet ihre Augen. Bis grade vorhin waren sie und Lily, der sich mit dem Waschen viel Zeit lässt, die einzigen Gäste im Bad und das empfand sie als durchaus angenehm. Als sie ihren Blick zur Tür wendet, wo gerade eine Großgewachsene Gestalt, die nur ein Handtuch um die Hüften trägt ins Wasser steigt, fährt sie in sich zusammen. Sofort fangen ihre Wangen an rot zu glühen, denn die Person ist keine geringere als Gajeel.
„Was will der denn hier?!“, tobt es hinter Levys Stirn und auf einmal steigt Panik in ihr auf. Immerhin war Gajeel vorhin noch ziemlich dagegen gewesen dass sie hier einkehren und sich gemütlich ins Wasser legen. „Oh mein Gott! Jetzt kommt er auch noch her!“, überschlägt sich ihre gedankliche Stimme, als er auf sie zuhält und sich einfach neben ihr nieder lässt.
„Gar nicht mal so übel…“, seufzt er auf und macht sich am Rand breit, indem er seine Arme auf die Randsteine legt und seinen Kopf in den Nacken legt. Seine langen Haare hat er zu einem hohen Pferdeschwanz nach oben gebändigt und Levy schmunzelt seicht bei seiner Erscheinung. Es ist sehr ungewohnt ihn so zu sehen. Im nächsten Moment wird sie aber wieder zerknirscht und hält ihre Arme vor ihre Oberweite.
„W…wolltest du denn nicht vorgehen?“, fragt sie ihn und versucht desinteressiert zu klingen. „Habs mir anders überlegt… ein warmes Bad ist gut für meine Muskeln“, erklärt er und hängt ein „Und meinen Kopf…“, an, während er sich die Stelle betastet. Levy weiß worauf er hinaus will und linst ihn aus schmalen Augen an. „Ich weiß… tut mir leid… ich hab wohl überreagiert als du der halben Räuberbande mein Höschen gezeigt hast…“, murrt die Blauhaarige eine halbherzige Entschuldigung und wendet sich etwas von ihm ab. „Es waren nur DREI!“, korrigiert Gajeel sie ernst, grinst dann aber versöhnlich.
Er weiß dass er übertrieben hat, daher verlangt er auch keine Entschuldigung von ihr, er wollte sie nur etwas aufziehen. Aus irgendeinem Grund, mag er es wie sie ihn ansieht wenn sie in Rage ist. Ihre Augen funkeln fast schon gefährlich, ihre Stimme ist durchdringend und beginnt sich zu überschlagen sobald sie ihre Lautstärke erhöht. Gajeel kann sich nicht helfen, aber sie so zu sehen, berührt etwas in ihm. Jedenfalls beschleunigt sich sein Puls um das Doppelte.
„Du hast wirklich keinen Anstand…“, merkt Levy an und linst ihn von der Seite an. „Man setzt sich nicht einfach so ungeniert neben eine halbnackte Frau…“, wird sie deutlicher und Gajeel schaut sich irritiert zu ihr um. „Das ist ein gemischtes Bad… stand doch groß auf dem Schild drauf“, verteidigt er sich beiläufig. „Das hab ich überlesen…“, knirscht Levy ertappt in sich hinein, worauf Gajeel kurz grinst. „Trotzdem! Es gehört sich nicht!“, bleibt sie Standhaft und schlingt ihre Arme um ihren Oberkörper. „Ich kapier deine Hektik nicht, du trägst doch einen Bikini“, weist Gajeel sie darauf hin und linst kurz zu ihr rüber. „Sei froh dass ich mein Handtuch anbehalten hab“, merkt er noch an, worauf Levy verlegen zusammenzuckt.
Mit einem leisen Murren legt er seinen Kopf wieder in den Nacken, um sich vielleicht endlich entspannen zu können. Es gestaltet sich schwerer als angenommen. Immerhin sitzt Levy nur wenige Zentimeter neben ihm. Erst hat er gedacht es würde ihm nichts ausmachen, denn eigentlich ist er immun gegen so etwas. Bis jetzt war es jedenfalls so.
Frauen haben ihn nicht wirklich interessiert. Es gab kaum Frauen die stärker waren als er, die er hätte herausfordern wollen um gegen sie zu kämpfen. Durch sein wildes Äußeres wirkt er dazu auch nicht gerade anziehen, eher Furcht einflößend und das kommt ihm ganz gelegen. Was er am allerwenigsten vertragen würde wäre, wenn ihm Scharen von Weibern, nachlaufen würden, für die er nicht das Geringste empfinden würde, wenn er überhaupt in der Lage dazu ist. Etwas für jemanden zu „empfinden“. Früher war er nur aufs Kämpfen aus und darauf, seine Techniken zu verfeinern und zu verbessern. Aber bei ihr ist alles irgendwie anders, sie stellt seine Gedanken und Gefühle auf den Kopf. Es war wohl doch eine Blöde Idee ihnen ins Bad zu folgen.
„Was mich interessieren würde…“, beginnt Levy und Gajeel schaut auf, da er sich angesprochen fühlt. „Ich dachte du bist Wasserscheu Lily…“, setzt seine Partnerin fort und erst jetzt bemerkt er dass Lily sich neben ihm befindet. „Ich bin nicht Wasserscheu, keines Wegs“, erklärt Lily ruhig, während er sich der Script-Magiern zuwendet. „Ich halte es nur für extrem bescheuert im Winter in eiskaltes Wasser zu springen…“, endet der Exceed mit seinen Erklärungen und deutet auf den zweiten Trainingstag am See hin.
„Ach ja?! Extrem bescheuert sagst du…?!“, knirscht Gajeel zwischen seine Zähne, ehe er seine Hand auf Lilys Kopf drückt und den Kater mit einem „Gihi“ unter Wasser tunkt. „Gajeel, lass ihn los!“, versucht Levy ihn aufzuhalten und zerrt an seinem Arm. „Misch dich nicht ein oder willst du auch auf Tauschstation?“, funkelt Gajeel zurück und erhebt seinen Arm, um auch Levy unter Wasser zu drücken. Noch ehe ihm das gelingt, taucht seine andere Hand wie von selbst aus dem Wasser auf und als Gajeel sich zu Lily umwendet, muss er seinen Blick erst anheben um seinem Partner ins Gesicht sehen zu können.
„Na warte…“, funkelt Lily, der in seiner großen Gestalt neben ihm sitzt, auf ihn nieder und will gerade nach ihm packen und ihn unter Wasser drücken, als er Levys kurzes aufquietschen bemerkt. „L…Lily… d…dein… Handtuch!“, stammelt Levy und hält sich die Hände vor die Augen, wobei sie doch kurz zwischen ihre Finger hindurch blinzelt.
Lilys Blick fährt panisch nach unten und da erst bemerkt er, dass er durch seine veränderte Körpergröße nun zu groß für sein Handtuch geworden ist. „Ah!“, ruft er aus, während er sich wieder schrumpft und dem Handtuch, das bereits ein Stück von ihm abtreibt, hinterher hechtet.
Gajeel beobachtet ihn schadenfroh und mit seinem typischen Grinsen im Gesicht. „Dumm gelaufen wie?“, lacht er auf und im nächsten Moment steckt der Badaufseher seinen Kopf durch die Tür. „Ruhe! Das hier ist kein Vergnügungspark sondern ein Ort der Entspannung und der Stille!!“, schreit er zu ihnen hinüber und alle Drei erstarren in ihrer Tätigkeit, ehe sie ein synchrones „Tut uns leid!“, hervorbringen und still schweigen.
Kaum, dass der Aufseher wieder verschwunden ist, kichern Gajeel und Levy unterdrückt, während Lily ziemlich beschämt aus seinem Fell guckt. „I…ich geh dann mal raus… mir wird’s hier zu heiß…“, entschuldigt er sich und schwimmt zurück zur Treppe, um das Bad zu verlassen. „Oje…“, lächelt Levy verständnisvoll und schaut dem Exceed sanft hinterher. „Puh… Glück gehabt…“, seufzt Gajeel erleichtert in sich hinein und lehnt sich wieder zurück. Hätte Lily die Gelegenheit bekommen sein Vorhaben jetzt in die Tat umgesetzt, wäre Gajeel am Ende derjenige ohne Handtuch gewesen.
Was ihre Kraft angeht, so halten sie sich ziemlich die Waage, doch hier unter diesen doch ungewöhnlichen Umständen hätte Gajeel am Ende den Kürzeren gezogen. So lehnt er sich, nachdem Lily außer Sicht ist, an den Rand zurück und versucht sich wieder etwas zu entspannen. Mit einem fast schon wohligem Seufzen, wegen des angenehm warmen Wassers, überstreckt er seinen Nacken und schließt die Augen.
Levy hat vor, es ihm gleich zu tun, doch sie ist unschlüssig ob sie hier neben ihm bleiben soll oder nicht. Zuvor hat es sie noch etwas beschämt, ihm hier im Wasser so nahe zu sein, doch eigentlich ist nichts dabei. Sie trägt einen Bikini und es ist eigentlich fast so wie an dem Tag als sie am See schwimmen waren. Fast. Seit dem Tag ist einiges passiert und sie hat das Gefühl ihm irgendwie etwas näher gekommen zu sein. Auf jeden Fall hat sie das Gefühl dass er sich seit neuem viel ungezwungener in ihrer Nähe verhält.
Immer wieder schlägt sie, während sie versucht sich zu entspannen, also die Augen auf und linst zu ihm hinüber. Sein hochgebundenes Haar findet sie immer noch ungewohnt, aber dadurch bekommt sie nun besseren Blick auf seine breiten Schulten und seinen Nacken. Ein leichter Rotschimmer bildet sich wieder um ihre Nase. Wenn sie so genau drüber nachdenkt, ist er im Vergleich zu Natsu und Gray richtig männlich was seine Gestalt angeht. Wieder fragt sie sich wie alt er wohl ist. Aber vermutlich weiß er das selbst nicht, wenn er doch so wie Natsu von einem Drachen aufgezogen wurde. Auch sonst macht er eher einen erwachsenen Eindruck. Ob es nun an seiner, ihr noch verschleierten, Vergangenheit liegt oder ob es einfach sein Charakter ist, weiß sie nicht zu sagen. Er ist jedenfalls meistens ernst und verschlossen. Obwohl… wenn sie ihn jetzt beobachtet, meint sie, dass er fast einen zufriedenen und entspannten Eindruck erweckt. Seine Lider sind ohne auch nur minimal zu zucken geschlossen und seine Brust hebt und senkt sich unter seinen regelmäßigen und flachen Atemzügen. Ein paar Wasserperlen hängen in seinen Wimpern und glitzern geheimnisvoll unter der Beleuchtung des Außenbades. Im Allgemeinen empfindet sie ihn als wandelndes Geheimnis und nichts täte sie lieber als seine Geheimnisse zu lüften.
„Seh ich so gut aus, dass du mich die ganze Zeit anstarren musst?“, durchdringt Gajeels, fast schon kühl erscheinende, Stimme ihre Gedanken und lässt sie zusammenfahren. „Er hat es bemerkt?!“, schießt es Levy zeitgleich durch den Kopf. Immerhin hat Gajeel seine Augen immer noch geschlossen, nur allmählich bildet sich ein freches Grinsen um seine Lippen.
„Nein! Ah… ich meine ja… nein! Ah… es ist nicht wie du denkst…“, verhaspelt sie sich in ihren Antworten so sehr fühlt sie sich ertappt. So langsam befürchtet sie, dass er ihre Gedanken lesen kann.
„Entspann dich… dafür sind wir doch hier oder?“, grinst Gajeel neckisch und linst sie kurz aber auffällig musternd an. Levy zuckt unter seinem Blick zusammen und schlingt wieder ihre Arme schützend über ihr Dekollete. Laut ihrem Blick zu urteilen, mit dem sie Gajeel ansieht, scheint es als hätte sie Angst, dass er im nächsten Moment über sie herfallen könnte. „Mal ehrlich…“, beginnt Gajeel amüsiert zu grinsen, während er seine Augen wieder schließt. „Ich hätte dich für abgebrühter gehalten…“, endet er und legt seinen Kopf wieder in den Nacken.
„Wie kommst du denn darauf?!“, entfährt es Levy, die eigentlich noch nie von irgendjemandem als „abgebrüht“ beschrieben wurde. „Hallo? Du reist mit zwei Kerlen, das lässt alles Mögliche vermuten oder?“, erklärt Gajeel den Ursprung seiner Vermutung, während er sich wieder aufrichtet und sie verschlagen grinsend ansieht. „Ach… das leidige Thema schon wieder…“, seufzt Levy genervt.
„Jet und Droy sind wie Brüder für mich… mehr nicht. Ich wäre froh wenn diese dummen Gerüchte endlich mal ein Ende haben würden…“, erklärt sie seufzend und lässt ihre Arme sinken. „Aber dazu müssten sie endlich aufhören mir Anträge zu machen…“ erzählt sie weiter und wird noch ganz niedergeschlagen.
„Jag diese Pfeifen zum Teufeln! Die haben doch nichts drauf“, meldet sich Gajeel nun zu Wort und Levy stutz kurz. Es war zwar kein netter Kommentar von ihm, aber es wundert sie dass er überhaupt etwas dazu sagt. „Ich hab den Beiden schon so viele Körbe verpasst dass ich aufgehört habe zu zählen“, meint sie noch, ehe sie sich umdreht und an den Rand des Beckens lümmelt. „Au…“, murrt sie dabei leise und fasst sich an den Nacken.
„Tut es noch weh?“, hakt Gajeel sofort nach als er den Schmerz deutlich aus ihrer Stimme hört. „Ja… ein wenig…“, antwortet sie und reibt sich die Stelle an der Shikimaru sie erwischt und ihren Akupressurpunkt aktiviert hat. „Lass mal sehen“, kommt es von Gajeel nebenbei, während er sich hinter sie bringt und seine Hände an ihren Nacken legt.
Levy versteift sich unter seinen Händen und sie fühlt sich mit einem mal noch unwohler als ohnehin schon. Er ist ihr so nahe und er fasst sie auch noch an, doch seine Hände sind nicht mal im Ansatz so rau wie sie sich vorgestellt hat. „Wo denn?“, hört sie Gajeel hinter sich fragen, der ihren Nacken abtastet und näher ran rückt um in diesem Halbdunkel etwas zu sehen. „D..da…“, keucht Levy unterdrückt auf und kämpft dieses warme Gefühl, das sogleich in eine große Hitze umschlägt, nieder. „Hier?“ erkundigt sich ihr Partner, als er meint den Punkt gefunden zu haben. „Ja… ich glaube…“, antwortet Levy ihm wahrheitsgetreu und nach Gajeels knappem: „Achtung, das wird wehtun“, entspringt nach einem festen Druck seiner Daumen auf die Stelle, ein immenser Schmerz der sie laut aufschreien lässt.
„Was für eine Stimme…“, schießt es Gajeel durch den Kopf, der unter ihrem Schrei sichtlich zusammen zuckt und sofort seinen Blick verlegen von ihr abwendet.
Grelle Lichtblitze tanzen vor Levys Augen, ehe ihr kurz schwarz vor Augen wird. Ihr ist schwindlig und ganz kurz kommt ein Gefühl von Übelkeit auf. Im nächsten Moment ist alles weg. Kein Schmerz, kein Schwindel und kein Gefühl von Übelkeit.
„Ah… d…das… tut gut…“, seufzt sie wohlig und lässt sich noch etwas mehr gegen den Rand des Beckens hängen, während Gajeels Gesicht noch einen tick dunkler wird. Warum hört er auch nicht auf ihren Nacken zu massieren?! „Ich hoffe das ist nun Entschuldigung genug?“, grinst Gajeel hinter ihr und deutet auf die Sache mit Levys Rock hin. Levy lächelt in sich hinein, antwortet aber nur mit einem „Mal sehen…“ und fängt an, seine Hände an ihrem Nacken zu genießen. „Unglaublich… wie sanft er sein kann…“, denkt sie sich im Geheimen und ihre Wangen bekommen eine gesunde Farbe.
Noch ehe Levy sich vollkommen fallen lassen kann, ertönt bereits wieder die Stimme des Aufsehers und ermahnt sie zur Ruhe. Immerhin ist es hier ein Ort der Erholung und Stille und kein Freudenhaus, oder so etwas in der Art hat er zu ihnen hinüber geschrieen worauf sie wieder synchron mit einer Entschuldigung geantwortet haben.
„Wo hast du das gelernt?“, erkundigt sich Levy interessiert und setzt sich wieder normal hin. „Nirgends… manche Dinge lehrt man sich selbst, wenn es von Nöten ist“, antwortet Gajeel kurz, bezieht wieder seinen Platz und schaut nach oben, in das nächtliche Sternenmeer. „Gajeel… darf ich dich was fragen?“, beginnt Levy nach einer Weile und ihre Unsicherheit ist ihr deutlich anzuhören. Gajeel stutzt kurz. Ihre Stimme klingt ernst, aber auch zugleich sanft und fast wehmütig. „Schieß los“, antwortet er ihr dennoch und er ist gewillt ihr ehrlich zu antworten, wenn er kann.
„Wie… ist es eigentlich… in einer Gilde, wie Phantom Lord… eine war?“, bringt sie über ihre Lippen und sie meint zu bemerken dass Gajeel kurz den Atem anhält. Der Dragon Slayer senkt seinen Blick von den Sternen herab, weicht ihrem aber aus. „Warum interessiert dich das?“, antwortet er ihr mit einer Gegenfrage und ihm wird zunehmend unwohl in seiner Haut. „Nun… ich… ich dachte… ich meine… ich würde gerne mehr darüber wissen… auch von dir…“, bringt Levy als Erklärung unter Aufbietung ihres ganzen Mutes hervor und schaut unsicher zu Gajeel auf. Diesem entweicht ein leises Schnauben ehe es ihm so langsam dämmert.
„Was hat er dir erzählt?“, kommt es von ihm kalt während er sie anlinst. Sein Blick ist undeutbar, auf seltsame Weise leer und doch lauernd. „N…nichts…“, kommt es von Levy wie aus einer Pistole geschossen. „Lüg mich nicht an!“, herrscht der Schwarzhaarige sie an, ehe er sich selbst zur Ruhe ermahnt und sich wieder bremst. Es würde ihn wundern, wenn Shikimaru nicht mit seiner Tat damals angegeben hätte.
„T…tut mir leid… ich… ich wollte dir damit nicht zu nahe treten…“, kommt es leise und mit einem zittern in der Stimme von Levy. „Ich blöde Kuh… warum fang ich auch davon an?“, schimpft sie sich im Geheimen. Warum hat sie wirklich damit angefangen? Hat sie im ernst geglaubt dass er ihr etwas von seiner Vergangenheit erzählen würde? Am Ende hat sie nun mit dieser privaten Frage diese seltsame Freundschaftliche Bindung zwischen ihnen in Gefahr gebracht?
„Schon gut…“, hebt nun der Dragon Slayer wieder seine Stimme, nachdem er sich von ihr abgewandt hat. „Ich wollte dich nicht anfahren…“, es ist so etwas wie eine Entschuldigung die er da flüstert, jedenfalls klingt es in Levys Ohren so. „Ich vertrag nur diese Mitleidsnummer nicht! Was passiert ist, ist passiert… und es ist lange her“, äußert er sich zu diesem Vorfall damals und Levy nickt nur.
„Du fragst, wie es bei Phantom Lord war?“, fängt er mit einem seufzen und nach einer längeren Pause an. Levy horcht überrascht auf. Sie hat nicht mehr gerechnet, dass er überhaupt noch etwas dazu sagen würde. „Es hat nicht mehr viel gefehlt… und Phantom Lord wäre eine dunkle Gilde gewesen… vielleicht war sie das sogar schon… für Menschen wie dich ist es also unvorstellbar…“, linst er zurück zu ihr und etwas drohend Dunkles liegt mit einem mal in seinen Augen. „Du tust was dir gesagt wird… und irgendwann tust du nur noch das um es überhaupt zu ertragen…“, fährt er fort und wendet seinen Blick wieder von ihr ab. „Manche so sagt man… sind nahe dran den Verstand zu verlieren… oder das Ziel das sie verfolgen, wenn sie überhaupt eines haben…“, endet er leise und in dem Moment weiß Levy, dass er sich selbst damit meint.
Er ist auch ohne Ziel umher geirrt, seitdem Metalicana ihn verlassen hat. Nur dem Zufall hat er wohl zu verdanken dass er schlussendlich in Fairy Tail gelandet ist. Dem Zufall oder sollte man es Schicksal nennen? Levy ertappt sich dabei als sie sich fragt, welches Ziel er jetzt wohl verfolgen mag?
„Ich habe Dinge gesehen und getan… die du dir nicht mal in deinen Albträumen vorstellen kannst…“, fügt Gajeel seinen Worten an und wiederholt praktisch Shikimarus Worte, die er an Levy gerichtet hat. Levy weiß nun, dass Gajeel ihr Gespräch mit dem ehemaligen Schriftführer wohl zum Teil mit angehört hat. „Mehr brauchst du nicht zu wissen… es ist nicht immer gut wenn man alles weiß…“, endet er und schaut zum Himmel, wo gerade der Mond hinter eine Baumkrone auftaucht.
„Danke…“, flüstert Levy und nickt bei seinen Worten. Sie ist dankbar dafür, dass er ihr überhaupt etwas erzählt hat. „Wir sollten zusehen, dass wir weiter kommen“, erhebt sich seine Stimme ein letztes Mal, ehe er das Becken verlässt um sich wieder Abmarsch bereit zu machen. Levy hängt noch ein paar Minuten ihren Gedanken nach, ehe sie es ihm gleich tut und mit einem leichten, aber wehmütigen Lächeln im Gesicht in der Damen-Umkleide verschwindet.
Seit einer knappen halben Stunde, hat das Dreierteam das Dorf in dem sie ihren Auftrag erledigt haben, schon hinter sich gelassen. Erholt vom Bad und schweigend, gehen sie nebeneinander her und immer wieder linst Levy zu Gajeel hinüber, der in sich gekehrt zu sein scheint.
Sie hat ihn vorhin sichtlich mit ihrer Frage überrumpelt und überfordert. Die Vergangenheit ist oft bitter und sie akzeptiert, dass er ihr nicht mehr von sich erzählen wollte. Vielleicht würde er es eines Tages doch noch tun? Aus irgendeinem Grund, setzt sich diesbezüglich ein seltsames, aber warmes, Gefühl in ihr fest.
Lily, der zwischen den beiden Magiern hertappst schwenkt seinen Blick immer wieder mal zwischen den Beiden hin und her. Er wird das Gefühl nicht los, dass er etwas Interessantes verpasst hat weil er so früh aus dem Bad gegangen ist. Des Weiteren fragt er sich warum sein Partner so schweigsam ist, doch da erhebt Levy wieder ihre Stimme.
„Also ich finde… im Großen und Ganzen waren wir gar nicht schlecht!“, beginnt sie auf die Mission hin zu reden und Gajeel wacht aus seinen Gedankengängen wieder auf. „Stimmt, wenn man die Umstände berücksichtig, hast du wohl Recht“, stimmt Lily ihr zu und hofft dass auch sein Partner sich in ihre Unterhaltung einbeziehen würde. „Ich glaube wir wären ein ganz gutes Team wenn wir noch etwas an uns arbeiten!“, fügt Levy enthusiastisch hinzu und Lily scheint ihre Meinung zu teilen.
„Langweilig…“, werden sie nun auf Gajeels murren aufmerksam und schauen ihn fragend an. „Langweilig! Das Ganze war einfach nur langweilig!“, setzt er nach, als er diese fragenden Blicke auf sich spürt und schaut sich zu ihnen um, ehe er wieder gerade aus schaut. Lily und Levy schauen sich an, ehe sie schmunzeln. Sie können sich schon denken was er zu bemängeln hat und im nächsten Moment beginnt er bereits aufzuzählen.
Die Gegner waren seiner nicht würdig, bis auf Shikimaru und dieser Kampf wurde ihm ja von diesem Stützpfeiler verdorben. Die ganze Mission war von Anfang an einfach nur langweilig und nicht nach seinem Geschmack. Auf Lilys Hinweis hin, dass er die Mission doch selbst ausgesucht hat, antwortet er nur mit einem leisen knirschen seiner Zähne. Er hatte sich trotzdem irgendwie mehr von dieser ach so schrecklichen 50 Mann-Räuber-Bande erwartet. Wenigstens eine richtige Schlägerei, aber nicht mal das ist ihm vergönnt gewesen.
„Ich weiß nicht warum du dich darüber so aufregst… seien wir froh dass alles gut verlaufen ist, es war wohl einfach nicht unser Tag“, versucht Levy ihn verständnisvoll schmunzelnd aufzubauen und es ihm schön zu reden. Gajeel seufzt ergeben, denn zu einem gewissen Teil hat sie immerhin Recht. Es war wohl wirklich nicht SEIN Tag.
Erst wird Levy geschnappt, dann ist die Räuberbande so lahm und dann treffen sie auch noch auf Shikimaru! Zu guter letzt wird er noch von einem Stück Eisen halb erschlagen und darf nicht ein einziges Mal davon abbeißen. Aber den Nacken massieren durfte er ihr dafür, ist doch klar! Und nun beginnt ihm schon wieder das Herz zu rasen wenn er sich ihren schlanken Nacken in Erinnerung ruft. „Hoffentlich werd ich nicht krank… nicht vor der Prüfung!“, denkt er sich angestrengt und wischt sich kurz über die Stirn.
„Mh… ich finde es ungewöhnlich dass ein Hotel so weit außerhalb eines Dorfes liegt…“, beginnt Levy nun sich deshalb Gedanken zu machen, da weit und breit kein Gebäude zu sehen ist. Nicht mal Lichter, die man in der angebrochenen Nacht doch schon von weitem sehen könnte. „Wie weit ist es denn noch?“, wendet sie sich an Gajeel der sie irritiert ansieht, als sie sich nach der verbleibenden Strecke erkundigt. Lily fährt in sich zusammen und fasst sich überfordert an die Stirn, während er ebenfalls vorsichtig zu Gajeel hinüber linst.
„Wieso Hotel? Wir übernachten im Freien“, antwortet der Großgewachsene so neutral und nüchtern, als hätte nie etwas anderes zur Debatte gestanden. Levy bleibt abrupt stehen und starrt auf seinen breiten Rücken, während er immer noch weiter geht. „WAS?!“, entfährt es ihr anschließend, was Gajeel sichtlich zusammenfahren lässt. „Warum nicht?!“, bringt sie erschüttert und mit geballten Fäusten, mit denen sie herumfuchtelt, hervor.
„Warum schon? Wir übernachten meistens im Freien…“, erklärt Gajeel ebenso kühl wie zuvor und bringt Levy damit zur Weißglut. „Wie kann man wissen dass man über Nacht bleiben muss und kein Zimmer buchen?! Besonders wenn eine Frau dabei ist die sich nach einem anstrengenden Tag eine Dusche und ein weiches Bett verdient hat?!“, wettert Levy los und auch Lily bekommt große Augen. An Gajeel allerdings scheint ihre laute Stimmlage abzuprallen, denn er antwortet ihr mit einem schlichten und einfachen: „Du bist nur zu verwöhnt…“, darauf. Daraufhin ist Levys Wutausbruch, sowie ihre Schimpfwörter für ihn, noch weit über das Tal hinweg zu hören und hallt an den Bergen wieder.
Erst nach Minuten, in denen Levy ihrer Wut freien lauf lässt und trotzdem weiterhin hinter Gajeel herstampft, hat sie sich ausgeschimpft. Lily linst sie besorgt an, denn sie scheint ziemlich fertig deswegen. Leider hat er so etwas schon geahnt als er Gajeel heute Morgen selbst auf ein Hotel hingewiesen hat. Dieser wollte ihm aber nicht glauben und hat es einfach mit einer wegwerfenden Handbewegung abgetan.
Fast schon geduldig hat er Levys Ausbruch über sich ergehen lassen und irgendwann mittendrin kurzzeitig auf Durchzug geschaltet. Erst nachdem sie schon über zwei Minuten schweigt, linst er vorsichtig zu ihr und kann sich ein grinsen kaum verkneifen. Mit vor der Brust verschränkten Armen, roten Wangen vom Aufregen und schmollend aufgeplusterten Wangen stakst sie neben ihm her und starrt störrisch gerade aus.
„Egal wie du dich aufregst… hier gibt’s nicht mal so was wie ein Hotel… wir müssen also draußen übernachten, so einfach ist das“, spricht er sie nach weiteren zwei Minuten, mit ruhiger Stimme an und macht sich schon auf eine weitere Predigt ihrerseits gefasst. Aber ihr Aufschreien bleibt aus. Levy scheint zu überlegen, denn eigentlich ist sie nicht von der zickigen Sorte die unbedingt ein Hotel braucht um sich zur Ruhe zu betten. Aber sie hätte es als sehr positiv und aufmerksam von ihm empfunden, wenn er an so etwas gedacht hätte. Immerhin sind sie zum ersten Mal alleine auf Mission und aus ihrer Sicht, auch das letzte Mal!
„Hast du ein Zelt?“, kommt es von ihr streng aber scheinbar versöhnlich. „Nein“, antwortet Gajeel knapp und schaut sich bereits in der Gegend um. Vom Hügel, den sie zuvor runter gegangen sind, hat er eine passende Stelle für ein Nachtlager gesehen, glaubt er zumindest. „Dann kannst du das vergessen! Ich werde nicht draußen schlafen!“, kommt es mit fester und deutlich eingeschnappter Stimme von Levy, während sie ihm weiterhin folgt, auch dann noch als er den Weg verlässt und sich mit Lily durch ein Dickicht einen Hang hinauf schlägt. „Tja… dein Pech. Es wird dir nichts anderes übrig bleiben“, weist Gajeel sie auf die Tatsachen hin, während er sich an Lily wendet und sich mit ihm berät, ob die gefundene Stelle eine gute Stelle ist.
Levy beobachtet die Beiden, während sie ihre Taschen von den Schultern hieven und an einen Baumstamm lehnen. Scheinbar wollen sie wirklich hier, unter den drei Bäumen, im feuchten Gras ihr Nachtlager aufschlagen. „Auch gut… dann gehe ich eben allein weiter!“, schwingt Levy entschlossen am Absatz herum und tritt den Rückweg an. „Bist du Sicher? Bis zum nächsten Dort ist es noch weit und es ist Stockdunkel“, ruft Gajeel ihr hinterher, ehe sie vor dem Abgrund des Hanges stehen bleibt. „Mach dir bloß keine Gedanken um mich! Ich komm ganz gut allein klar!“, ruft sie mit gereizter Stimme zurück und wirft ihm noch einen funkelnden Blick zu, ehe sie den Hang hinunter steigt.
„Na Bestens…“, seufzt Gajeel, um dessen Lippen ein undefinierbares Grinsen spielt. „Willst du sie wirklich allein gehen lassen?“, mischt sich Lily nun ein, der bereits ein wenig Feuerholz zusammenträgt. Gajeels Lächeln wandelt sich sogleich in ein schaurig anmutendes Grinsen. „Abwarten…“, flüstert er mit dieser gewissen Vorahnung, dass sie Levy heute bestimmt noch mal zu Gesicht bekommen werden.
Es vergehen keine fünf Minuten und das Dreierteam von Fairy Tail ist wieder vereint. Levy lässt ihre Schultertasche neben die der anderen Beiden ins Gras fallen, ehe sie mit in die Hüften gestützten Armen auf sie zutritt. Gajeel und Lily schauen von ihrem Tun, ein Feuer in der Feuerstelle zu entfachen, fragend und mit kritischer Miene zu ihr auf.
„Ach wisst ihr… ich habe es mir noch mal überlegt. Vielleicht ist es doch mal eine ganz nette Idee unter freiem Sternenhimmel zu übernachten?“, kommt es von ihr mit einem breiten Lächeln. Ihre Begeisterung ist nicht wirklich Glaubhaft und so setzt sie noch ein: „In Büchern hab ich schon viel über diese romantische Atmosphäre am Lagerfeuer gelesen, da wird es Zeit dass ich das endlich mal selbst erlebe!“, drauf und hofft dass Gajeel und Lily, die sie immer noch kritisch ansehen, ihr das auch nur im Ansatz abkaufen. Sie tun es nicht.
„So so… romantische Atmosphäre…?“, hakt Gajeel lauernd nach und Lily kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie scheint zu vergessen mit wem sie hier ist? „Ja genau!“, stimmt Levy zu und versucht so überzeugend wie möglich zu klingen. Das entfernte Wolfsgeheul, das sie eigentlich zu ihnen zurückgetrieben hat, verschweigt sie ihnen besser.
„Na hoffentlich wird dir vor lauter Romantik so warm, dass wir kein Feuer brauchen…“, grinst Gajeel als Antwort, ehe er das nächste zerbrochene Zündholz unwirsch in die Feuerstelle wirft. Scheinbar haben die Hölzer irgendwo zu viel Feuchtigkeit abbekommen, denn es ist nun schon das Fünfte mit einer Fehlzündung. „Mist…“, knirscht er und zieht das nächste Hölzchen aus der Schachtel.
Noch ehe er es über die Seite der Schachtel streifen kann, hat Levy ihren Arm ausgestreckt und mit ihrer Magie, Feuer entfacht. Seicht und versöhnlich lächelnd, immerhin hat sie vorhin ziemlich viel geschimpft, schaut sie zu Gajeel hinab der sichtlich verblüfft zu ihr aufsieht. Etwas ungewohnt Verwegenes, liegt in ihrem Blick was seine Augen an ihre fesselt. Wortlos grinst er anschließend zurück und hält den Blickkontakt noch eine Weile aufrecht, ehe er sich abwendet und ein paar Äste ins Feuer legt damit es richtig brennen kann.
„Sie ist echt unglaublich… dieser Dickkopf…“, denkt er sich im Geheimen, während er amüsiert in sich hinein grinst. Da plagt er sich mit dem Feuer rum und keiner kommt auf die Idee, dass Levy das Feuer im Reisegepäck mitführt. Er ist froh, dass sie doch noch Einsicht gezeigt hat und von allein zurückgekommen ist. Gezwungenermaßen hätte er sie wohl zurückholen müssen, oder sie hätten allesamt auf die wohlverdiente Nachtruhe verzichtet, wenn sie ihren Dickkopf durchgesetzt hätte. Ihre Handlungen sind zwar vorhersehbar, aber dann überrascht sie ihn im nächsten Moment doch wieder und beweißt, dass sie flexibler ist als man glauben würde.
Zudem muss er sich eingestehen, dass ihm die Art und Weise wie sie ihm Wortwörtlich Paroli bietet, gar nicht so missfällt. Er ermahnt sie zwar, sie sollte besser nicht so frech zu ihm sein und gibt sich verärgert deswegen. Im Grunde allerdings, löst es ein seltsam beruhigendes Gefühl in ihm aus. Davon abgesehen ist ihr Gesicht, wenn sie schimpft und alle möglichen Grimassen zieht, ziemlich interessant zu beobachten und unterhaltsam. Kaum jemand traut sich mit ihm zu schimpfen, ihn als „Blödmann“ oder dergleichen zu bezeichnen. Bis vor kurzem hat Levy auch noch den Anschein erweckt, dass sie noch zu große Angst vor ihm hat um überhaupt normal mit ihm zu sprechen. Er ist beruhigt, dass sie ihre Angst ihm Gegenüber abgelegt hat. Zeitgleich gibt ihm das allerdings auch zu denken.
Er darf sie nicht zu nah an sich heran lassen. Am Ende findet er selbst noch zu großen Gefallen an dieser „seltsamen“ Freundschaft die sie mittlerweile verbindet. Gerade wieder, ertappt er sich stutzend dabei, dass er sie dabei beobachtet wie sie mit Lily die Decken für das Nachtlager aus seiner Tasche räumt.
Während der, von Lily gefangene, Wildtruthahn noch über dem Feuer vor sich hin brutzelt, zieht Gajeel los um Wasser zu holen. Levy räumt unterdessen ihre Tasche aus und sortiert ihre Sachen, die ihr die Räuber heute durcheinander gebracht haben. Bis auf einen Bleistift und ein paar ihrer Notizen, hat sie alles in den Trümmern der Hütte wieder gefunden.
Der verlorene Bleistift ist nicht so schlimm und die paar Notizen hat sie sich auswendig gemerkt. Das Handbuch über die fortgeschrittene Materialisierte Schrift hat leider ein paar Eselohren abbekommen und das wurmt sie ziemlich, was an ihrer Miene zu erkennen ist. Am schlimmsten hat es aber ihr Notizbuch erwischt, dessen Umschlag vollkommen entzwei gegangen ist.
Mit einem seufzen schaut sie darauf und sortiert die losen Blätter des Buches der Reihe nach zwischen den harten Umschlag. „Tut mir leid…“, spricht sie mehr mit sich selbst und an das Buch gerichtet, während sie die beiden Hälften des Notizbuches so zuschlägt, als wäre es noch ganz. „Das Buch scheint dir viel wert zu sein?“, spricht Lily, der ihr Tun die ganze Zeit interessiert beobachtet hat, an. „Ja… es bedeutet mir sehr viel…“, antwortet sie ihm und streicht fast schon zärtlich über den geschundenen, hellen Einband des Notizbuches. „Es… war ein Geschenk…“, redet Levy weiter und stutzt kurz bei der Erinnerung. „Ich habe es von meinen Eltern zum Geburtstag geschenkt bekommen… der letzte Geburtstag den wir damals zusammen gefeiert haben“, erzählt sie und schluckt schwer als die Erinnerung an diesen schönen Tag in ihr aufkeimt.
Sie kann sich noch genau daran erinnern, wie sie das kleine Päckchen aufgemacht hat und wie der intensive Geruch des Leders auf sie zugeströmt ist. „Das ist so schön! Vielen Dank!“, hatte sie damals voller Freude gerufen und hatte andächtig über das weiche Leder gestrichen, ehe sie ihren Eltern um den Hals gefallen war. Ihr erstes, richtiges und eigenes Notizbuch in das sie Reinschreiben durfte was sie wollte.
Sie hat sich so damit gefreut und sie empfand diesen Geburtstag, als den schönsten den sie je gefeiert hatte. Und sie sollte Recht behalten. Bald darauf verstarben ihre Eltern und alles hat sich daraufhin verändert. Levy hat ihre Gründe warum sie nicht in der Vergangenheit lebt. Erinnerungen wie diese, sind einer davon.
„Ich habe es mir immer aufgespart, für etwas Besonderes…“, erklärt sie anschließend gefasst und nimmt ihr Haarband ab. An dem Tag, als sie erfuhr das sie zur S-Rang-Magier-Auswahlprüfung nominiert ist, hat sie es sofort aus der Schachtel in der sie es aufbewahrt hat, genommen und zu ihren Sachen gelegt. Diese Prüfung ist etwas Besonderes, ein neuer Lebensabschnitt. Für so eine Gelegenheit hat sie es sich aufbewahrt.
„Und nun ist es kaputt…“, seufzt Levy tief, schlingt ihr Haarband um den Umschlag und verknotet es um es einigermaßen zusammen zu halten. „Schade…“, macht Lily seine Anteilnahme laut und wirkt doch etwas betroffen. Levy hat, als sie vorhin kurz in Gedanken war, einen doch verlorenen und einsamen Eindruck auf ihn gemacht. Er hätte sich nicht gedacht dass Levy, die wohl fröhlichste Person der ganzen Gilde, eine traurige Vergangenheit hat. Scheinbar ist es wirklich so wie Mirajane ihm bei seinem Eintritt gesagt hat. Jeder hat etwas in seiner Vergangenheit das er zu bewältigen hat, oder mit dem er leben muss. Ein wehmütiges Lächeln, erscheint in seinen Zügen als er sich kurz an seine Taten in der Vergangenheit erinnert und die waren auch nicht immer korrekt.
„Bin ich der Einzige der hier schuftet?!“, grollt Gajeels Stimme dann über die Beiden hinweg, während er seinen Arm zur Seite streckt und das Feuerholz einfach dort fallen lässt wo er gerade steht. „Hier…“, hält er Levy die Wasserflasche hin, damit sie den Inhalt auf die Becher aufteilt, während er wieder etwas Holz nachlegt. „Ist der Vogel bald mal durch? Ich bin am verhungern…“, murrt er währenddessen und bringt Lily dazu ihr Abendessen zu überprüfen.
Gajeel ist nicht entgangen in welcher Stimmung die Beiden mit einem mal sind. Und bei dem, was er gerade noch mit anhören konnte, wundert ihn das gar nicht. Da fällt ihm auch auf dass er sich bis jetzt noch nie wirklich Gedanken über Levys Vergangenheit gemacht hat. Er hat nur gehört dass sie noch ein Kind war, als sie wie viele andere, zu Fairy Tail gekommen ist. Warum hat er nie hinterfragt und doch würde es ihn interessieren. Er fragt sich, was sie wohl antreibt? Was ihre Ziele und Beweggründe sind?
Ein leises knurren entkommt ihm, als er sich seiner Gedanken bewusst wird. „Was ist denn Gajeel?“, ist es auch schon an Levy, ihn sofort zu fragen. „Gar nichts!“, murrt er und macht einen deutlichen zerknirschen Eindruck, als er sie kurz anlinst. Levy schaut ihn irritiert und fragend an, mit diesem unschuldigen Blick und diesen großen runden Augen. „Hör auf dich mit unwichtigem Zeug zu beschäftigen! Das macht dich nur blöd im Kopf!“, schimpft Gajeel in Gedanken mit sich selbst und wendet sich schnell wieder von ihr ab. Wie ist es ihr nur gelungen Zugriff zu seinen Gedanken zu haben? Sie sogar zu lenken?!
Während sich ihm noch die Haare sträuben, weil er seine Gedanken scheinbar nicht kontrollieren kann, ertönt ein begeistertes „Fertig!“ von Lily, der den Braten vom Feuer nimmt. Im nächsten Moment und nachdem jeder einen Teller mit Essen in seinen Händen hält, herrscht Stille am Lagerfeuer.
Nach dem Essen und nachdem das Geschirr weg geräumt ist, ist Nachtruhe angesagt. Während Lily noch mal Feuerholz holt und Gajeel es sich bereits auf seinem Lager bequem macht, rutscht Levy mit eng aneinander gepressten Schenkeln auf ihrem Sitzplatz hin und her. Ein deutlicher Rotschimmer ziert ihre Nase und ihre Lage wird immer verzwickter, desto mehr sie versucht sich davon abzulenken. Sie hat gewusst dass der Moment kommen würde und es widerstrebt ihr zu tiefst, dass sie sich jetzt nicht in einem Hotel befinden.
„Willst du ewig dort sitzen bleiben?“, durchschneidet auch schon Gajeels Stimme ihre Gedanken und lässt ihren Blick von ihren Händen, die sie auf ihren Knien verkrampft hat, zu ihm hochfahren. „Leg dich schlafen, morgen müssen wir früh raus um den Zug zu erwischen“, weist er sie darauf hin und lässt sich auf seinem Schlaflager etwas mehr in eine liegende Position rutschen.
„Ja… äh… also… Ja“, kommt es von Levy stammelnd, während sie ihre Hände verkrampft wie zu einem Gebet faltet. Wenn doch nur Lily schon hier wäre. Irgendwie hat sie das Gefühl dass er sie da etwas besser verstehen würde als Gajeel, der gerade seinen Mund zu einem Gähnen aufreißt. Im nächsten Moment versucht sie sich wieder abzulenken, indem sie ihr Buch und ihre Notizzettel, die sie zuvor noch mal durchgesehen hat, in ihrer Tasche verstaut. „Was also?“, hakt Gajeel nach, der das Gefühl hat, dass Levy eigentlich noch etwas sagen wollte. „Argh… ich muss mal!“, bricht es aus ihr hervor und ihr Gesicht wird nur noch röter deswegen.
„Na dann geh doch“, antwortet er ihr darauf trocken und hebt seine Hand. „Rechts für Herren, Links für Damen…“, zeigt er von einer Seite zur anderen und rutscht sich in eine bequemere Position. „Äh… ja… gut…“, antwortet Levy darauf und sie weiß dass er überhaupt keine Ahnung hat wo ihr Problem liegt. Und eigentlich, wenn sie so darüber nachdenkt, gibt es eigentlich keinen Grund zur Sorge. Was sollte schon passieren wenn sie ein paar Meter in den angrenzenden Wald geht und dort hinter ein paar Büschen verschwindet.
Mit neu gewonnenem Mut, aber doch zitternden Knien steht sie auf und geht ein paar Schritte vom Schein des Lagerfeuers weg. Dann kommt wieder Wind auf und lässt das Blattwerk der Bäume und Sträucher rascheln. Sie hat das Gefühl als würden hunderte von Augen auf ihr liegen, während sie sich an das Wolfsgeheul erinnert, das sie eigentlich zurück zu den Beiden getrieben hat.
„Äh… könntest du… bitte mitkommen?“, ihre Stimme ist leise und kaum hörbar, während sie mit hochrotem Kopf über ihre Schulter linst und sich sofort wieder von ihm abwendet. Es ist ihr einfach zu peinlich, aber alleine traut sie sich nicht. Gajeel bleibt wie erstarrt auf seinem Lager liegen und für ein paar Sekunden hält er sogar den Atem an. „Ist nicht dein Ernst oder?“, fragt er und mit einem mal hat er so einen trockenen Hals.
„Doch… ich… mag keine dunklen Orte…“, erklärt sie und denkt daran dass es nicht nur ein dunkler Ort, sondern ein dunkler WALD ist, in den sie gehen muss. „Komm schon… was soll denn sein?“, hakt Gajeel mit bebender Stimme nach und setzt sich auf. „Sollte was sein hören wir dich ohnehin schreien“, versucht er sie zu beruhigen, bewirkt aber damit nur das Gegenteil. „Sehr witzig…“, zischt Levy durch ihre Zähne und reibt ihre Schenkel fest aneinander um diesen Drang hinaus zu zögern.
Gajeel sieht in welcher Not sie sich befindet und wendet sich kurz von ihr ab. „Bitte…“, ihre Stimme ist wieder nur ein Hauch und der Klang darin ist so herzzerreißend und flehend dass er sich geschlagen zu ihr umwendet. Der Blick, den sie ihm über ihre Schulter hinweg zuwirft, tut sein übriges dazu und im nächsten Moment ist Gajeel auf seinen Beinen. „Wehe du erzählst das irgendjemandem!“, knurrt er, während er an ihr vorbei geht und die Gegend vor ihr Absichert. „Niemals“, gibt Levy von sich und eilt, zufrieden lächelnd hinter ihm her. Schon ihrerselbst willen, würde sie niemandem davon erzählen. Das Letzte was sie, neben dem Gerücht über eine Dreiecksbeziehung mit ihren Teamkollegen, gebrauchen kann, ist das Gerücht dass sie mit Gajeel gemeinsam zur Toilette geht.
Nur wenig später, kommt Levy aus einigen Metern Entfernung wieder zu Gajeel zurück und sie wirkt dabei mehr als erleichtert. „Wir können…“, spricht sie ihn an, als sie hinter dem Baum, hinter den er sich gestellt hat um Blickkontakt zu vermeiden, hervor tritt. Da stutzt sie und lächelt vor Entzückung über das ganze Gesicht, ehe sie an seinem Shirt zieht um auf sich aufmerksam zu machen.
Gajeel hat sich nämlich beide Finger in die Ohren gesteckt um sie bloß nicht zu hören und dazu auch noch die Augen geschlossen. Dieser seichte Rotschimmer um seine Nase, gaukelt ihr keinesfalls das Mondlicht vor. Levy fragt sich allerdings, wie er sie in einer Gefahrensituation hätte hören sollen, wenn sie geschrieen hätte?
„Schon fertig?“, fragt er laut, da er seine Finger noch in den Ohren hat und schaut sie mit geweiteten Augen an. Levy nickt nur darauf und lächelt ihn an. „Na du bist ja fix…“, kommentiert er überflüssigerweise und nimmt seine Arme runter, ehe er sich in Bewegung setzt. „W… wie fix ich bin geht dich gar nichts an!“, antwortet Levy ihm darauf entrüstet und mit roten Wangen. „Wenn ich Schmiere stehen muss, schon!“, gibt Gajeel zurück und weist sie mit einem „Vorsicht Wurzel“ auf dieselbige hin über die er gerade schreitet. Levy reagiert allerdings doch zu spät und bleibt mit ihrem Fuß daran hängen was zur Folge hat, dass sie nach vorne stolpert und sich einfach an seinen Arm klammert.
„Ich hab doch gesagt Vorsicht!“, murrt Gajeel leicht genervt, während er zu ihr nach unten linst und aufs Neue verlegen wird. Immerhin drückt sich gerade ihr kleiner Busen an seinen Arm und sie hat scheinbar nicht vor los zu lassen. Im nächsten Moment stellt er fest, dass es gar nicht so schlimm ist, von ihr berührt zu werden.
„D…danke…“, murmelt Levy und schaut zu ihm auf. Ihr Gesicht wird gleich noch einen tick dunkler und will seinen Arm loslassen. „Halt dich besser an mir fest, es ist ziemlich dunkel, nicht dass du dir auch noch die Nase aufschlägst…“, kommt es rasch von Gajeel, der seine andere Hand einfach auf ihre legt um sie an seinem Arm sicher zu wissen. Levy wird davon ganz Warm ums Herz. Sie hat in den letzten Tagen zwar schon bemerkt dass er nett ist, aber dass er nun doch so fürsorglich sein kann, überrascht sie schon.
Wenig später sind sie wieder zurück im Lager und machen es sich auf ihren Schlafstellen gemütlich. Gajeel ist noch immer verlegen wegen vorhin und hat sich auf seinem Schlafplatz von Levy abgewendet. Lily hat sich ebenfalls gemütlich in seine Decke gerollt und Levy hält sich ihre Decke bis zur Nase, während ihre Augen groß und rund hervorblitzen und die Gegend sondieren.
Und da ist es wieder! Das Geheul von Wölfen aus weiter Ferne. Eine harte Gänsehaut überzieht ihren Körper, während sie den Kopf weiter in den Nacken und unter die Decke zieht. Wieder erklingt das Geheul aus der Ferne und Levy wagt kaum zu Atmen. „G… Gajeel…“, flüstert sie dumpf unter ihrer Decke hervor. „Das sind bloß Wölfe… ein ganzes Rudel wenn mich mein Gehör nicht täuscht….“, murrt der Dragon Slayer, der nach wie vor von ihr abgewandt liegt.
„Bloß sagt der…“, knirscht sie und krallt sich noch mehr an die Decke. „Wie kann er nur so ruhig bleiben?! Ein ganzes Rudel, sagt er?!“, tobt es hinter ihrer Stirn. Sie ist noch nie einem einzelnen Wolf begegnet und sie hat auch keine Lust auf so eine Begegnung. „Was wenn sie…“, setzt sie an, wird aber von Gajeels schnauben unterbrochen, während er sich genervt zu ihr umdreht und sie anstarrt. „Die sind Kilometer weit weg! Und so lange das Feuer brennt kommen sie nicht her…“, erklärt er ihr und will sich wieder abwenden, als ihn Lilys Blick trifft und ihn stutzen lässt.
Dieser hat sich während ihrer Unterhaltung auf seinem Schlaflager aufgesetzt und kann Levys Bedenken durchaus verstehen. „Ich wäre dafür noch ein Feuer anzumachen…“, schlägt der Exceed dann vor und lockt Levy mit seiner Anteilnahme, aus ihrer Decke in eine ebenfalls sitzende Position. „Wie wäre es wenn wir einen Bannkreis aus Runen schreiben?“, kommt es von der Script-Magierin mit einem seichten Anflug von Begeisterung. Gajeel rollt nur genervt mit den Augen und legt sich wieder hin.
„Was meinst du dazu?“, spricht Lily seinen Partner nun an. „Meinen Segen habt ihr…“, murrt der nur und macht keine Anstallten sich bei dieser Aktion zu beteiligen. „Gut! Dann ist es beschlossen!“, erhebt Levy ihre Stimme, ehe sie ihre Tasche an sich heran zieht und nach ihrem Stift kramt. Lily schaut angestrengt auf Gajeels Rücken, doch der scheint sich überhaupt nicht für ihr Vorhaben zu interessieren.
„Können wir dann?“, spricht Levy den Exceed an und steht schon mit ihrem Stift im Anschlag bereit. „Äh… ja… ähm…“, kommt es von Lily, dem nicht ganz wohl bei der Sache ist, wenn er alleine mit ihr los zieht. „Kommst du nicht mit?“, spricht er seinen Partner wieder an und der seufzt genervt. „Wozu? Ihr seid doch zu Zweit… mehr braucht man dafür doch nicht“, murrt er leise und rührt sich nicht von der Stelle. „Nun ja… ich bin mir nicht sicher… es sind Wölfe… und ich bin doch so was wie eine Katze…“, weist Lily ihn nun auf diese Tatsache und deren Folgen hin.
Gajeel dreht sich nun wieder zu ihnen um und schaut aus schmalen Augen zu ihnen auf, ehe wieder ein grottentiefes Seufzen seine Lippen verlässt. Er weiß woher der Wind weht. Als „Katze“ liegt es eigentlich auf der Hand, dass Lily auch eine Abneigung gegen Wölfe hat. Nun versteht er auch, dass sich Lily auf Levys Seite geschlagen hat. „Ihr macht mich krank, wisst ihr das?“, knurrt er und kommt auf die Beine.
So kommt es, dass sie zu dritt das Lager verlassen und in einem weiträumigen Umfeld einen Bannkreis rund ums Lager ziehen. Während Levy die Runen schreibt, wobei sie bei jedem Wolfsgeheul erschrocken zusammenzuckt und aufhorcht, stehen Lily und Gajeel in wenigen Metern Abstand und beobachten die Gegend.
Eine aufflatternde Eule erschreckt Levy fast zu Tode und selbst Lily ist ihr daraufhin in die Arme gesprungen was Gajeel nur Kopfschüttelnd kommentiert. Seiner Meinung nach, übertreiben die Beiden maßlos und so nimmt er seinen Begleitschutz auch nicht wirklich ernst. Während Levy einen weiteren Runenpunkt schreibt, lehnt er sich müde mit der Stirn gegen einen Baum. Wie die vorigen male auch, dauert es einige Minuten bis sie den Code geschrieben hat und er döst für Sekunden weg. Würde Lily nicht gerade an seinem Hosenbein ziehen, würde er glatt hier im stehen einschlafen. Doch so rafft er sich auf, appelliert an seinen Stolz damit Levy nichts davon bemerkt und reißt sich zusammen.
Nachdem der letzte Code geschrieben ist, verbinden sich die Punkte mit einem sanften Leuchten und werden wieder unsichtbar. „So… das müsste nun sämtliche Tiere von uns fern halten“, erklärt Levy und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Na dann können wir uns ja endlich aufs Ohr hauen…“, knurrt Gajeel als antwort und geht ferngesteuert vor den anderen zum Lager zurück.
Mit einem guten und beruhigten Gefühl, legen sich Levy und Lily wieder auf ihre Decken, während sich Gajeel einfach hinfallen lässt und sich die Decke über den Kopf zieht. Er will nichts mehr von den Beiden hören, das steht schon mal fest. Irgendwann braucht auch er seinen Schlaf und der ist nun längst überfällig, zumal er die Nacht davor auch wenig Schlaf abgekommen hat.
Levys Müdigkeit ist durch diesen „Spaziergang“ allerdings wieder verflogen. So schaut sie in den Himmel und beobachtet die vielen Sterne die am schwarzen Nachthimmel blinken. Manche von ihnen scheinen sich sogar zu Bewegen. „Ist das schön…“, meint sie halblaut und mehr zu sich selbst. „Find ich auch…“, antwortet Lily darauf, dem es ähnlich geht wie ihr. Gajeel, der ihre Stimmen immer noch hört, knirscht nur in sich hinein und kneift in der Hoffnung bald einzuschlafen seine Augen zu.
„Das… muss Freiheit sein…“, denkt sich Levy im Geheimen und bekommt einen sehnsüchtigen Ausdruck in ihrem Gesicht. Zwangsläufig linst sie zu Gajeel hinüber, von dem sie nur ein paar wirre Haare sehen kann. Laut seiner eigenen Aussage, übernachtet er öfter unter freiem Himmel, da hat er bestimmt schon oft so einen schönen Sternenhimmel gesehen. Diese frische und reine Luft des Waldes, hinterlässt nach dem Einatmen so etwas Befreiendes und Belebendes. Man fühlt sich voller Kraft und Energie. Ähnlich wie nach einem Tauchgang in einem kalten See.
Levy lächelt sanft und wendet ihren Blick wieder von Gajeel ab, um in den Sternenhimmel über ihr zu blicken. Ja… das muss wohl Freiheit sein und fast beneidet sie Gajeel um diese Art von Freiheit. Zwar meint sie dass man in so einer Freiheit auch Gefahr läuft einsam zu sein, aber wenn man die Einsamkeit sucht ist man hier sehr gut aufgehoben. Wieder lächelt sie sanft und schließt mit dem Willen einzuschlafen ihre Augen. Wenn sie an den heutigen Tag zurück denkt, so hat sie viel von Gajeel erfahren. Sie hat Einblicke in seine „Welt“ erhalten. Ob es nun dieses Leben in einer „fast“ dunklen Gilde ist, von dem Shikimaru ihr erzählt hat, oder diese Freiheit hier unter dem Sternenzelt. Sie ist dankbar für diesen Tag, auch wenn er so manche Schwierigkeiten und Streitereien mit sich gebracht hat.
Die zierliche Magierin schmiegt sich fest in ihre Decke und rollt sich auf die Seite, zum Feuer hin. Die roten Flammen hinterlassen ihren sanften Schein auf ihr, Lily und Gajeels Rücken. Das sanfte Lodern und Züngeln lässt viele Schattenspiele entstehen und so langsam spürt sie die Müdigkeit doch wieder in sich hoch kriechen. Sie gähnt herzhaft und schließt ihre Augen, nun wird sie bestimmt ruhig einschlafen können. Mit den Runen, um die Wölfe ab zu halten, fühlt sie sich nun sehr Sicher.
Im nächsten Moment allerdings durchschneidet das laute Geheul eines einzelnen Wolfes wieder die Stille und er ist so nah wie noch nie zuvor. Levy schreckt deutlich zusammen und klammert sich wieder an ihre Decke. Da sind nun auch wieder die anderen Geräusche des Waldes und von der Idylle und dieser Romantik einer Nacht am Lagerfeuer ist nichts mehr übrig. Levy bekommt es erneut mit der Angst zu tun. Da hilft ihr nun auch die Gewissheit der Runen nichts mehr, wenn sie die Geräusche immer in ihren Ohren hat und ihre Fantasie mit ihr durchgeht.
„Gajeel…“, hebt sie leise ihre Stimme. „B… bist du wach?“, fragt sie vorsichtig und der Gefragte regt sich nur leicht. „Mhm… ja… dank dir…“, murrt er genervt und dreht sich vom Feuer weg in der Hoffnung ihre Anwesenheit so einfach auszublenden. Auch ihm entgehen die Geräusche des Waldes und das Heulen der Wölfe nicht. Im Gegensatz zu ihr, macht ihm das allerdings nicht das Geringste aus. Er ist es gewohnt und weiß damit umzugehen.
„Kannst ja zum kuscheln rüberrutschen wenn du so ne Angst hast…“, kommt es weiter schlaftrunken und mehr im Scherz von ihm. Vielleicht würde Levy ja endlich ruhe geben wenn er sie etwas aufzieht. Dass sie schüchtern ist, hat er im Onsen ja bestätigt bekommen und so eine Anspielung wird sie bestimmt etwas bremsen.
Dass er mit seiner Vermutung so was von Falsch liegt, erkennt er als er den leichten Luftzug hinter seinem Rücken bemerkt. Das Geräusch von aufeinander fallenden Decken und das reinschlüpfen eines menschlichen Körpers, unter besagte Decken, dringt an sein Gehör und lässt ihn versteinern.
„Danke…“, kommt es von Levy leise, die sich tatsächlich neben ihn legt und sich hinter seinem Rücken in ihre Decke kuschelt. „Moment…“, entfährt es Gajeel heiser flüsternd und will gegen ihre Handlung protestieren. „Sie kann sich doch nicht einfach so neben mich legen?! Was denkt sie sich dabei?!!“, tobt es hinter seiner Stirn, während er sich erhebt und sie aus geweiteten Augen anstarrt.
„Gute Nacht, Gajeel…“, schmiegt sich Levy in ihre Decke und beginnt in binnen von Sekunden leise und flach zu Atmen. „Wie kann man sich hinlegen und sofort einschlafen?!“, Gajeels Blick ist immer noch auf ihr geweitet während er sich über ihr schnelles einschlummern wundert. „Na bestens…“, seufzt er überfordert und stützt seine Stirn in seine Hand. Er fragt sich, wie sie sich nur so unbedarft neben ihn legen kann? Im Onsen hat sie doch noch einen Aufstand gemacht dass er sich neben sie gesetzt hat, und das obwohl es sich um ein gemischtes Bad gehandelt hat. Nun legt sie sich ihrerseits einfach so neben ihn, obwohl er nur einen Scherz machen wollte.
Oder ist das nun etwas anderes aus ihrer Sicht? Unsicher schaut er wieder zu ihr hinunter und es ist wie ein Schlag, von dem er getroffen wird. Ihr blaues Haar, auf dem das Feuer einen samtigen Schein hinterlässt, ihre durch den Schlaf entspannten Gesichtszüge und diese langen Wimpern. Ihre Lippen, die leicht geöffnet sind und dieses leise Atemgeräusch das ihnen entkommt, puschen ihre Niedlichkeitsquote auf über 100% nach oben.
Gajeel erhebt seine Hand fast automatisch. Er ist versucht, dieses weiche und seidig wirkende Haar anzufassen. Er würde gerne wissen ob es sich wirklich so anfühlt oder ob es nur so aussieht. Da erstarrt er allerdings in der Bewegung als er auf diesen Blick aufmerksam wird, mit dem man ihn fast durchbohrt.
Lily, der auf seiner Stelle geblieben ist, sind die Mimiken und Gesten seines Partners nicht entgangen, worauf er ihn breit angrinst. Gajeel fährt unter seinem Blick zusammen und hebt abwährend seine Arme als würde er sagen wollen: „Ich bin hier das Opfer!!“ Und selbstverständlich ist er das aus seiner Sicht auch. Mit eingeschnapptem Gesichtsausdruck, da Lily ihm andeutet dass er ihm kein Wort glaubt, wendet der Dragon Slayer sich ab, legt sich hin und rückt demonstrativ ein paar Zentimeter von Levy weg ehe er die Decke wieder über sich zieht.
Das dumme ist, in dieser Position, kann er ihre niedlichen Atemgeräusche noch viel deutlicher hören. Ebenso ihr Geruch, der nun überall zu sein scheint. Knirschend kneift er die Augen zu und versucht sich Krampfhaft mit anderen Gedanken abzulenken. Er denkt an die Mission heute und bald darauf fragt er sich, ob sich Levy bei ihren Missionen im Team Shadow Gear auch immer zwischen Jet und Droy legt. Vielleicht ist sie ja deshalb so unbedarft und sofort zu ihm rüber gekommen weil sie es so gewohnt ist?
Bei diesen Gedanken, und dem Bild von Jet und Droy, wobei Levy zwischen ihnen liegt, bildet sich ein großer Knoten in Gajeels Magen. Irgendwie ist es ein laues und loderndes Gefühl. Jedenfalls hat er so etwas noch nie empfunden. Sein Herz beginnt unterdessen wieder aufgeregt zu flattern und so langsam fragt er sich, ob etwa Levy an diesen Zuständen, die er seit ein paar Tagen durchlebt, die Schuld trägt?
Unwirsch knirscht er in sich hinein und versucht sämtliche Gedanken aus seinem Kopf zu verscheuchen. Er hat es sich vorhin doch schon mal selbst gesagt: „Hör auf dich mit unwichtigem Zeug zu beschäftigen! Das macht dich nur blöd im Kopf!“ Wenn er diese neue Eigenschaft nicht sofort abstellt, wird er diese Nacht wieder kaum ein Auge zu tun. Seufzend wendet er seinen Blick wieder hinter sich zu Levy. „Na Hauptsache sie ist nun beruhigt…“, denkt er sich und wendet sich wieder von ihr ab.
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