Freitag, 17. Mai 2013

Levy´s Trainings Tagebuch - Kapitel 4 (Teil 1)

4. Kapitel: 4. Tag – Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! (1. Teil)

Ein demotiviertes und genervtes Seufzen, quält sich aus Levys Kehle. Seit geschlagenen zwei Stunden sitzt sie nun schon hier, hinter einem großen Felsen und einem dichten Buschwerk und versteckt sich. Nur hin und wieder hat sie sich gestreckt um nach dem Rechten zu sehen, so wie gerade eben. Abermals seufzt sie tief und setzt sich wieder auf den Boden, ehe sie sich mit dem Rücken an den Felsen lehnt und ihren Roman wieder aufschlägt, in dem sie bis jetzt gelesen hat. Ihre Laune ist auf dem Tiefpunkt des heutigen Tages. Dabei hatte der Tag heute so gut angefangen…
Noch bevor ihr Wecker sie aus ihrem wohlverdienten Schlaf geholt hatte, war sie aufgewacht. Sie hatte gut und erholsam geschlafen und war somit bester Laune. Zudem fühlte sie sich auf Gewisse Weise erleichtert, was wohl auch mit dem letzten Gespräch, das sie am Abend zuvor mit Gajeel geführt hat, zu tun haben konnte.
Jedenfalls hat sie die Zeit am Morgen gut genutzt. Sie hat sich ausgiebig geduscht, sich richtige Zeit für sich im Bad genommen und anschließend die Bücher aufgeschlagen um an ihren Notizen weiter zu machen. Danach hat sie in der großen Küche im Wohnheim, drei Bento zubereitet und sich für den heutigen Trainingstag startklar gemacht. Mit ihrer großen Schultertasche hatte sie bald darauf Fairy Hills verlassen und ist gleich am Tor zum Wohnheim von Gajeel und Lily empfangen worden.
Der Dragon Slayer hatte ihr, nach einem flüchtigen Morgengruß einfach ein Pergament vor die Nase gehalten. Es handelte sich um einen Zettel vom Reuquest Board der Gilde. Eine Mission also, mit der Levy nicht gerechnet hatte. Sie war weder auf eine Mission vorbereitet, noch meint sie, dass sie in ihrer Trainingswoche Zeit dafür hätten. Gajeel hat auf ihren leichten Protest allerdings lediglich mit einem „Der Ernstfall ist das beste Training! Morgen früh sind wir wieder zurück!“, geantwortet und ihr zehn Minuten Zeit gegeben, um noch ein paar Sachen mehr einzupacken.
Aus diesen zehn Minuten, waren natürlich mehr geworden weil Levy nicht wusste was sie mitnehmen sollte. Die Tatsache, dass sie irgendwo die Nacht allein mit Gajeel verbringen würde, hatte sie zudem ziemlich durcheinander gebracht. Das machte sich erst bei ihr bemerkbar, als sie alleine in ihrem Zimmer war und nur so von einer Ecke in die Nächste stob und dabei öfter über ihre eigenen Füße fiel.
Ganze zwanzig Minuten später, als Gajeel ihr gewährt hatte, waren sie dann aufgebrochen. Das hatte zur Folge dass sie ihren Zug, der sie in den Süden in dem ihre Mission auf sie wartete, verpasst hatten und somit mit zwei Stunden Verspätung am Ziel ankamen. Der Fußmarsch nahm wieder eine gute Stunde auf sich, ehe sie endlich das Dorf in dem sie ihren Auftraggeber treffen sollten, erreicht hatten.
Der Auftraggeber entpuppte sich als kein geringerer als der Bürgermeister des Dorfes Ankara selbst. Nach all den Monaten, die das Dorf dem Terror und der Plünderung einer einzigen Räuberbande ausgeliefert waren, hatte er sich endlich dazu durchgerungen, eine Magiergilde zu beauftragen.
Nachdem der Bürgermeister ihnen sämtliche Informationen über die gefürchtete Räuberbande ausgehändigt hatte, brach das ungleiche Team auf. Bald wurden sie, tief in den Wäldern des nahen Gebirges, fündig. Die Räuberbande schien sich zudem ziemlich in Sicherheit zu wiegen. Jedenfalls waren sie, was das verwischen ihrer Spuren anging, ziemlich nachlässig, weshalb sie ihr Lager bald gefunden hatten.
Und so ist es nun über zwei Stunden her, das sie sich getrennt hatten, um von verschiedenen Orten aus, das Lager zu beobachteten. Sobald sich irgendetwas rühren sollte, würde sie auf das zuvor ausgemachte Signal reagieren und dementsprechend handeln.
Wieder quält sich ein gelangweiltes Seufzen aus Levys Kehle, die erneut ihr Buch zuschlägt und über den Rand des Felsens linst. „Die könnten sich wirklich mal zeigen…“, murmelt sie zu sich selbst und überfliegt kurz den Hang auf der gegenüberliegenden Seite der kleinen Schlucht in dem das Lager liegt. Irgendwo dort drüben, sollten sich Gajeel und Lily befinden und nichts täte sie lieber als ihren Standort hier verlassen und zu ihnen zu stoßen. So langsam zweifelt sie an dem Plan den sie sich gemeinsam überlegt haben. Sie wird das Gefühl nicht los, dass die Räuberbande im Moment gerade ausgeflogen und auf Beutezug ist. Nicht mal Wachen oder dergleichen sind zu sehen. Keine Menschenseele hat in den vergangenen zwei Stunden diese baufälligen Hütten am Rand des Hanges betreten oder verlassen.
Mit einem genervten schnaufen lässt sich Levy wieder auf den Boden sinken und schlägt ihr Buch wieder auf. Unwohl rutscht sie von einem Fleck auf den anderen, da ihr so schön langsam vom langen sitzen der Hintern weh tut. „Ob er sich genauso langweilt?“, denkt sie sich und lächelt dabei. Sie weiß schon länger dass „Warten“ oder „Geduld“ für Gajeel Fremdwörter sind und im Moment muss er sich ebenso wie sie wohl zu Tode langweilen. Es würde sie gar nicht wundern, wenn er seine Stellung aufgeben und einfach zur Hütte gehen würde, um die Räuberbande dort auszuheben. Bei der Vorstellung muss sie leise kichern ehe sie stutzt. Sie spürt deutlich wie ihr Herz schneller zu schlagen beginnt und ihr die Hitze langsam in die Wangen klettert.
Ihre Gedanken schwenken zu jener Tatsache, dass sie die kommende Nacht in irgendeinem Hotel verbringen würde. Das allein ist nicht das Problem, eher dass sie ganz alleine mit Gajeel in dem Hotel sein wird. Lily ist zwar dabei, aber so richtig die Garantie, dass Gajeel deshalb brav bleiben würde, hat sie deshalb nicht. Nicht dass sie es Gajeel zutrauen würde, dass er etwas versuchen wollte. Dafür ist er scheinbar zu sehr aufs kämpfen und trainieren fixiert. Davon mal ganz abgesehen, bezweifelt sie dass er überhaupt Interesse an ihr hätte. Sie ist aus ihrer Sicht, nicht der Typ Frau, nach der ein Mann wie Gajeel sucht. Levy meint, dass er also vermutlich nicht mal im Traum daran gedacht hat was es, für ein Mädchen wie sie, bedeutet eine Nacht mit einem Mann allein  zu verbringen.
In ihrem Kopf und vor ihrem geistigen Auge, schreien Jet und Droy bereits wieder wild durcheinander und haben einen hysterischen Anfall nach dem anderen, der wie immer von wilden Gestikulationen begleitet wird. Levy hofft, dass die Beiden es nicht mitbekommen haben, wie Gajeel diese Mission in der Gilde geholt hat. Aber vermutlich nicht. Es muss noch ziemlich früh gewesen sein, als Gajeel in der Gilde war. Davon abgesehen, wären ihre Teamkollegen bestimmt sofort bei ihr auf der Matte gestanden und hätten lauthals dagegen protestiert. Jet und Droy konnten wirklich nervig sein wenn sie es drauf anlegen. Im Moment allerdings vermisst sie die Beiden doch ein wenig.
Wenn sie mit ihnen auf Mission ist, weiß sie ungefähr wie es ablaufen wird. Sie entwickelt den Plan, die Beiden geben ihr Bestes und sie entscheidet die Mission meistens. Sie weiß nicht was Gajeel vorhat, wie der Plan den sie gemeinsam entwickelt haben verlaufen wird und in wie weit sie improvisieren mussten. Levy ist der Meinung dass es bestimmt eine gute Übung für sie Beide ist wenn es darum geht ein „Team“ zu sein. Sie hofft das bestmögliche Ergebnis in dieser Mission zu erzielen und sie würde ihr Bestes geben um das Ziel zu erreichen.
Wieder seufzt sie leise und versucht sich auf die Zeilen in ihrem Buch zu konzentrieren. Ihr ist nicht ganz wohl bei der Sache und dazu fühlt sie sich auch noch beobachtet. Bis die Mission beendet ist, würde sie einfach ihr Bestes geben und versuchen nicht an die kommende Nacht zu denken. Was das Hotel angeht, so besteht ihre einzige Hoffnung lediglich darin, dass Gajeel beim buchen des Hotels an zwei getrennte Zimmer gedacht hat. Oder zumindest an getrennte Betten. Oder einer Couch im Zimmer.
Nicht dass sie es nicht gewöhnt wäre, mit Männern auf Mission zu sein. Immerhin ist sie ja auch mit Jet und Droy auf mehrtägigen Missionen unterwegs. Allerdings teilen sie sich nie ein Zimmer und sie weiß, dass die Beiden nichts versuchen würden was gegen ihren Willen ist. Das hat sie ihnen schon vor längerem ausgetrieben. Die Beiden sind wie Brüder für sie aber Gajeel… ist etwas anderes.
Wieder spürt Levy wie die Wärme ihre Wangen empor steigt. Mit einem unwirschen knirschen, versucht sie das Kribbeln in ihrem Bauch und die Röte in ihrem Gesicht nieder zu kämpfen. Energisch blättert sie eine Seite ihres Buches um und versucht sich krampfhaft auf die Zeilen zu konzentrieren, um ihre Gedanken von Gajeel abzulenken. In dem Moment fällt ein großer Schatten über sie und lässt sie stutzen. Langsam und vorsichtig hebt sie ihren Kopf und schaut zu den zwei Personen, in deren Gesichtern tiefe Schatten hängen, auf.
„Was haben wir denn da hübsches?“, säuselt der Großgewachsene mit den wirren Haaren und linst auf die zierliche Script-Magierin herab. „Gilden-Magierin was?“, hängt er seinen Worten mit einem schiefen Grinsen an und spuckt zur Seite. „D…Die ist süß…“, nuschelt sein dicklicher und dümmlich dreinschauender Begleiter, dessen Augen verklärt auf Levy liegen, während er sie genau mustert.
Levy schlägt das Buch zu und drückt es fest an sich, während sie eher aus Reflex eine Hand zum Gruß hebt. Ihre Kehle ist mit einem Mal Staubtrocken und sie bringt keinen Ton heraus. Wie konnte sie nur so unaufmerksam sein?! Sie war so in Gedanken, dass sie die Beiden nicht bemerkt hat. Sie hat es vermasselt! Dabei war ihre Aufgabe nicht sonderlich schwer gewesen. „Er wird ziemlich sauer sein… und enttäuscht…“, schießt es ihr durch den Kopf, während man sie am Arm packt und auf die Beine zerrt.

„Bist du sicher ob das so eine gute Idee war, sie dort allein zu lassen?“, hakt Lily abermals nach und späht in den Wald, dem sie von ihrem Standpunkt aus den Rücken kehren. „Klar, sie kann schon auf sich aufpassen“, antwortet Gajeel ihm überzeugt, während er sich nochmals auf seinem Ast zurrecht setzt und sich gegen den Baumstamm hinter sich lehnt. Die Hütten unten in der Schlucht, lässt er dabei nicht aus den Augen. „Und wenn sie Schwierigkeiten bekommt?“, erhebt der Exceed wieder deutlich besorgt seine Stimme.
„Herrgott, hör auf so eine Panik zu schieben! Wenn was ist hören wir sie bestimmt schreien!“, kommt es nun von Gajeel genervt. So langsam reicht es ihm hier. Seit ganzen zwei Stunden hockt er schon hier oben im Baum und es tut sich rein gar nichts. Er langweilt sich zu Tode und Lilys ständige Quenglerei, ob sie Levy nun alleine dort hinten lassen hätten sollen oder nicht, kann er längst nicht mehr hören.
Wieder einmal fragt er sich ob eigentlich niemand dieser zierlichen Magierin etwas zutraut? Nicht mal ihre beiden Schatten, die sich Teamkollegen schimpfen, scheinen das zu tun. Anderenfalls würden sie nicht wie Kletten an ihr kleben und sich darum reißen sie zu beschützen. Dabei glaubt Gajeel, dass es wohl eher umgekehrt abläuft und sie die Zwei immer raushauen muss.
Schon damals, als sie gegen Luxus gekämpft haben, hat sie deutlich ihre Stärken unter Beweiß gestellt und er ist sich Sicher, dass sie bei weitem nicht so unschuldig und harmlos einzustufen ist, wie sie durch ihr zerbrechliches und niedliches Aussehen glauben machen will. Kurz stutz er und wird leicht verlegen. Wann hat er eigentlich angefangen sie so genau zu beobachten? Sie als „niedlich“ zu empfinden?
„Meinst du nicht wir sollten mal nach dem Rechten se…“, fängt Lily wieder an und reißt Gajeel aus seinen Überlegungen. „Verflucht, geh doch selbst nachsehen wenn dir danach ist!“, fährt Gajeel auf und macht einen ziemlich ertappten Eindruck auf seinen Partner. „Tut mir leid, aber mir ist leider verboten mich einzumischen“, weißt Lily ihn darauf hin was Mira gesagt hat. Er darf das Prüfungs-Team zwar begleiten aber nicht unterstützen. Immerhin sollen die Beiden alleine miteinander zurrecht kommen.
„Dann halt endlich die Klappe“, murrt Gajeel noch und verschränkt seine Arme vor der Brust. Lily bleckt nur seine Zähne darauf und findet, dass sein sonst so ausgeglichener Partner, ziemlich durch den Wind ist. Jedenfalls ist er das schon, seit diese Prüfungswoche angefangen hat und seit gestern Abend ist es besonders schlimm. „Wenn er es nicht verträgt warum macht er es dann überhaupt?“, denkt sich Lily im Geheimen und beschließt ihn mal ein paar Minuten in Ruhe zu lassen.
„Warum bist du eigentlich mitgekommen wenn du schon keine Hilfe bist?“, knurrt Gajeel wieder in Lilys Richtung, da er meint ihn mit seinen letzten Worten verärgert zu haben und das will er nicht. Lily ist sein bester Freund, auch wenn es schwer zu glauben ist und er es nicht so zeigen kann. „Na wegen dem Bento“, kommt es von Lily wie aus einer Pistole geschossen. „Aha… wegen dem Bento…“, wiederholt Gajeel seine Worte, während er ihn fassungslos anschaut.
„Wenn du mit ihr allein unterwegs bist, muss ich zusehen wo ich bleibe damit ich nicht verhungern muss. Letztens hat mir ja jemand mein Bento weg gefressen…“, erklärt Lily mit verschränkten Armen, ehe er Gajeel von der Seite her anfunkelt. „Hältst du mir das immer noch vor?!“, fährt er zu Lily herum und verliert dabei fast das Gleichgewicht auf seinem Ast. „Das war Diebstahl, denn Levy hatte das Bento extra für mich gemacht“, beschuldigt Lily ihn und wendet sich der Schlucht zu. „Hey, ich bin nicht schuld dran wenn du zu feige warst mit uns schwimmen zu gehen!“, geht Gajeel auf diese Provokation ein was Lily heimlich grinsen lässt. Er springt doch immer wieder auf so was an. Diesmal ist es ihm auch wieder gelungen ihn ein wenig abzulenken und somit von seinen Gedanken fern zu halten.
„Diebstahl bleibt Diebstahl…“, bleibt Lily hart und linst heimlich zu Gajeel nach hinten, der so aussieht als ob er so etwas wie ein schlechtes Gewissen hat. „Mann bist du Nachtragend…“, murrt Gajeel mehr zu sich selbst und lehnt sich wieder seufzend an seinen Stamm. „Na schön… ich mach’s irgendwie wieder gut…“, gibt er sich geschlagen und sieht ein, dass er es ihm nicht wegessen hätte sollen. Aber es hat einfach zu gut geschmeckt, genauso wie das von heute, das mittlerweile schon über drei Stunden zurück liegt. Genervt wird Gajeel auf sein Magenknurren aufmerksam, während er den Nacken überstreckt, den Kopf gegen den Stamm legt und in die Baumkrone starrt, durch deren Blätter hier und da die Sonne hereinblinzelt und ihn blendet.
„Wir warten noch zehn Minuten, dann gehen wir zurück… wird Zeit unseren Plan zu überdenken“, gibt er nach einigen Minuten bekannt und lässt seine Arme nach unten baumeln. Er hat wenig Hoffnung, dass sich in den nächsten zehn Minuten irgendetwas im Lager der Räuber tun würde, so würde er also versuchen etwas auszuspannen ehe er ihr wieder gegenüber stehen muss. Seit der Sache gestern ist er deutlich angespannt und er weiß nicht richtig wie er sich ihr gegenüber verhalten soll.
Dank diesem blöden Schwips, für den er Bixlow heute wieder ein paar Mal verflucht hat, hat er Dinge gesagt die er vielleicht gedacht hat, aber nie im Leben vor hatte zu „sagen“. Und er hat es gesagt. Er hat sie und sich selbst in Verlegenheit gebracht und nun weiß er nicht, wie er sich verhalten soll. Dazu findet er sie auch noch niedlich. Besonders heute Morgen war sie, nachdem er ihr von der Mission erzählt hat, so durcheinander und chaotisch, dass sie wohl automatisch diesen Hilfsbedürftigen und niedlichen Eindruck gemacht hat. Nicht umsonst hat er dann auch noch ihre Tasche bis zum Bahnhof getragen.
„Ich glaube den Weg können wir uns sparen…“, holt Lily ihn wieder aus seinen Gedanken die, nun schon zum xten mal an diesem Tag, zu dieser kleinen Script-Magierin abgedriftet waren und er horcht auf. „Wieso?“, hakt er nach, während er sich nach vorne beugt und Lilys Wink in die Schlucht folgt. Dort sieht er einige Personen, die gerade zum Lager zurückkehren. Sie scheinen gerade auf Beutezug gewesen zu sein, denn jeder von ihnen trägt einen Sack oder eine Kiste. Ein, mit Kisten voll beladenes, Gespann kommt ebenfalls gerade angefahren und verschwindet hinter einer der Hütten. Zwei der Männer haben allerdings eine besondere „Fracht“ bei sich, mit der sie gerade in der mittleren Hütte verschwinden.
„Hervorragend…“, knurrt Gajeel genervt, während sich sein Blick auf die Hütte verengt. „Sie hat sich schnappen lassen…“, keucht er frustriert und schlägt sich die Hand über die Augen. „Wie gehen wir vor?“, kommt es von Lily knapp und seriös. „Die hat bestimmt wieder die Nase in ihren Büchern gehabt… sonst kann das gar nicht sein…“, redet der Dragon Slayer mehr mit sich selbst, während er ihre Festnahme in Gedanken durch geht. „Hey… wie gehen wir vor?“, spricht der Exceed ihn nochmals an und erst jetzt schenkt Gajeel ihm gehört. „Wie wohl? Wir warten erst mal ab und schauen was passiert. Vielleicht schafft sie es ja allein da raus“, reibt sich der Schwarzhaarige nachdenklich den Nacken. Die Tatsache, dass Levy mit zwei solchen Vollidioten auf Missionen geht und bis heute überlebt hat, lässt ihn vermuten dass sie auch das schaffen könnte. Ihr traut er alles zu.
„Bist du sicher?!“, fährt Lily auf und schaut ihn entsetzt an. „Ich meine… sie ist eine junge Frau und gutaussehend… wer weiß was sie ihr antun?“, weist der Exceed auf diverse körperliche Übergriffe hin, während sich sein Blick besorgt auf der Hütte, in die man Levy geführt hat, verengt. Gajeel ist nach dieser Äußerung ruhig geworden, nur ein einsames und mehr als genervtes Knurren entfährt ihm, während er sich von seinem Ast hoch oben im Baum gleiten lässt.

Levy fühlt sich von Sekunde zu Sekunde unwohler in ihrer Haut. Der großgewachsene Typ mit den wirren braunen Haaren, der sie oben am Rand der Schlucht aufgeschnappt und hier her gebracht hat, steht hinter ihrem Stuhl, auf den man sie zuvor unsanft befördert hat. Der dickliche Dummkopf, der auch dabei war, steht neben ihr an die Wand gelehnt und mustert sie immer noch mit diesem verklärten Blick. Ein dritter Mann, der nur knapp mit einem Lendenschurz, einigen Lederriemen und breiten Gürteln über den Oberkörper und ledernen Schützern an Knien und Ellenbogen bekleidet ist, steht in einer Ecke zu ihrer Rechten und scheint hier so etwas wie der Wachposten zu sein. Jedenfalls ist seine riesige Axt, die im Moment noch lässig mit dem Stil an seiner Schulter ruht, ziemlich Furcht einflößend. Wenn Levy genau darüber nachdenkt, erweckt er eher den Eindruck eines Henkers, anstelle eines Räubers. Hinter dem alten und ziemlich verstaubten Schreibtisch, sieht sie sich dem Chef der Bande gegenüber. Ihre Lage ist im Moment etwas festgefahren, denn an so etwas wie eine Flucht oder ein Ablenkungsmanöver ist nicht mal im Traum zu denken.
Der Räuberhauptmann überdenkt noch mal was seine Untergebenen ihm berichtet haben und starrt sie unentwegt an. Die Beine hat er dabei lässig auf dem Tisch abgelegt, während er mit dem Stuhl wippt und die Hände hinter seinem Kopf verschränkt hat. Sein Blick liegt fest und starr auf ihr. Zwischendurch scheint er sie wieder und wieder von Kopf bis Fuß zu mustern, während er an seiner Zigarette zieht. Der Klos in Levys Hals wird immer größer und sie meint unter dem Qualm der Zigarette noch zu ersticken, wenn nicht bald jemand das Fenster mit den schmutzigen Scheiben aufmachen würde.
„Also…? Willst du nicht endlich auspacken mein Liebchen…?“, erhebt er nun seine tiefe und rauchige Stimme. „Wie viele von euch sind noch da draußen? Fünf? Zehn?“, erläutert er seine Frage erneut und schaut Levy fest in die Augen. Dem Räuberhauptmann entgeht ihr leichtes zucken nicht, genauso wenig wie diese Pause die sie kurz zwischen ihren flachen und stockenden Atemzügen macht.
„K…keiner“, antwortet Levy daraufhin knapp und gibt sich mühe überzeugend zu klingen. „Ich bin allein!“, hängt sie ihren Worten an und bemüht sich um einen sicheren Tonfall und einer festen Stimme. Der Hauptmann starrt sie eine Weile schweigend an. Im nächsten Moment beginnt sein Mund seltsam zu zucken, ehe er prustend auflacht und seine drei Kollegen, die mit ihnen im Raum sind, in sein Gelächter einstimmen.
„Sei nicht albern Kleines!“, lacht er dröhnend auf, während er die Füße vom Tisch nimmt um nicht das Gleichgewicht auf seinem Stuhl zu verlieren. „Das ist einfach zu komisch! Hahaha… die… die… die schicken… ein kleines Gör um eine Fünzig-Mann-Bande festzunehmen?“, prustet er los und verfällt einem weiteren Lachkrampf, während er sich auf seinem Stuhl krümmt.
Levys Miene verfinstert sich bei seiner Gestik zunehmend. Sie kann gar nicht in Worte fassen wie satt sie es hat als „Gör“ oder „Kleines“ bezeichnet und angesehen zu werden. Sie ist bereits eine Frau und doch sehen die meisten in ihr nur ein Kind. Noch ehe ihre Verärgerung deswegen beginnt anzuwachsen, ruft sie sich selbst zur Ordnung und entspannt sich wieder. Unterschätzt zu werden kann auch von Vorteil sein, im Moment jedenfalls. Ihre Gegner unterschätzen sie so weit, dass sie ihr noch nicht mal Fesseln angelegt haben. Diese Tatsache würde es ihr erleichtern ihren Stift zu führen, wenn sie ihn doch nur erreichen würde. Dieser liegt nämlich mit samt ihren anderen Sachen auf dem staubigen Schreibtisch, nachdem der Hauptmann alles nach irgendwelchen Hinweisen durchsucht hat.
„Wie habt ihr euch das vorgestellt? Sollen wir uns bei deinem Anblick totlachen und dann könnt ihr uns in Ruhe einsammeln oder wie?“, lacht der Räuber schallend auf, während er sich taumelnd erhebt und mit einem mal vor ihr ist. Mit festem Griff hat er ihr Kinn umschlossen und kommt ihrem Gesicht mit seinem ziemlich nahe.
„Spuck schon aus! Wie viele sind noch da draußen?!“, herrscht er sie an und verstärkt den Druck seines Daumens und Zeigefingers an ihren Wangen. Levy stockt der Atem, während ihr ein leiser Schmerzenslaut entkommt. Zeitgleich versucht sie hart zu bleiben, sich jeden weiteren Laut zu verkneifen als er nochmals fester zudrückt. Aus irgendeinem Grund, schafft sie es seinem Blick stand zu halten und sie fragt sich seit wann sie das so gut beherrscht?
Einem Blick, der so bohrend und prüfend in ihren Augen brennt, stand zu halten? Zeitgleich meint sie auf einmal, Gajeel in die Augen zu sehen. Sein Blick ist ähnlich stechend und bohrend wie der des Räubers, aber bei weitem nicht mehr so grausam wie einst.
„Gajeel…“, schießt es ihr durch den Kopf. Sie hat keine Ahnung ob Gajeel bereits bemerkt hat, dass man sie geschnappt hat. Falls doch, lässt er sich ihrer Meinung nach ziemlich viel Zeit sie da raus zu holen. Falls nicht, ist sie auf sich allein gestellt. Sie muss nur das Verhör überstehen und irgendwie Zeit gewinnen. Irgendwann würde sich die richtige Chance ergeben die sie dann beim Schopf packen würde. Ihr einziger Vorteil ist, dass man sie unterschätzt und sie würde zu allen Mitteln greifen um das hier hinter sich zu bringen.
„N… niemand…“, bringt sie gepresst durch den Schmerz an ihren Wangen hervor und kneift kurz die Augen zu. „Hör auf uns zu verscheißern sonst wirst du es noch bereuen!“, schreit ihr Gegenüber sie an, umschließt mit seiner Hand die untere Hälfte ihres Gesichtes und zerrt sie vom Stuhl hoch. „Red endlich! Sonst bekommst du Gesellschaft von meinen Männern… die sind ziemlich einsam musst du wissen…“, fährt er sie an, drückt sie mit seinem Körper gegen die Holzwand und kommt ihr wieder ganz schön nahe, zu nahe. „Das heißt… wenn sie dich überhaupt noch wollen wenn ich mit dir fertig bin…“, keucht er hinterher und lässt seine Zungenspitze über den äußeren Rand ihres Ohres gleiten.
Levys jappst unter der Berührung erschrocken auf und beginnt sich mit schockgeweiteten Augen zu winden. Als ihr die ersten Tränen, brennend in die Augen steigen kann sie nicht mehr leugnen, dass die Panik langsam aber Sicher von ihr Besitz ergreift. „Na na… wer wird sich denn hier so zieren? Wenn du schon allein auf Mission gehst, solltest du mit so etwas rechnen…“, grinst er ihr ins Ohr und drückt sich etwas gegen sie, um an ihrem Ohr zu knabbern.
„Naba, das reicht jetzt!“, die Stimme ist harsch, schneidend und auf eine gewisse seltsame Weise ruhig, fast angenehm. Levys Herz macht vor Schreck einen Sprung und Naba zuckt sichtlich vor ihr zusammen. „Lass den Unsinn…“, fügt diese klare Stimme hinzu, ehe der Räuberhauptmann, Levy los lässt und tatsächlich auf Abstand geht. „Wie oft soll ich dir noch sagen dass man so nicht mit seinen Gefangenen umgeht?“, tadelt der große Mann mit den langen schwarzen, zu einem Zopf gebundenen Haaren, den Hauptmann. „Jawohl Shikimaru… ich bitte um Verzeihung“, erwidert Naba untertänigst und tritt sofort zurück, um ihm platz zu machen. Levy, der ihre Knie weich wie Butter vorkommen, stützt sich an der Wand ab um auf den Beinen zu bleiben.
„Ich möchte mich in aller Form für das missratene Verhalten meiner Männer entschuldigen…“, wendet sich der vornehm wirkende Mann in der hellen Robe nun an Levy und diese nickt irritiert. „Gestatte, dass ich mich vorstelle…“, beginnt er nun und deutet Levy an sich auf den Stuhl zu setzen. Aufgrund der neuen Umstände und der Tatsache dass die anderen vier Räuber auch noch anwesend sind, tut sie wie ihr geheißen.
„Ich bin Shikimaru, der eigentliche Anführer dieser Bande…“, stellt er sich mit ruhiger Stimme vor und wendet sich im nächsten Moment mit einem verärgerten: „… die sich als ein Haufen Affen entpuppen, kaum dass man sie kurz aus den Augen lässt!“, an seine Männer um, die betreten zu ihm aufsehen.
Levy kann sich nicht helfen, aber sie muss bei dieser Szene ganz deutlich ein leichtes kichern unterdrücken. Auf jeden Fall scheint es eine ziemlich bunte Truppe zu sein. Der eigentliche Anführer steht im deutlichen Widerspruch zu den Anderen. Allein schon seine Aufmachung und sein Auftreten, scheinen wie aus einer anderen Welt. Mit diesem Mann scheint man wirklich reden zu können und das lässt wieder einen kleinen Funken Hoffnung in ihr aufkeimen.
„Also Chef… wir haben sie oben an der…“, beginnt der Dunkelhaarige der sie gefunden hat zu erklären, wird aber von Shikimaru unterbrochen. „Schon gut, ich habe vorhin alles mit angehört…“, hebt er kurz die Hand und bringt den Räuber zum schweigen. „Soso… du bist also eine Gilden-Magierin… von Fairy Tail wie ich sehe…“, beginnt er zu reden und linst kurz zur Seite auf ihr Gildensymbol. „Und du bist wirklich ganz allein hierher gekommen?“, hängt er seinen Worten an und wendet sich dem Schreibtisch zu, um sich ihre Sachen zu besehen.  Levy schluckt schwer. „Er weiß es…“, schießt es ihr durch den Kopf. Schon als sie ihm das erste mal in die Augen gesehen hat, hat sie gewusst dass er von einem anderen Kaliber ist als die Anderen. Etwas an ihm ist seltsam… sie hat das Gefühl vor einem lauernden Raubtier zu sitzen.
Shikimaru ist bei der Besichtigung ihrer Sachen bei ihrem Notizbuch angekommen und alles in Levy versteift sich. „Oh… eine Script-Magierin… wie interessant…“, meint er halblaut und linst von ihren Notizen auf, in ihre Richtung. „Ah… die Fortgeschrittene materialisierte Schrift und Runen-Codes aus dem fünften Jahrhundert… schön schön…“, redet er mehr mit sich selbst und wirkt sichtlich begeistert dabei.
Da fällt es Levy wie Schuppen von den Augen. „E…Er ist ein Magier!“, schreit es in ihr, während sich ihr Blick auf ihm weitet. Es muss so sein! Anderenfalls würde er kein Wort davon verstehen das in ihrem Notizbuch steht. „Wie es scheint sind wir Vollstrecker der selben Magie…“, lächelt Shikimaru sie nun an und Levys Hoffnungen zerplatzen wie Seifenblasen.
Die einzigen Vorteile, dass man sie unterschätzt und dass angeblich keine Magier unter den Räubern sind, sind verpufft. Sie hat alleine keine Chance hier raus zu kommen! Der Mann vor ihr ist um einiges Älter als sie, auch älter als Gajeel obwohl sie nicht mal weiß wie alt der Dragon Slayer ist. Er ist wohl in Macaos Alter einzustufen und hat somit auch viel mehr Erfahrung als sie.
Die Erkenntnis ihrer aussichtslosen Situation lässt ein lähmendes Gefühl in ihr hoch kriechen. Am liebsten würde sie schreien, um Hilfe rufen, aber jedes Wort würde ihr wohl im Hals stecken bleiben. „Ruhig bleiben… ich muss ruhig bleiben!“, appelliert sie an sich selbst und denkt an die letzte Trainingseinheit, in der Gajeel sie immer wieder ermahnen musste weil sie ihre Konzentration immer wieder verloren hat.
„Ich glaube… du kannst mir noch sehr von Nutzen sein…“, flüstert der Anführer und seine Stimme hat einen teuflischen Unterton der Levy eine Gänsehaut beschert. Er will unter seinem kalten Lächeln wieder zu Worten ansetzen, doch der Lärm der plötzlich draußen losbricht, unterbricht ihn. Es sind eindeutig Kampfrufe und panische Schreie, die von den Geräuschen des zersplitternden Holzes untermalt werden. „Gajeel!“, formen Levys Lippen tonlos seinen Namen, während für einen kurzen Moment ein Bild von ihm, vor ihrem geistigen Auge vorbei huscht.
„Was ist da los?!“, fährt der in eine Robe gekleidete auf und seine Untergebenen fahren herum. Sie wollen gerade aus der Tür stürzen um nachzusehen, als die Tür aus den Angeln gerissen wird und ihnen entgegen kommt. Der Dunkelhaarige, der Levy ins Lager gebracht hat, schafft es nicht mehr auszuweichen und wird von der Tür mit zurück und zu Boden gerissen. Naba, springt zur Seite und zückt seine beiden langen Dolche die er an den Seiten seiner Oberschenkel befestigt hatte.
Der aufgewirbelte Staub legt sich schnell und der Schatten einer einzelnen Person zeichnet sich in der Tür ab, ehe sie eintritt. „Keinen Schritt weiter!“, ruft Naba aus und erhebt seine Dolche während er in Kampfposition geht. Die zwei verbliebenen Räuber flankieren seine Seiten und gehen in Kampfbereitschaft, als der Angesprochene nicht auf Nabas Worte reagiert.
„Bist du der Boss von dem Haufen da draußen?“,  kommt es beiläufig von Gajeel, während er in den Raum tritt und mit dem Daumen hinter sich nach draußen zeigt. Draußen sind nur laute Klagelaute und Flüche zu hören, die scheinbar ihm gewidmet sind.
„Was willst du?!“, fährt Naba ihn an. „Bist du auch von der Gilde wie das Gör da?!“, hängt er seinen Worten an und deutet auf Levy, die sich hinter ihnen befindet. Gajeel denkt nicht mal daran auch nur über seine Fragen nachzudenken um zu antworten, seine scharfen Augen liegen bereits musternd auf Levy. Sie ist unverletzt, wie er von hier erkennen kann, wirkt aber deutlich verschreckt und eingeschüchtert.
„Hey! Bist du in Ordnung? Haben sie dir was getan?!“, donnert seine Stimme in ihre Richtung und sie zuckt sichtlich zusammen. Sie findet immer noch keine Stimme, als sie den Mund aufmacht um ihm zu antworten, daher schüttelt sie nur eilig den Kopf. Mit der Gewissheit dass ihr nichts weiter passiert ist, wendet sich Gajeel wieder dem Räuber mit den Dolchen zu.
„Wusste ich’s doch dass dieses Miststück lügt!“, funkelt Naba kurz zurück zu Levy, die einen Schritt von ihm weg macht und gegen den Schreibtisch stößt. „Haltet sie!“, gibt er seine Befehle, worauf sich der Dicke sofort nach hinten zu Levy begibt und sie am Arm packt. „Und nun zu dir, du Freak!“, kommt es provokant von Naba, während er sich wieder an Gajeel wendet und ihn aus funkelnden Augen ansieht. „Ich bin Naba, Hauptmann der fünfzig Räuber und eines sag ich dir gleich…“, stellt er sich mit stolz geschwellter Brust vor und will fortfahren.
„Schnauze! Das interessiert keinen!“, unterbricht Gajeel ihn und bringt ihn zum schweigen, während er den Auftragszettel aus der Tasche zieht und ihm kurz hinhält. „Wir sind von Fairy Tail und haben den Auftrag euch einzubuchten! Gezwungenermaßen muss ich euch darauf hinweisen, dass ihr die Chance habt euch zu ergeben…“, leiert er die offizielle Ankündigung, in leicht veränderter Form, herunter und seufzt unterdrückt.
Wäre er alleine hier, würde er nicht so ins Detail gehen und diese völlig „unnötige“ Ansprache über das „von wo kommen wir“ und „was wollen wir“ halten, sondern gleich allen das Licht auspusten und die Sache wäre vom Tisch. Da Levy aber dabei ist, muss er sich, gezwungenermaßen, an den Gilden-Kodex halten oder wenigstens so tun als würde er diese Methode voll und ganz vertreten.
„G… Gajeel…“, denkt sich Levy im Geheimen zerknirscht, während sie ihm kritische Blicke zuwirft. Denn nicht nur sie, auch sonst keiner der Anwesenden hat seine Worte wirklich ernst genommen. Was bei der Art wie er sie runtergeleiert hat, auch kein Wunder ist.
„Also kommt ihr freiwillig mit oder muss ich euch erst die Scheiße aus dem Leib prügeln?!“, kommt Gajeel ungerührt aber mit finsterer Miene zum Ende seiner Erklärung, während er seine Faust umfasst und seine Gelenke demonstrativ knacken lässt.
Ein Klatschen erhebt sich und lässt alle irritiert aufhorchen. Gajeels Kopf ruckt in die Richtung aus der der Laut kommt, während sich sein Blick auf die Tür hinter dem Schreibtisch verengt. Innerlich rügt er sich dafür, jemanden übersehen zu haben. Das passiert ihm doch sonst nie! Der Typ musste sich wohl, kaum das er die Tür eingeschlagen hat, versteckt haben und bei all dem Staub und dem verschwitzten Gestank in der Hütte, den die Räuber fabrizieren, ist ihm die Anwesenheit eines fünften Mannes nicht aufgefallen.
„Na wenn das mal nicht Eisen-Gajeel ist…“, dringt die kühle und helle Stimme Shikimarus hinter der Tür, hinter der er zuvor in Deckung gegangen ist, hervor ehe er sich in Bewegung setzt und sich zu erkennen gibt.
Die Stimme geht Gajeel durch und durch. Er kennt sie und nun erkennt er auch den Geruch. Dieser unverkennbare Geruch von altem Pergament und diesem abscheulichen Lavendelduft der tief im Stoff der Robe hängt. „Shikimaru…“, knurrt Gajeel aus zusammengebissenen Zähnen, während er sein Gegenüber mit tödlichem Blick fixiert.
„Du… kennst ihn?“, entkommt es Levy überrascht, die ihren Blick von Shikimaru zu Gajeel umwendet. Bei seinem Anblick zuckt sie sichtlich zusammen. Sie hat ihn schon lange nicht mehr so gesehen. Zwar wütend und aufgebracht, aber nicht mit so einer bedrohlichen Dunkelheit hinter seinen roten Augen.
„Und ob ich diese Ratte kenne… er gehörte früher zu Phantom Lord…“, antwortet Gajeel dunkel und seine Abneigung ihm gegenüber ist fast greifbar. „Phantom Lord…“, wiederholt Levy gedanklich, ehe sich sofort ein ungutes Gefühl in ihr aufbäumt.
„Ist eine Weile her… Gajeel-san…“, säuselt Shikimaru, der ihn höhnisch anlächelt und weiter in den Raum tritt. „Sprich mich nicht mit meinem Namen an du Drecksack!“, funkelt der Dragon Slayer ihn an, während sich seine Fäuste so stark verkrampfen, dass das Leder seiner Handschuhe verräterisch knarzt und seine Knöchel weiß hervor treten. Die Anwesenheit dieses Mannes macht ihn rasend! Der Anblick, allein schon diese höhnische Stimme, bringt sein Blut zum überkochen. Und das nach all der Zeit, die seitdem vergangen ist.
„Aber, aber Gajeel-san… du wirst mir wegen damals doch wohl nicht mehr böse sein?“, kommt es provokant glucksend von Shikimaru, während er sich eine seiner langen Strähnen seines Scheitels aus dem Gesicht streicht.
Als Schriftführer bei Phantom Lord, hatte Shikimaru einst einen Bericht von Gajeel gefälscht, ihn dabei gravierend angeschwärzt und geschadet. Master José hatte Gajeel damals schwer bestraft und er war sogar kurz davor ihn zu verbannen. Von Anfang an, war Gajeel ihm ein Dorn im Auge gewesen. Gajeel konnte Shikimaru mit seiner schleimigen und falschen Art ebenfalls nie ausstehen.
„Hätte nicht erwartet dich hier unter einem Haufen Räuber zu finden…“, kommt es von Gajeel lauernd. „Was ist passiert dass du dich dazu herablässt mit ihnen gemeinsame Sache zu  machen?“, hängt er seiner Frage an und das Grinsen in Shikimarus Gesicht wird immer breiter. „Sie leisten gute Dienste… sie sind geschickt und ich helfe ihnen lediglich beim denken… so hat jeder etwas davon und alle sind Glücklich…“, erklärt der Ältere und ein teuflischer Glanz erscheint in seinen Augen.
„War nicht anders von dir zu erwarten… du hast dir noch nie selbst die Hände schmutzig gemacht und auf die kosten anderer gelebt“, knurrt Gajeel und die Wut in seiner Stimme ist nicht zu überhören. „Mh… jedem so wie er es kann…“, lächelt Shikimaru und zwinkert Gajeel zu. „Aber was ist mit dir? Wie ich sehe bist du bei Fairy Tail gelandet?“, beginnt er dann abfällig, während sich sein Blick auf Gajeel verengt, der unmerklich unter diesen Worten zusammenfährt.
„Wie ironisch… von allen Gilden kommst du ausgerechnet bei denen unter… sehr amüsant!“, lacht der ehemalige Schriftführer Phantom Lords auf und geht selbstsicher um den Schreibtisch herum. Levys Blick wandert in Shikimarus Richtung. Vorhin hatte sie noch das Gefühl, dass dieser Mann wenigstens im Ansatz anständig und fair wäre. Aber seine Worte triefen nur so vor Hohn und Bosheit. Als sie zu Gajeel zurück linst, bemerkt sie dass er ihrem Blick ausweicht. Sie kann nur erahnen wie er fühlt. Dass er bereut, weiß sie doch schon lange. Jetzt wo sie gedacht hat, dass auch er es endlich hinter sich lassen könnte, wieder damit konfrontiert zu werden, ist einfach grausam. Shikimaru ist grausam…
„Erzähl doch mal… wie lebt es sich denn in einer offiziellen Gilde?“, bohrt der Mann in der Robe nach, während ein schiefes Grinsen seine Lippen ziert. Gajeel grinst in sich hinein und senkt kurz seinen Blick. Auf Shikimarus Provokationen einzugehen, ist das Letzte was er tun würde.
„Das geht dich einen Scheiß an!“, antwortet er ihm darauf und hebt seinen Blick wieder an. „Anstatt hier belangloses Zeug zu labern solltest du lieber anfangen zu beten!“, beginnt Gajeel zu grinsen, während ein Unheilversprechendes Funkeln in seine Augen tritt. „Jetzt wird abgerechnet!“, verkündet er und formiert seinen Rechten Arm in ein eisernes Schwert. Knapp nach der Verwandlung, startet er die Dornfortsätze an seinem Schwert und stellt seinen Gegnern eine seiner stärksten und Wirkungsvollsten Waffen vor.
Shikimaru beobachtet ihn stillschweigend und mit einem fortwährenden Grinsen im Gesicht. „Du hast dich nicht verändert, Gajeel-san… brutal und gewaltbereit wie eh und je…“, macht er seine Festestellung amüsiert laut, ehe sich sein Gesichtsausdruck von einer Sekunde zur nächsten verfinstert. „Lassen wir es drauf ankommen… vielleicht hast du ja diesmal mehr Glück…“, zischt er teuflisch in Gajeels Richtung und ist mit einem Satz dicht neben Levy. „Haltet ihn auf!“, befielt Shikimaru seinen Untergebenen, packt Levy fest am Arm und umklammert mit der anderen Hand ihren Nacken.
Ein stechender Schmerz bricht an ihrem Nacken aus und lässt sie erschrocken aufkeuchen. Levy fühlt sich als würde sämtliche Kraft, einschließlich ihrer Magischen Kraft, von ihr abfallen. Mit weit aufgerissenen Augen starrt sie zu Boden, während sie der Dunkelhaarige mit sich und um den Schreibtisch herum zieht.
„Levy!“, fährt Gajeel herum, doch da stellt sich ihm der große Typ mit der Axt in den Weg. Levy ist kaum fähig sich zu rühren, während Shikimaru sie bereits durch die Tür in den darauf folgenden Raum zieht. Nur schwach gelingt es ihr, ihren Blick in Gajeels Richtung zu heben. „G…Ga…“, setzt sie zu seinem Namen an, kann ihn aber nicht vervollständigen. Im selben Moment schlägt Metall auf Metall, als die Axt gegen Gajeels Rammbock schlägt und lässt Funken durch den Raum sprühen.
Ein triumphierendes auflachen entweicht Shikimarus Kehle, als er aus dem Augenwinkel sieht wie sich Gajeel gegen den Axtschwinger zur Wehr setzen muss. Die mächtige Axt verfehlt ihn allerdings immer nur knapp und im nächsten Moment setzt Gajeel ernsthaft zu einem Gegenangriff an. „Verflucht!“, entfährt es dem Mann in der Robe, als die Axt durch die Holzwand kracht und in der Wand dahinter stecken bleibt. Levy, die hinter Shikimaru herstolpert, gelingt es einen kurzen und kraftlosen Blick über ihre Schulter zurück zu werfen. Gerade in den Moment, indem Gajeel fast schon beiläufig Naba, der ihn aufhalten wollte, mit einem lässig wirkenden Seitenhieb zu Boden befördert und durch die Tür hetzt, um sie einzuholen.
Im selben Atemzug zuckt gleißendes Licht durch den gesamten Raum, während Gajeels schmerzvoller Aufschrei noch im Gang vor ihnen wieder hallt. „Hehe…“, grinst Shikimaru über seinen Triumph und zerrt energisch an Levys Arm, ehe er mit ihr in der Dunkelheit des Ganges verschwindet. „Gajeel…“, formen ihre Lippen seinen Namen, während seine Gestalt mit dem erlöschen der Magieblitze im Türrahmen in die Knie bricht.
„Das ist alles meine Schuld! Hätte ich mich doch nur nicht schnappen lassen!“, tobt es hinter ihrer Stirn, während sie weiterhin nur hinter Shikimaru herstolpern kann. Sie fühlt sich ihm ausgeliefert, als er sie in diesem dunklen Gang weiter mit sich zieht. „Du… verfluchter Hund…!“, hört sie Gajeel wütend hinterher rufen. An seiner Stimme erkennt sie, dass er zwar Schmerzen hat, aber noch weit davon entfernt ist aufzugeben. Das allein beruhigt sie im Moment ungemein. Sie weiß, er wird einen Weg finden.
„Mist verfluchter!“, knirscht Gajeel zwischen seine Zähne, während die letzten elektrischen Funken über seinen Körper jagen. Leise ächzend kommt er taumelnd auf die Beine und schlägt seine Faust wütend gegen den Türrahmen. Eigentlich hätte er mit so einer feigen Falle rechnen müssen, immerhin handelt es sich bei seinem Gegner um „Shikimaru“ und der hat noch nie sauber gekämpft.
Mit einem unwirschen knurren wendet er sich ab, schlägt den dicklichen Räuber, der nun auf ihn zustürzt zu Boden und durchlägt mit seinem Eisenrammbock das Fenster mitsamt der Wand. „Na warte!“, wütet er und ist mit einem Satz durch das Loch in der Wand nach draußen verschwunden. Shikimaru müsste ihn eigentlich besser kennen, als dass er immer eine Tür benutzen würde um in ein Gebäude zu gelangen.
Noch in der Landung orientiert er sich und überblickt die Lage. Links von ihm, eher am Anfang des Lagers, bringt Lily die Situation gerade unter Kontrolle und versperrt den Fluchtweg für jene Räuber die noch auf den Beinen stehen. Mit weiten Laufschritten ist er um die Hütte herum und muss feststellen dass der Gang, durch den Shikimaru seine Partnerin gezerrt hat, genau in die Felswand führt. Ein Eindringen durch eine Wand kann er also vergessen, was ihm ein erneutes Fluchen entlockt. Aus dem Augenwinkel wird er allerdings auf eine Bewegung etwas weiter oben in den Felsen, in denen der Gang verschwindet, aufmerksam. Ein paar Räuber eilen über einen schmalen Trampelpfad und verschwinden hinter einem dichten Gebüsch an dessen Ende. Mit einem schiefen Grinsen, eilt er los und springt die Felsen aufwärts.
Levy stolpert weiterhin neben Shikimaru, der nicht daran denkt sein Tempo zu verlangsamen, her. Sie ist immer noch Kraftlos und sie fühlt sich einer Ohnmacht nahe. Shikimaru muss einen Akupressurpunkt an ihrem Nacken betätigt haben um sie dermaßen Lahm zu legen. Levy muss sich konzentrieren, damit ihr die Sicht nicht verschwimmt. Erst als er ihren Nacken endlich los lässt scheint es besser zu werden, zumindest was diesen Schmerz angeht. Nun wiegt er sich auch in Sicherheit und geht endlich in ein Schritttempo über. Levy erkennt, dass sich die Umgebung etwas verändert hat. Bis vor einigen Metern waren sie noch in einer Hütte und auf Holzboden unterwegs. Nun sind die Wände aus Stein und der Boden aus Erdreich. Laut den hölzernen Deckenverstärkungen scheint es sich um eine stillgelegte Mine zu handeln.
Erst als Shikimaru an einer Abzweigung stehen bleibt, scheinbar um sich zu vergewissern dass er in die Richtige Richtung geht, findet Levy den Atem zu sprechen. „Was… was hast du… mit mir vor?“, kommt es von ihr leise und Shikimaru horcht überrascht auf. „Na so was… du hältst ja mehr aus als ich dachte“, kommentiert er. Er hat nicht damit gerechnet dass sie jetzt schon wieder fähig ist zu sprechen. „Aber eigentlich wundert mich das nicht…“, grinst er plötzlich und mustert Levy von oben bis unten. „Durch dein Erscheinungsbild wirst du von Vornherein unterschätzt… allerdings musst du stark sein, anderenfalls würde er sich nicht mit dir abgeben“, macht er seine Gedanken laut und Levy horcht irritiert auf.
„Du wirkst zart besaitet… aber auch das könnte nur eine Täuschung sein…“, grinst Shikimaru und setzt seinen Weg fort, natürlich nicht ohne Levy wieder mit sich zu ziehen. „Sag... wie kommt ein Mädchen wie du dazu, sich mit dem Eisen-Gajeel einzulassen?“, fragt er nun doch interessiert. Er kann sich nicht vorstellen, dass das so ganz ohne irgendeinen Hintergedanken oder einer Erpressung herein gegangen sein soll.
„D…das… geht dich… gar nichts an…“, kommt es von ihr gepresst, da sie doch noch deutliche Probleme mit der Atmung hat. „Oho… scheint als hätte dieser räudige Dragon Slayer bereits auf dich abgefärbt?“, gluckst Shikimaru und linst zu Levy nach hinten, während ein teuflisches Grinsen in seine Züge tritt.
„Willst du gar nicht wissen was damals vorgefallen ist?“, beginnt er plötzlich und Levy horcht auf. „Warum der werte Eisendrache so böse auf mich ist?“, kichert der Mann in der Robe und ein ungutes Gefühl kriecht in Levy empor. „Ich habe ihn schon immer gehasst! Kaum dass er in unsere Gilde kam, hat der Master ihn wegen seiner ~ach so außergewöhnlichen~ Fähigkeiten zur Elite ernannt…“, beginnt er zu erzählen und sein missfallen ist deutlich an seiner Stimmlage zu erkennen. „Ich habe immer alles für Master José getan und nur meinetwegen haben seine Pläne und Geschäfte oft so Reibungslos funktioniert! Dann taucht dieser Bastard auf und läuft mir den Rang ab! Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen und er hat teuer dafür bezahlt, dass er mich herausgefordert hat!“, die Wut übernimmt Shikimarus Stimme erneut, ehe er mit einem zufriedenen Grinsen endet. Levy hat ihm stillschweigend zugehört und hat ihren Blick fragend und überrascht zu ihm erhoben. „W…warum erzählt er mir das alles?!“, fragt sie sich im Geheimen und sie wird das Gefühl dabei nicht los, dass Shikimaru immer noch nicht genug von seiner Rache bekommen hat.
„Hast du eine Ahnung, wie man bei Phantom Lord seine Strafe absitzen durfte, wenn man denn die Chance bekommen hat, sie überhaupt anzunehmen?“, dröhnt Shikimarus Stimme dunkel von den steinernen Wänden wieder, während er ihr seinen Blick zuwendet. Sein Blick ist dunkel und funkelnd vor Freude. „Eine Kammer tief unter der Erde… zwei Wochen bei völliger Dunkelheit… bei Wasser und Brot… nur ein paar Ratten als Mitbewohner….“, erklärt er nüchtern und in Levy zieht sich alles zusammen, während ein eisiger Schauer sie überfällt. „Nicht jeder übersteht so eine Strafe ohne irgendwelche Schäden… manche werden sogar Verrückt oder sehen nie wieder lebend das Tageslicht…“, sein Blick bei seinen Worten, erinnert an den eines Wahnsinnigen und dieses zufriedene und teuflische Grinsen in seinem Gesicht, jagt Levy tatsächlich Angst ein. „Es war ein Fest… ihn brechen zu sehen…“, endet er mit rauer und heiserer Stimme, ehe er triumphal auflacht und seinen Weg wieder fortsetzt. Levys Schritte sind kraftlos, während sich ein Bild dieser Kammer vor ihr geistiges Auge geschoben hat. Dunkel, feucht und kalt. Nur das fiepen von ein paar Ratten durchdringt die Stille. Und da ist dieses leise Atmen einer einzelnen Person. Zurückgezogen und verkrochen in einer der dunklen Ecken. Ohne Licht und ohne Geräusche, seinen eigenen Gedanken und Vorstellungen ausgeliefert. Zwei Wochen sind genügend Zeit um über die Vergangenheit, schöne und schlimme Ereignisse, nachzudenken und in ihnen aufzugehen. Genügend Zeit, seine eigene Existenz in Frage zu stellen.
„Oh mein Gott…“, es ist nur ein Hauch auf ihren Lippen während sie der Erkenntnis erliegt, was Gajeel wohl durchgemacht haben muss. Sie schließt nicht aus, dass dieses Ereignis damals mit ein Grund war, weshalb er den Weg des Einzelgängers wählte. Weshalb er sich unnahbar gibt. Levy kämpft gegen ihre aufkommenden Tränen an, so schmerzt sie dieses Wissen.
„D… das ist grausam…“, entweicht es ihr und Shikimaru horcht auf, erkennt dass er sie mit seiner Erzählung erreicht hat. „Was meinst du wohl wie es in einer Gilde wie Phantom Lord zugeht?“, fragt er sie belustigt. „Glaubst du im ernst, dort ist irgendjemand nett zu seinem Gegenüber. Glaubst du, dort steht irgendjemand für den Fehler des anderen gerade?“, hakt er nach und linst sie amüsiert grinsend an. „Nein mein Liebes… dort ist jeder sich selbst der Nächste, man kann niemandem vertrauen“, ein leichter Hauch von Bitterkeit liegt in seiner Stimme während Shikimaru vor einer Tür stehen bleibt und diese aufschiebt.
Levy ist bei seinen Erzählungen still geworden. Sie hat zwar geahnt dass es nicht leicht wäre in einer Gilde wie Phantom Lord zu bestehen. In einer Gilde, die mit ihren Methoden und Kontakten, schon mehr zu den dunklen Gilden zählte, als zu den offiziellen. Aber dass es so schlimm ist und man nicht mal seinem Kameraden über den Weg trauen kann, hätte sie nicht geglaubt. „Dein werter ~Partner~ hat Dinge gesehen und getan, die du dir nicht mal in deinen wildesten Albträumen vorstellen willst…“, hängt Shikimaru seinen Erzählungen an und mustert seine Begleitung prüfend. „Aber wem erzähle ich das… du weißt wozu er im Stande ist…“, schwingt er plötzlich um und seine Stimme klingt lauernd.
Levys Blick weitet sich, ehe sie langsam zu ihm aufsieht und in diese dunklen und trügerischen Augen blickt. „Er war es, der eure Gilde zerstört hat. Er hat unzählige von euch verletzt und halb tot geprügelt… wie Tiere hat er welche von euch an einen Baum gekreuzigt und sich dabei vermutlich gut gefühlt“, Shikimarus Stimme klingt wie die eines Teufels, während er Levy mit seinen Worten einzulullen scheint.
In Levys Blick ist ein leerer Ausdruck getreten, während sie sich fühlt als würde etwas ihre Kehle zuschnüren. Er hat mit seinen Worten einen Wunden Punkt getroffen. Einen Punkt, den die zierliche Script-Magierin bis vor ein paar Tagen noch als abgehakt angesehen hat. Nun ist die Erinnerung da, als wäre es erst gestern gewesen und kurz schaudert ihr sogar. Wie könnte er auch wissen dass ausgerechnet sie eine von den gekreuzigten war?
„Sag mir Mädchen… wie ist es für euch, dass er nun der Gilde angehört die er aus vollem Herzen bekämpft hat? Ist es denn keine Qual für dich, mit ihm ein Team bilden zu müssen?“, fragt er sie direkt und fühlt sich seinem Ziel so nahe. „Es muss erniedrigend sein…“, grinst Shikimaru, während sich sein Blick auf ihr fixiert. Diese kalten Augen bohren sich tief und fest in die Ihren, lassen sie erschaudern während sich ihr Mund zu einem schmalen und blutleeren Strich zusammenpresst.
Laut ihrem Erscheinungsbild ist sie nahe dran zu zerbrechen. Nicht lange und sie würde in Tränen ausbrechen und in die Knie gehen. Die Erkenntnis würde sie packen und sie würde sich gegen ihren Partner stellen. Wenn dem ehemaligen Schriftführer Phantom Lords das gelingt, schenkt sie ihm vielleicht aus freien Stücken ihre Dienste aber was ihn noch mehr erfreuen würde wäre, dass sie sich von diesem räudigen Dragon Slayer abwendet, ihn vielleicht sogar bekämpft.
Shikimaru ist zuvor etwas ganz deutlich an Gajeel aufgefallen, woraus er sich einen großen Vorteil errechnet. Es ist die Tatsache, dass er sich scheinbar um dieses Mädchen sorgt. Das hat es früher nie gegeben und somit hat dieser, ihm so verhasste Dragon Slayer, endlich eine Schwachstelle mit der er ihn in die Knie zwingen kann.
Ein leises und gequältes aufkeuchen entkommt Levy und lässt Gajeels Inneres zusammenkrampfen. Er hat sich, nachdem er den Eingang den die Räuber benutzt haben, ebenfalls passiert hat, sofort auf die Suche nach Levy gemacht. Er hat auf nur das kleinste Anzeichen geachtet und der sachte Luftzug, der durch die verlassenen Stollen dringt, hat so manche Information zu ihm getragen. Den Duft von Levys Duschgel, vermischt mit ihrem Körpergeruch und diesem frischen Duft von Blumen, der an ihren blauen Haaren haftet, hat er sich genau eingeprägt. So wurde er schnell fündig und Shikimarus Stimme hat ihm zusätzlich den Weg gewiesen. Gerade als Shikimaru begonnen hat, von Phantom Lord und den Untaten die er selbst an Fairy Tail verübt hat, zu erzählen, hat er sie gefunden und sich in einem Seitengang versteckt gehalten, um auf den Richtigen Moment zu warten.
Ruhig und mit flacher Atmung, um bloß nicht auf sich aufmerksam zu machen, lehnt er an der kalten Felswand und hat die Augen geschlossen. Seine Sorge steigt immens, als Levy keinen Ton mehr von sich gibt und doch meint er zu spüren wie Unsicher sie ist. Wenn sie jetzt anfängt zu weinen, wird er sich nicht mehr zurückhalten können. Warum musste er auch in der Trainingswoche vor der Prüfung, eine Mission auswählen um sie besser darauf vorzubereiten? Um ihnen „Beiden“ mehr Teamgeist einzuhauchen? Warum mussten sie ausgerechnet hier auf Shikimaru treffen?
„Na na… ich wollte dich nicht zum weinen bringen… ich wollte nur dass du dich vor ihm in Acht nimmst…“, gibt sich Shikimaru mit einem mal freundlich und verständnisvoll. Aber Levy kann er nicht mehr mit seiner falschen Art täuschen.
„Halt den Mund!“, ruft Levy energisch aus, während sich ihre Körperhaltung versteift und sie zu ihm aufsieht. „Holla…“, entfährt es Shikimaru, als ihr funkelnder Blick ihn aufzuspießen droht. „Du hast überhaupt keine Ahnung! Er ist ein aufrichtiges Mitglied von Fairy Tail, daran hege ich nicht den geringsten Zweifel also versuch erst gar nicht ihn bei mir anzuschwärzen!“, kommt es von Levy überzeugt, während sie sich zu ihrer vollen Größe vor ihm aufbaut und ihn anherrscht.
Gajeel fährt nach Levys Worten sichtlich zusammen und ist versucht um die Ecke zu linsen, um sie sehen zu können. Er hat mit allen möglichen Reaktionen ihrerseits gerechnet, aber bestimmt nicht damit dass sie den um vieles Größeren so anfährt. „Menschen machen Fehler, aber das ist in Ordnung so lange sie daraus lernen…“, hört er Levys Stimme die Worte, die sie am Tag zuvor an ihn gerichtet hat, in seinem Kopf sagen.
„Er ist mein Partner und ich vertraue ihm! Aber das verstehst du nicht!“, wettert die zierliche Script-Magierin dem Großgewachsenen in der Robe immer noch entgegen.
„Levy…“, schießt es Gajeel durch den Kopf. Noch nie hat jemand Stellung für ihn bezogen. Noch nie hat ihn jemand so verteidigt wie sie es gerade tut. Sein Blick verfestigt sich, ehe er kurz die Augen schließt. Mit einmal sieht er sie mit anderen Augen und das lässt ein seltsames Lächeln um seine Lippen spielen. Dass sie unglaublich ist, hat er schon gewusst. Aber dass sich hinter dieser zierlichen Fassade eine wirklich starke Frau befindet, glaubt man erst wenn man es miterlebt.
„Was glaubst du wie du mit mir reden kannst du Göre?!“, kommt es aufgebracht von Shikimaru, der sichtlich genervt von ihrer plötzlich aufmüpfigen Art ist. „Eine Gilde ist wie eine Familie! Eine Familie in der jeder für den anderen den Kopf hinhält. Wo das Leben und das Glück des Anderen, einem so viel bedeutet wie das Eigene!“, kommt es weiter von Levy, die sich sichtlich in Rage redet. „Aber wie gesagt, das verstehst du nicht… Du denkst nur an dich selbst und missbrauchst andere für deine Zwecke! Die Räuber tun mir leid!“, wird Levy lauter und funkelt ihr Gegenüber immer noch an.
Dieser hält ihrem Blick stand, ehe wieder ein schiefes Grinsen in seinem Gesicht erscheint. „Scheint als hätte ich dich falsch eingeschätzt? Du bist ganz schön bissig… und frech obendrein… das vertrag ich gar nicht…“, kommt es von ihm mit drohendem Unterton, während sich sein Blick auf ihr verfinstert. „Du wirst es noch bereuen dass du so mit mir geredet hast… ich hatte wirklich vor nett und freundlich zu dir zu sein, aber das hast du dir nun selbst verdorben…“, wird er ernst und packt sie erneut am Arm, um sie mit sich durch die Tür zu zerren.
„Auf deine geheuchelte Freundlichkeit kann ich verzichten!“, erwidert Levy, die sich nun deutlich gegen seinen Griff zur wehr setzt. Die Wirkung des aktivierten Akupressurpunktes scheint endlich nach zu lassen und Levy spürt wie ihre Kraft und Magie zu ihr zurückkehrt. „Hör auf hier rum zu zicken, dann lasse ich vielleicht noch Gnade walten!“, fordert der Mann in der Robe und verfestigt seinen Griff um ihren Arm. „Vergiss es! Du wirst mich zwingen müssen, aber vielleicht zeigst du zuerst was du drauf hast anstatt nur große Reden zu schwingen?!“, provoziert Levy ihn, während sie ihm tödliche Blicke zuwirft. Sie spürt es genau, sie hat ihre Magie zurück und sie weiß, dass sie gegen ihn ankommen kann, zumindest für eine Zeit lang, oder bis sich ihr die Chance einer Flucht auftut.
„Pass nur auf du verfluchtes Gör!“, schimpft Shikimaru los, dem endgültig der Geduldsfaden reißt und sie zu Boden schleudert. Mit einem leisen ächzen schlägt sie hart auf dem Boden auf, doch versucht sie sich so schnell wie möglich wieder auf zu richten.. „Ich dachte erst ich könnte dich noch gebrauchen, aber so bist du mir nicht von nutzen…“, spricht er mehr mit sich selbst, während er viele Wörter auf einmal in die Luft schreibt. Im nächsten Moment verformen sich die eisblau leuchtenden unlesbaren Wörter in viele Armlange Splitter und richten sich zu Levy hin aus. „Spüre meine Macht und bereue!“, kommt es lyrisch von Shikimaru, ehe er auf Levy deutet und seine Glasssplitter auf sie zuschießen.
Im nächsten Moment kracht die Felswand neben ihnen ein und hüllt den gesamten Stollen in Staub. Die Glasssplitter zerbersten an den Gesteinsbrocken, schlagen mit einem klirrenden Geräusch an etwas Metallischem und gehen zu Bruch. Shikimaru hat sich mit einem Satz nach hinten in den Türrahmen gerettet. Levy, die noch am Boden hockt, reißt sich schützend die Arme über den Kopf, doch die kleinen Glasssplitter und kleinen Steinchen die von der Decke prasseln erreichen sie nie. Sie werden von Gajeels Eisenrammbock abgefangen nachdem er sich schützend zwischen Levy und Shikimaru gestellt hat.
„Du bist derjenige der mit dem bereuen anfangen wird…“, Gajeels Stimme klingt teuflisch und leise, während sich der Staub legt und seine Silhouette sichtbar wird. Seine roten Augen glühen in diesem halbdunkel gefährlich, als er sich an Levy umwendet. „Bist du in Ordnung?!“, erkundigt er sich, während sein Blick sie musternd überfliegt. „Ja! Danke…“, antwortet sie ihm, ehe sie auf die Beine kommt. „Schon wieder… er… er hat mich schon wieder gerettet…“, denkt sie sich und ist dankbar für die Dunkelheit die ihre geröteten Wangen versteckt. Zwangsläufig hat sie wieder dieses Bild von Gajeel im Kopf, auf dem er sich zwischen sie und Luxus Blitz geworfen hat. Die Erinnerung an damals, lässt ihr Herz schneller und lauter schlagen.
„Wie ich sehe… hast du dich… noch immer nicht… unter Kontrolle…“, hustet Shikimaru und bringt doch ein provokantes Grinsen zustande. „Ganz wie in… alten Zeiten was? Eisen-Gajeel kommt immer… mit dem Kopf durch die Wand…“, raues husten unterbricht ihn immer wieder, ehe er zur Seite hin ausspuckt. „Muss schwer für dich sein, wo du dich doch in einer so geordneten Gilde beherrschen musst…“, setzt er nach und versucht eine neue Provokation aufzubauen.
„Das lass meine Sorge sein…“, antwortet Gajeel lediglich darauf und formiert seinen Arm in ein Schwert, um damit auf Shikimaru zu zeigen. „Sprich dein Gebet! Das ist dein Ende!“, hängt er dem fest entschlossen und mit finsterer Miene an. Endlich bekommt er die Gelegenheit sich für damals zu revanchieren und er würde sich nicht zurück halten. In dem Willen, ihn Höllenqualen durchleben zu lassen, erhebt der Dragon Slayer sein Schwert und lässt es in Shikimarus Richtung niederfahren.
„Nein! Tu das nicht!“, ruft Levy aus und klammert sich an Gajeels Arm, sodass er taumelt und ihn nur knapp verfehlt, stattdessen aber die Wand neben ihm trifft. Shikimaru bringt sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit und kommt mit einem leisen Fluch wieder auf die Beine. „Misch dich nicht ein verdammt!“, fährt Gajeel zu Levy herum und herrscht sie wütend an. „Bitte tu es nicht! Er ist es nicht wert dass du dich strafbar machst!“, fleht die zierliche Magierin ihren Partner an, während sie immer noch an seinem Arm hängt. „Was verstehst du schon?! Der Arsch hat es verdient, aber so was von!“, grollt Gajeel und nimmt Shikimaru, der sich daran macht eine Gegenattacke vorzubereiten, wieder ins Visier.
„Ich weiß, aber wenn du ihn umbringst wird er nie seine gerechte Strafe erhalten… am Ende kommt er noch zu glimpflich davon?“, kommt es ruhig von Levy die versucht einzulenken. „Hä?“, entfährt es Gajeel, der sie kurz irritiert ansieht ehe er auflacht. Levy lässt seinen Arm nicht weniger irritiert los und schaut fragend zu ihm auf.
„Ich leg ihn doch nicht gleich um, was denkst du eigentlich von mir?! Ich will ihn nur ein wenig weich klopfen bis er sich selbst nicht mehr im Spiegel erkennt… das ist alles!“, erklärt er grinsend und schüttelt leicht den Kopf darüber, was Levy ihm scheinbar noch alles zutraut. Zugegeben, früher hätte er ihn vermutlich ins Jenseits befördert, doch mit Fairy Tails Gildensymbol auf seiner linken Schulter kann er sich das nicht erlauben und er verspürt seltsamerweise auch nicht mehr den Drang dazu.
„Ach… das ist also alles?“, atmet Levy erleichtert aus, während sie ihn kritisch anlinst. „Das ist alles! Magierehrenwort!“, verdeutlicht Gajeel erneut und hebt symbolisch seine Hand, worauf Levy schmunzelt. Auch wenn sie seinen Drang, alles und jeden verprügeln zu müssen, nicht wirklich gut heißen kann, hat sie sich schon irgendwie so eine Antwort gedacht… nein, vielmehr hat sie sie sich erhofft. Sie fände es sehr schade wenn man Gajeel aus der Gilde verbannen würde, weil er auf einer Mission einen Mord begangen hat. Und wieder ist da dieses pochen in ihrer Brust und sie stutzt. Der Gedanke, dass sie ihn vielleicht nie wieder sehen könnte, ist für sie unerträglich. Wann hat sie nur angefangen so zu denken?
„Ihr verfluchten…“, setzt Shikimaru zu einer wüsten Beschimpfung an und ist dabei eine Attacke zu konzentrieren, als ein lautes Knarren und Ächzen ihn unterbricht. Die beiden Gildenmagier und Shikimaru horchen irritiert auf, ehe feiner Staub von der Decke auf sie herab rieselt. Mit einem lauten Krachen gibt der stützende Deckenbalken, den Gajeel zuvor mit seinem Schwert angeritzt hat, nach und bringt die Wand hinter Shikimaru zum Einsturz. Shikimaru hat die Arme hoch gerissen und will noch zur Seite springen, wird aber von ein paar Trümmern getroffen und geht zu Boden.
Gajeel zieht Levy an sich und verschwindet mit einer Drehung in einem der Seitengänge. Mit seinem Rücken dicht an die Wand gedrückt und Levy fest in seinen Armen, wobei er ihr Gesicht fest an seine Brust drückt, harrt er aus. Levy hat ihre Augen zugekniffen und versucht diese Hitze die mit einem mal in ihr aufsteigt, nieder zu kämpfen. Das Poltern von umstürzenden und herunterfallenden Felsbrocken verebbt schneller als erwartet und es kehrt Ruhe ein.

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