Freitag, 17. Mai 2013

Levy´s Trainings Tagebuch - Kapitel 3

3. Kapitel: 3. Tag – Regenschicht

Es ist mitten in der Nacht und die gesamte Stadt liegt in tiefem Schlaf. Nur in wenigen Häusern und Gaststätten, brennt noch Licht und dringt Lärm auf die Straßen Magnolias. Es hat angefangen zu schneien und es weht ein beißend kalter Wind. Vereinzelte, dicke Schneeflocken landen auf seinen breiten Schultern und setzen sich in seinen schwarzen Haaren fest, wo sie im gebrochenen Licht der Straßenbeleuchtung glitzern.
Nachdem er Levy an den Toren zu Fairy Hills abgesetzt hatte, war er gleich nach Hause gegangen. Er wollte seine Ruhe und seinen Schlaf, um für den morgigen Tag fit zu sein. Doch er fand keine Ruhe und wälzte sich, nachdem er von einem Albtraum aufgewacht war, unzählige male in seinem Bett hin und her. Um wenigstens Lily nicht zu stören, hat er beschlossen einfach noch mal raus zu gehen. Ein kleiner Spaziergang in der frischen kalten Luft, würde ihm nicht schaden und vielleicht seine Gedanken wieder klären.
So hat er begonnen, ziellos in der Stadt umher zu laufen wobei er vermieden hat, dem Gildengebäude zu nahe zu kommen. Er hatte keine Lust, auf jemanden aus der Gilde zu treffen, obwohl die vermutlich schon alle in ihren Betten lagen und schliefen.
Irgendwann ist er dann wieder hier gelandet. Am Park, am südlichen Stadttor und vor dem Sola Baum, der seine mächtigen Äste in den schwarzen Himmel streckt, als wollte er Schneeflocken fangen. Ein leises Seufzen entkommt ihm, als er die Stufen zum Park hinab geht und auf den Baum zuhält. Desto näher er dem Baum kommt, desto mehr steigt diese Unruhe in ihm.
Wieder schiebt sich dieses Bild vor seine Augen. Das Bild, das er heute am frühen Abend schon gesehen hat, als er mit Levy diese Stelle passiert hat. Levy… sie ist der Grund für seine Unruhe. Und sein Gewissen, das nach all der Zeit wieder an die Oberfläche tritt und seine Gedanken beschlagnahmt.
Mittlerweile bereut er fast, sich als ihr Partner aufgedrängt zu haben, dabei empfang er es zuerst als eine ziemlich gute Idee. Das hat sich allerdings geändert, als sie heute hier am Sola Baum vorbeigekommen sind. Er hat ihren Blick gesehen, mit dem sie ihn angesehen hat. Als würde sie ahnen, was ihm da gerade durch den Kopf gegangen ist. Er wundert sich warum sie ihn nicht gefragt hat. Andererseits, war er froh über ihr schweigen und doch kam es ihm vor, als wüsste sie genau, dass er nicht darüber reden wollte.
Gajeel vergräbt seine Hände tief in den Taschen seines Mantels und schaut zu den Malen seiner Tat auf. Die Einkerbungen, an denen er vor nicht mal einem Jahr die Eisennägel ihrer Fesseln hineingetrieben, und den Baum verletzt hat. Sie würden nie vergehen. Sie würden ihn immer an das Geschehene damals erinnern, wenn nicht er selbst sich immer daran erinnern würde. Jedes Mal… wenn er Levy sieht.
Er fragt sich nebenbei, seit wann er so durchschaubar geworden ist? Wie ist es Levy gelungen, in seine Gedanken zu sehen und trotzdem darauf zu verzichten ihn darauf anzusprechen? Liegt es daran, dass er nun einer von ihnen ist? Ein Mitglied von Fairy Tail? Oder daran, dass sie nun Partner sind, obwohl die Zeit die sie bis jetzt miteinander verbracht haben eigentlich zu kurz wäre um ihn so zu durchschauen?
Als er vor Stunden dort oben mit ihr stand und ihr in die Augen sah, fühlte er sich von ihren schönen Augen fast gebannt. Kurz schaudert es ihn, als er sich an ihre Augen erinnert. Er weiß, hätte sie ihn etwas gefragt, er hätte ihr vermutlich geantwortet. Aus irgendeinem Grund, war er in dem Moment nicht er selbst. Er hatte unbewusst, Gefühle an die Oberfläche gelassen und ist fast das Risiko eingegangen, dass sie jemand bemerkt hätte.
Levy hat sie bemerkt, dessen ist er sich Sicher. Er hat es in ihren Augen gesehen. Diese rehbraunen Augen, wie sie ihn fest und ohne zu zucken angesehen haben. Beinahe wie damals…
Schon damals, an diesem Baum, hat sie ihn kurz mit diesen Augen angesehen. Allerdings sprühten sie bald darauf vor Wut und Ehrgeiz, sich nicht von ihm unterkriegen zu lassen. Sie sprach etwas von ihrer Gilde und davon, andere zu beschützen. Der Anblick ihrer Augen, hat sich in jener Nacht tief in sein Gedächtnis gebrannt, ehe er sie mit einem finalen Schlag in die Bewusstlosigkeit geführt hat. Gajeel hat in seiner Laufbahn unter Phantom Lord, bereits viele Unschuldige verprügelt, weil es Teil einer Mission war oder einfach aus purer Laune heraus, um seine Aggressionen abzubauen. Nur von einer handvoll Menschen, hat er sich die Gesichter gemerkt. Levy ist eines davon.
Ein leises „Tz“ entkommt ihm, während er wütend auf den Baum starrt. Er kann sie nicht verstehen, weiß nicht was in ihr vorgeht. Als ob ihn das vor geraumer Zeit überhaupt noch geschert hätte. Anders als sie, ist es ihm nicht möglich die Gefühle anderer zu deuten. Zu gerne, würde er wissen was sie von ihm denkt.
Seitdem er damals Fairy Tail beigetreten ist, hat sie ihn nie wegen seiner Tat verurteilt, beschimpft oder attackiert. Sie hat damals sogar versucht, Jet und Droy davon abzubringen, sich an ihm zu rächen. Warum ist sie nicht wütend auf ihn? Warum verabscheut und hasst sie ihn nicht, wie es normal der Fall wäre? Sie scheint mittlerweile ja nicht mal mehr Angst vor ihm zu  haben, so wie es am Anfang war, als er beigetreten ist.
Warum verhält sie sich in seiner Nähe, als ob nie etwas gewesen wäre? Als ob, das damals, nie passiert wäre oder er eine völlig andere Person wäre? Wie kann sie ihm das nur verziehen haben? Dazu kommt, dass sie ihn vollkommen gleichwertig, wie jeden anderen auch behandelt. Sie hat damals, als sie gegen Luxus gekämpft haben, sogar laut gemacht, dass sie an seine Kraft glaubt und ihn sogar gebeten ihn aufzuhalten. Aus irgendeinem Grund, haben ihre Worte ihn überhaupt erst dazu bewegt, dem Kampf aktiv beizuwohnen. Wenn er so zurückdenkt, wäre Salamander wohl zweimal draufgegangen, wenn er nicht eingegriffen hätte.
Gajeels Blick verengt sich auf die Stelle an dem Baum, wo damals drei Fairy Tail Magier gekreuzigt waren. In dem Moment, erscheinen sie wieder vor seinem geistigen Auge und lassen ihn erschaudern. Er fragt sich, ob sie sich auch noch öfter daran erinnert? Ob sie noch Albträume hat oder ob sie alles einfach nur verdrängt hat? Vergessen… oder verzeihen… kann man so etwas nicht.
Zwangsläufig fragt er sich, was sie überhaupt dazu veranlasst hat, seinem Angebot zuzustimmen? Sie hätte genauso gut ablehnen können. Oder hat sie doch noch so große Angst, dass sie sich nicht getraut hat, sein „Angebot“ wie er es nennt, abzuschlagen? Wenn das der Fall ist… würde er sich sofort als ihr Partner von ihr lösen. Er fragt sich ohnehin was er sich dabei gedacht hat? Zu Anfang war der Plan genial. Eine S-Rang Magierin im Team zu haben, bringt nur Vorteile. Allerdings hat er da nicht im Geringsten an Levys Gefühle gedacht. Früher… hätte ihn das nicht mal annähernd zu denken gegeben. Doch jetzt, ist alles anders.
Wenn er sich so an die letzten zwei Tage zurück erinnert, spielt ein ungewohntes Lächeln um seine Lippen und doch wirkt er wehmütig dabei. Sie ist nett… er mag sie sogar auf eine gewisse, seltsame und verrückte Weise. Sie hat für ihn gekocht… unaufgefordert… das hat noch nie jemand für ihn gemacht… Vielleicht ist auch er nicht nur ein Kamerad in ihren Augen? Sieht sie ihn etwa als eine Art „Freund“ an? Wenn man jemanden als seinen Partner akzeptiert… hat das denn nicht auch mit vertrauen zu tun?
Gajeel fühlt sich zunehmend schlechter deswegen und kneift kurz die Augen zu, ehe er mit wehmütigem Blick wieder aufschaut und den Baum fixiert. Er hat ein schlechtes Gewissen, weil er sie zuvor nur für seine Zwecke benutzen wollte. Das hat sie nicht verdient… sie nicht. Er muss zugeben, dass ihn das alles verwirrt und so langsam den Überblick verlieren lässt.
Er verspürt sogar den Drang sich bei ihr zu entschuldigen. Als ob er das früher jemals getan hätte? Gajeel Redfox… entschuldigt sich nicht, für Nichts und bei Niemandem. Als ob, eine bloße Entschuldigung alles gut machen würde? Nichts, würde seine Schuld gut machen können, so lange er lebt. Und das hätte ihm Droy gestern nicht mal sagen müssen, das hatte er schon vorher gewusst.
Seine Hände verkrampfen sich um eines mehr in seinen Taschen, während er einen Entschluss fällt. Sein Blick verfestigt sich auf den großen Baum mit den Malen seiner Schuld. Wind kommt auf und wirbelt die dicken Schneeflocken wild umher, während er sich selbst einen Schwur leistet.
Solange er bei Fairy Tail ist würde er alles tun, damit sie vorankommt. Damit es ihr gut geht. Er würde aus dem Hintergrund über sie wachen. Versteckt in den Schatten, aus denen er kommt und in die er eines Tages zurückgerufen werden würde. Er würde ihr Lächeln beschützen. Ihr Lächeln… mit dem sie sich heute auf den Stufen zu Fairy Hills von ihm verabschiedet hat.

Als Levy das Wohnheim verlässt, wartet Gajeel bereits am Tor auf sie und ein heimliches Kichern entkommt ihr. Es hat fast den Anschein als würde er sich wegen der Fallen die Fairy Hills noch zu bieten hat, nicht näher heran trauen.
„Guten Morgen!“, strahlt sie ihn an, als sie neben ihn tritt und ihren Schirm etwas höher hält um ihn vor dem leichten Regen zu schützen. „Morgen…“, kommt es von Gajeel knapp der sich sofort in Bewegung setzt. „Was ist los? Hast du schlecht geschlafen?“, fragt Levy besorgt und verweist auf die dunklen Ringe unter seinen Augen. „So ungefähr…“, antwortet er grummelnd und lässt seine Hände in seinen Taschen verschwinden.
Neben dem Schlafmangel, den er seinem nächtlichen Spaziergang und seinen komplizierten Gedanken zu verdanken hat, macht ihnen nun auch noch das Wetter einen Strich durch die Rechnung und versetzt seine Laune somit auf den Nullpunkt. Eigentlich wäre heute wieder ein Auswärtstraining auf dem Plan gewesen, so sind sie aber gezwungen erst in die Gilde zu gehen. Dort besprechen sie bei einem gemeinsamen Frühstück wie der heutige Tag ablaufen wird und trennen sich dann.
Gajeel, der von Levy noch ihren Schirm aufgedrängt bekommen hat, verlässt die Gilde und geht trainieren. Ihm macht das Wetter nichts aus und so würde Levy auch schön Ruhe haben, ihre Bücher in der Bibliothek zu wälzen.
Der Regen nimmt gegen Mittag jedoch stark zu und so treibt es Gajeel wieder zurück in die Gilde. Davon abgesehen konnte er sich ohnehin nicht so richtig auf sein Training konzentrieren, da seine Gedanken immer wieder zu der Script-Magierin abgeschweift sind. Im Moment sitzt er am Tisch, in der Bibliothek und blättert in einem Buch. Immer wieder linst er über die Seiten des Buches hinweg um Levy beobachten zu können.
Ein hoch konzentrierter Ausdruck liegt in ihren Zügen, während sie mit ihrer Brille ein Buch um das Andere durchblättert und immer wieder mal etwas in ihr Notizbuch kritzelt. Sie ist vollkommen von ihren Büchern und Texten eingenommen und Gajeel ist sich Sicher, wenn er sie jetzt ansprechen oder sie erschrecken würde, würde sie es nicht mal bemerken. Diese Tatsache ist ihm nämlich schon im großen Gildenraum des Öfteren aufgefallen.
Egal wie lautstark und unruhig es dort zugeht, es braucht meistens erst eine Hand auf ihrer Schulter um sie von ihrem Buch aufschauen zu lassen. Im Geheimen beneidet Gajeel sie fast um die Gabe so abschalten zu können. Er fühlt sich jedes Mal, als würde er auf Nadeln sitzen,  wenn er im Gildenraum ist und der Lärmpegel ständig ansteigt. Ausgenommen er ist selbst in eine Schlägerei verwickelt oder selbst laut, denn er ist gewiss kein Mensch der sich um eine leise Stimme bemüht. Dabei mag er die Ruhe eigentlich ganz gerne.
Hier in der Bibliothek, zwischen all den Büchern und dem Geruch von Leder und Pergament, wo nur das Blättern von Seiten zu hören ist, könnte er es wirklich länger aushalten. Vielleicht ist das der Grund, warum er sich hier runter begeben hat. Dass er Levy dabei besser beobachten kann, ist ein positiver Nebeneffekt. Er findet es äußerst interessant, sie beim recherchieren und lernen zu beobachten. Sie wirkt dabei ein wenig ernst und viel erwachsener als sonst. Ihre schönen Augen, fliegen nur so über die Seiten und scheinen die Buchstaben und Zeichen aufsaugen zu wollen.
Er hat es gewusst. Diese Frau ist verdammt klug und wenn er so die Buchtitel überfliegt wird ihm das nur bewiesen. Einen Großteil davon kann er nicht mal entziffern und Levy liest es runter als wäre überhaupt nichts dabei. Sie ist wirklich unglaublich… aber das ist ihm doch damals schon in seiner Verblüffung rausgerutscht.
„Also Gajeel… du musst wirklich nicht hier bleiben und dich langweilen… ich komm ganz gut alleine klar“, spricht Levy ihn plötzlich an während sie das Buch, das sie gerade gelesen hat, zuklappt und sich genüsslich streckt. „Nein, wir sind Partner… daher muss ich auch etwas über deine Magie bescheid wissen!“, gibt er von sich und streckt sich nach dem Buch das Levy soeben auf einen Stapel gelegt hat. „Na wenn du meinst…“, lächelt Levy darauf und erhebt sich von ihrem Platz, um ein paar Bücher aus dem Regal hinter sich zu holen.
Sie ist erstaunt, dass er so viel Interesse an ihrer Magie zeigt. Sie hat eigentlich gedacht dass sie ihn vor dem Abend nicht mehr sehen würde, nachdem er alleine zum Training aufgebrochen ist. Scheinbar liegt ihm wirklich viel an seiner Rolle als „Partner“. So weit sie ihn beobachtet hat, hat er in jedes Buch, das sie heute aufgeschlagen hat, hineingelesen. Oder eher gesagt, er hat es versucht. In all den Fremdsprachen und komplizierten Runen ist er nicht bewandert. Levy schließt jedenfalls daraus, dass er wohl von Grund auf, ein wissbegieriger Mensch ist der sich auch nicht scheut ein Buch aufzuschlagen.
„Dragon Kiss?!“, liest Gajeel den Buchtitel laut vor und schaut Levy irritiert an, die unschuldig lächelt. „Ich dachte du bist hier um zu lernen? Ist das nicht ein Roman oder so was…?“, hängt er seinen Worten an, während er  ein paar Seiten umblättert. „Ach… das war nur für zwischendurch… zur Entspannung… mein Kopf platz mir sonst noch“, erklärt Levy verlegen lächelnd, da es sich um einen Liebesroman handelt und stellt sich auf die Zehenspitzen, um an ein Buch zu kommen. „Wie ernst nimmst du die Prüfung eigentlich?“, hakt Gajeel nach und tritt zu ihr ans Regal, um ihr das begehrte Buch runter zu geben. „Sehr ernst Gajeel, daher brauchte ich ja kurz eine Pause um wieder einen freien Kopf zu bekommen“, endet sie und nimmt das Buch dankend an. Sie wendet sich wieder zum Tisch um und beginnt ein paar Bücher auf einen Stapel zusammen zu häufen. Als sie ihn anheben will, ächzt sie kurz auf. Der Stapel ist doch schwerer als sie gedacht hat.
„Wo sollen die hin?“, fragt Gajeel sie, als er ihr sie einfach vom Stapel wegdrängt und ihn aufnimmt. „Danke, du musst nicht… ich kann…“, versucht Levy ihn aufzuhalten, wird aber von ihm mit einem knappen „Schon gut“, unterbrochen. „Äh… also, die kommen in das zweite Regal rechts… nach Alphabet…“, erklärt sie und wird ein wenig rot um die Nase. Gajeel antwortet ihr mit einem schlichten „Mhm“ und macht sich mit dem schweren Stapel auf den Weg. Sogar ihm wäre fast ein Ächzen entronnen als er den Stapel angehoben hat. Die Bücher wiegen eine gefühlte Tonne, womit er nicht gerechnet hat. „Und… pass bitte gut drauf auf… Manche sind schon sehr alt und besonders wertvoll…“, hängt Levy ihren Worten besorgt an. Ihr ist nicht ganz Wohl dabei, ihm die Bücher zu überlassen, aber er wird schon aufpassen… hofft sie zumindest.
Mit einem leichten Lächeln um die Lippen, wendet sie sich wieder dem Tisch zu und wählt ein paar Bücher aus, die sie sogleich aufschlägt und darin zu recherchieren beginnt. Sie hat sich vorgenommen eine neue Technik zu erlernen und in der Prüfung einzusetzen. Das erfordert viel Recherche und anschließend praktische Übung. Nachdem sie ihre Brille noch einmal zurrecht gerückt hat, setzt sie sich wieder und tritt in ihre Welt ein. Ihre Welt, in der sie vollkommen abschaltet und nichts mehr um sich herum wahrnimmt.

Seitdem Levy die Bücher aufgeschlagen hat, ist wohl eine gute Stunde vergangen und so langsam bekommt sie müde Augen. Sie beschließt kurz eine Pause zu machen und nimmt ihre Brille ab. Gajeel kann sie nirgends sehen. Levy vermutet, dass er gegangen ist und sie es gar nicht mitbekommen hat. Ihre Freunde haben sie schon öfter darauf angesprochen, dass sie nichts mehr registriert, sobald sie ein Buch aufschlägt. Sie meinen sogar, dass das ziemlich riskant und gefährlich sein könnte.
Die Script-Magierin seufzt leise, während sie sich erhebt und ein paar Bücher vom Tisch nimmt. Sie würde hier noch länger brauchen und ihr fehlen noch weitere Bücher um weiter zu machen. So trägt sie die Alten weg, um sich neue zu holen. Als sie um die Ecke eines Regals tritt, stoppt sie im Schritt und richtet ihren erstaunten Blick gen Boden. Ein verständnisvolles Lächeln spielt um ihre Lippen, als sie den Dragon Slayer dort am Boden sitzen sieht. Er lehnt mit dem Rücken an einem Regal, hat ein Knie angewinkelt, seinen linken Arm darauf ruhen, während seine andere Hand, schlaff am Boden liegt und ein aufgeschlagenes Buch noch fest hält. Levy erinnert sich daran dass er heute Morgen etwas von einer unruhigen Nacht gesagt hat. Sie fragt sich was ihn wach hält. Ist er so damit beschäftigt ein guter Partner zu sein oder hat er einfach nur viel um die Ohren? Auf jeden fall ist er erschöpfter als er zugeben will und das ist nicht gut für ihn. Sie kann nicht ahnen, dass sie der Grund für seine Unruhe war.
Kurzerhand geht Levy zurück zum Tisch und holt die Decke die auf dem Stuhl zusammengefaltet liegt. Sie hat sich die Decke schon vor Jahren hier, der Vorsorge halber, hin gerichtet. Hier unten ist es oft etwas kühl, besonders im Winter und da ist sie froh wenn sie sie sich über die Knie legen kann. Mit besonders leisen Schritten, da sie nicht ausschließt dass Gajeel sie wegen seinem ausgeprägten Gehör trotzdem hören kann, macht sie sich wieder auf den Weg zurück zu ihm. Während sie sich, mit ausgebreiteter Decke, vor ihm niederkniet, hält sie sogar den Atem an.
Levy zögert kurz und studiert unbewusst sein Gesicht. Seine Züge sind vollkommen friedlich, während ein leises schnarchen auf seinen geöffneten Lippen liegt. Wenn Levy ihn so betrachtet, muss sie feststellen dass er eigentlich ganz attraktiv ist. Die vielen Piercings, lassen ihn sonst immer so hart und brutal erscheinen. Jetzt allerdings wirkt er ganz anders auf sie. Er wirkt so entspannt und zufrieden. Levy ertappt sich dabei wie sie seine Piercings, die ihn so besonders machen, zählt und wird mit einem mal ganz verlegen. Sie schluckt den dicken Klos in ihrem Hals hinunter und legt ihm die Decke um.
Dann geht alles plötzlich ganz schnell. Kaum dass die Decke ihn an den nackten Armen berührt, reißt er seine Augen auf und Levy zuckt zurück. Seine Augen funkeln wie die eines wilden verletzten Tieres, während er herumfährt. Levy weiß nicht wie ihr geschieht als er sie grob von sich und zu Boden stößt. Mit einem Satz kommt er hoch und ist über ihr, mit seinem Schwert, das aus seinem Arm gewachsen ist, an ihrem Hals.
Seine Augen liegen für einen Atemzug, verengt und funkelnd auf ihr, während sie keinen Ton hervor bringt. Im nächsten Moment, als er realisiert was er gerade tut, starrt er sie mit geweiteten Augen an und lässt sein Schwert sofort verschwinden. „VERDAMMT! Schleich dich gefälligst nicht so an!“, wettert Gajeel los, während er sich ruckartig von ihr weg bringt und sofort auf den Beinen ist. Fahrig wischt er sich über das Gesicht und fasst sich an die Stirn. Wie konnte er sich nur so gehen lassen und hier eindösen?! Es muss an diesem „Schmachtfetzen“ von einem Buch, welches Levy zuvor gelesen hat, gelegen haben in das er rein gelesen hat. Eigentlich würde er so ein Buch nicht mal in die Hand nehmen, aber es hat ihn eben interessiert was sie für Romane liest. Ziemlich… zweideutige, wie er festgestellt hat. Der Schlafmangel der letzten Nacht hat sein übriges dazu bewirkt.
Levy keucht erschrocken auf und fasst sich an den Hals, während sie sich deutlich zitternd aufsetzt. „W…wa… was war denn das?“, bringt sie stockend hervor, während sie ängstlich zu ihm aufsieht. Gajeel wendet sich zu ihr um und erstarrt kurz in der Bewegung. Genau diese Augen wollte er nie wieder sehen. Diese schönen Augen, die ihn voller Angst ansehen als wäre er eine Bestie… ein Monster.
„I… ist dir was passiert?“, fragt Gajeel sie mit heiserer Stimme und hält ihr seine Hand hin. „N…nein“, antwortet Levy überrascht, fasst zögernd nach seiner Hand und lässt sich auf die Beine ziehen. „Lass sehen…“, fordert er sofort und schiebt ihre Hand, die noch immer an ihrem Hals ruht, einfach beiseite. Erleichtert seufzt er aus als er dort nicht den geringsten Kratzer ausmacht.
Levy klopft das Herz bis zum Hals und sie hat schon den Verdacht, dass er es hören kann. „Kann es sein… das du… etwas nervös bist…?“, erkundigt sich Levy nun und versucht zu lächeln. Allerdings gelingt es ihr nicht so ganz, der Schrecken steckt ihr noch immer in den Knochen. „Nein… nur eine alte Angewohnheit“, antwortet Gajeel auf ihre Frage kalt und hebt das Buch auf, das er vorhin noch gehalten hat und stellt es ins Regal.
„Eine alte Angewohnheit?“, hakt Levy nach, bekommt aber keine Antwort von ihm. Sie sieht davon ab weiter nach zu bohren. Sie schließt aber daraus, dass er es sich in der Vergangenheit wohl angewöhnt hat und es macht sie traurig. So wie es aussieht, hatte er in der Vergangenheit nicht mal im Schlaf seine Ruhe. Musste er etwa auch da auf einen Angriff gefasst sein? Levy wird bei ihren Überlegungen, unter welchen Umständen er gelebt haben muss, ganz wehmütig und ein beklommenes Gefühl erobert ihr Herz.
„Du… wirkst etwas müde… vielleicht solltest du nach Hause gehen und dich ausruhen?“, schlägt Levy ihm fürsorglich vor, während sie gemeinsam nach vorne gehen und erntet einen funkelnden Blick von ihm. „Ich bin nicht erschöpft, falls du das meinst?!“, knurrt er sie an und hält auf die Treppe zu. „Ein Kaffee und dann geht’s wieder…“, hängt er hinzu und hält im Schritt auf die erste Stufe inne. Er scheint mit sich zu ringen ehe er sich nur kurz zu ihr umwendet, sich aber sogleich wieder von ihr weg dreht. „Das grade… tut mir leid… ich wollte dich nicht erschrecken“, bringt er leise und verkrampft hervor, ehe er beschleunigt die Treppe nach oben verschwindet um bloß kein Gespräch mit ihr anzufangen.
Levy ist wie erstarrt, während sie diesen breiten Rücken durch die Tür verschwinden sieht. Hat er sich gerade wirklich bei ihr entschuldigt? Levys Herz beginnt, unter ihrer verkrampften Hand, zu rasen und sie spürt die Hitze in ihre Wangen klettern. Im nächsten Moment läuft es ihr kalt den Rücken runter und sie rubbelt mit ihren Händen über ihre Oberarme. Dieser Blick, mit dem er sie vorhin angesehen hat, erinnert sie an damals. Sie hat diese Augen, Augen eines Raubtieres das kurz vor seinem Sprung auf sein Beutetier ist, schon mal gesehen. Damals im Park… und sie würde sie nie vergessen.
Er hat ihr vorhin wirklich einen gehörigen Schrecken eingejagt. Sie würde sich in Zukunft vorsehen ihn nicht wieder zu erschrecken, um so eine Reflexhandlung auszulösen. Levy wird bewusst, dass Gajeel mit seiner Vergangenheit scheinbar noch immer zu kämpfen hat und das macht ihr erneut das Herz schwer. Wie kann sie ihm nur helfen das zu überwinden? Wie kann sie ihm das Gefühl geben, willkommen zu sein?
An der Theke fordert Gajeel gleich eine ganze Kanne Kaffe und zwei Tassen an, ehe er sich auf den Barhocker setzt und seine Stirn in die Hand stützt. Für einen Beobachter würde er den Eindruck erwecken, gerade noch einen gehörigen Kater ausmerzen zu wollen. „Verflucht…“, murrt er in sich hinein und wischt sich über die Stirn. „Ich muss besser aufpassen… das darf mir nicht noch mal passieren!“, weist er sich in Gedanken zurrecht und fühlt sich schon etwas munterer. Er hat ihr mit seiner Reflexhandlung einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Das hat er nicht gewollt, aber warum schleicht sie sich auch so an?! Warum… findet er in ihrer Nähe überhaupt die Ruhe und die Versuchung einzuschlafen? Das ist ihm noch nie passiert…

Mit der Kanne in der Hand und den zwei Tassen in der Anderen, begibt er sich wieder in die Bibliothek. Als er die Holztreppe runter kommt, ist Levy bereits wieder in ein Buch vertieft und scheint ihn gar nicht wahr zu nehmen. Zum Glück, denn er weiß nicht wie er nach der Sache vorhin auf sie zugehen soll.
Wie erwartet, schafft er es von Levy unbemerkt an den Tisch und das wo sie an demselben sitzt. Er stellt die Sachen ab und füllt die Tassen mit Kaffee. Eine behält er selbst und die andere stellt er vor Levy ab, die in dem Moment von ihrem Buch aufsieht. Damit hat Gajeel nicht gerechnet und so wendet er sich schnell von ihr ab und tut so als würden ihn die Buchtitel im Regal hinter ihr interessieren.
„D…danke…“, kommt es von Levy leise und greift zur Tasse. Genau das kann sie jetzt gebrauchen. „Das ist sehr aufmerksam…“, hängt sie ihren Worten an, während sie kurz in die Tasse bläst und vorsichtig einen Schluck des qualmenden Getränkes nimmt. „Mhm…“, kommt es von Gajeel nur knapp, der sich fast an seinem Kaffe verbrüht und leise in sich hinein flucht.
Levy spürt schon wieder dieses seltsame Gefühl in sich herauf kriechen. Sie weiß nicht so richtig wie sie jetzt auf ihn zugehen soll. Soll sie ihn noch mal deswegen ansprechen? Ihn vielleicht sogar fragen warum er so auf der Hut ist? Er würde bestimmt nicht darüber reden wollen und wenn doch, dann bestimmt nicht mit ihr. Oder sollte sie ihn einfach mit ihrem Interesse konfrontieren und es auf einen Versuch ankommen lassen?
Zögernd wendet sie sich zu ihm um und als ob Gajeel ihren Blick gespürt hätte, dreht er sich ebenfalls zu ihr. Sein Blick ist fragend und Levy setzt zu Worten an. Ein kurzes zögern und sie bricht ab, nur um es dann noch einmal zu versuchen. Doch dann wird sie in ihrem Vorhaben unterbrochen und die Tür zur Bibliothek wird geöffnet.
Fried und Bixlow halten in ihrer Unterhaltung inne, als sie durch die Tür treten und bemerken dass bereits jemand in der Bibliothek ist. „Na ihr Turteltäubchen? Alles Fit im Schritt?“, ertönt Bixlows typische Lache über die gesamte Bibliothek, während Gajeels und Levys Gesichter zeitgleich entgleisen. „T…Turtel…täubchen?!“, wiederholt Levy und wird augenblicklich rot im Gesicht. Sie weiß, dass seitdem sie und Gajeel Partner sind, die wildesten Gerüchte kursieren und alle möglichen Vermutungen über das „Warum und Wieso“ aufgestellt werden. Direkt damit konfrontiert zu werden, lässt sie aber verlegen werden.
„Raus hier!“, grollt Gajeels Stimme zurück und ehe Levy sich versieht, hat er seine Tasse auf den Tisch geknallt und ist oben auf der Treppe. „Levy braucht ihre Ruhe, also raus… kommt ein andermal wieder“, fordert er die Beiden auf, packt sie grob an jeweils einer Schulter und zieht sie mit nach draußen auf den Gang. „Gajeel… das… ist in Ordnung… ich…“, versucht Levy ihn aufzuhalten, wird aber mit einer knappen Anweisung zum Schweigen gebracht. „Ruhe! Steck deine Nase wieder in die Bücher!“, kommt es von ihm tonlos, während er die Beiden loslässt und sich wieder der Bibliothek zuwendet.
„Bist du hier der neue Türsteher oder was?“, grinst Bixlow ihn an und lässt sich fürs erst mitziehen. „Dir ist hoffentlich bewusst, dass die Bibliothek, jedem Mitglied, zu jeder Stunde offen steht?“, weist Fried höflich darauf hin und zieht seinen Säbel aus der Scheide. „Uiui… ich habe fast den Verdacht wir haben die Beiden vielleicht bei etwas gestört, Fried…“, säuselt Bixlow und streckt seine Zunge heraus. „Typen mit Lolita-Komplex sollte man besser nicht reizen… uhu…“, hängt er seinen Worten an und wedelt mit seiner Hand.
„Was hast du gesagt?!“, funkelt Gajeel ihn an. „Tu nicht so unschuldig. Jeder weiß warum du dich als ihr Partner angeboten hast. Du willst dich doch nur an sie ranmachen“, wiederholt der Maskierte so manche Gerüchte, die er von Jet und Droy aufgeschnappt hat und lehnt sich ein Stück zurück, als Gajeel ihm gefährlich auf die Pelle rückt. „Voll ins Schwarze was? Lolita-Fetisch…“, kommt es weiter von Bixlow provozierend, ehe er wieder seine Zunge herausstreckt und verrückt auflacht. „Ich geb dir gleich Fetisch du Maskenheini! Nimm das Ding ab und sag mir das ins Gesicht wenn du dich traust!“, knirscht der Dragon Slayer durch seine Zähne und wedelt drohend mit seiner Faust. Er hasst es wenn er die Augen seines Gegenübers nicht sehen kann!
„Darf ich mal?“, macht Fried kurz auf sich aufmerksam und Gajeel lässt ihn tatsächlich mit einem knappen „Ja!“, vorbei treten. „Hey! Ich hab gesagt draußen bleiben!“, fährt er dann herum als ihm bewusst wird, dass Fried in die Bibliothek geht und folgt ihm. Das endet damit, dass er sein Gesicht an einer unsichtbaren Wand platt drückt und mit den Zähnen knirscht. Levy schlägt sich die Hand vor den Mund als sie Gajeel vor der Runenwand, die Fried in der Zwischenzeit geschrieben  hat, klebt und ein paar Mal wütend dagegen schlägt.
„Du verfluchter Säbelschwinger! Mach das Zeug da weg!!“, ruft er nach unten, doch Fried reagiert nicht darauf. Er vollzieht lediglich mit einer lässigen Bewegung seines Säbels einen Halbkreis und ein Text erscheint vor Gajeel „Besiege Bixlow und der Zutritt ist dir gewährt“, steht da in roten Lettern und Gajeel knirscht mit den Zähnen. „Du Hund! Du weißt dass ich mich nicht prügeln darf!“, fletscht er die Zähne und hämmert erneut auf die Runenwand ein. „Gajeel, das hat keinen Sinn!“, versucht Levy ihn zur Vernunft zu bringen, doch leider ohne Erfolg. „Es gibt auch andere Wege sich zu duellieren, es muss nicht immer in roher Gewalt enden…“, weist Fried darauf hin und steckt elegant seinen Säbel wieder in die Scheide. „Na warte, ich komm schon rein und dann zeig ich dir was ich unter einem Duell verstehe!“, wettert Gajeel weiter und verwandelt seinen rechen Arm in einen Rammbock. Er ist dabei so auf die Runenwand und Fried konzentriert, dass er Bixlows Grinsen nicht bemerkt. Ebenso wenig bemerkt, er dass Bixlow seine Babys auffordert ihre Dienste zu leisten.
Mit einem erschrockenen Aufschrei fährt Gajeel herum und von der Runenwand weg. „Haut ab! Verschwindet!“, ruft er aus und beginnt wild um sich zu schlagen. „Kitzeln, Kitzeln… Haare schneiden… Haare schneiden…“, rufen Bixlows Puppen synchron und fliegen immer wieder um Gajeel herum und zupfen an seiner Kleidung oder seinen Haaren. Dieser geht voll und ganz in seiner Panik auf und ist mit einem poltern den Gang entlang verschwunden. Natürlich mit Bixlows Babys.
„Danke mein Freund!“, lächelt Fried nach oben und Bixlow winkt ihm mit einem dreckigen Grinsen zu. „Es war mir eine Freude…“, antwortet er und folgt seinen Babys, die Gajeel im Moment quer durch den Schankraum jagen und sogar in sein Shirt schlüpfen um ihn noch mehr zu ärgern.
„Tut mir Leid für den Radau…“, entschuldigt sich Fried bei Levy und legt ein paar Notizen am anderen Ende des Tisches ab. „Nein nein, ich muss mich entschuldigen. Ich finde Gajeel hat überreagiert…“, winkt Levy ab und setzt sich wieder auf ihren Platz. „Täusche ich mich oder ist er ein wenig… angespannt?“, versucht Fried es so positiv wie möglich zu formulieren. „Ja… könnte man wohl so sagen“, antwortet Levy mit einem scheuen Lächeln auf den Lippen. „Ist etwas vorgefallen? Er macht doch keine Probleme oder?“, fragt Fried fürsorglich nach. Auch wenn er sonst nicht viel mit Levy zu tun hat, ist sie doch eine wertvolle Kameradin und für ihr Alter sehr in ihrer Magie bewandert. Er schätzt sie und ihr Können und er möchte sie wie alle anderen auch in Sicherheit wissen.
„N…nein! Überhaupt nicht… alles bestens“, antwortet Levy rasch und sichtlich verlegen. Sie hat nicht damit gerechnet dass auch Fried sich um sie Sorgen würde. Im Geheimen, hat sie immer zu ihm aufgesehen. Sie bewundert sein Können und seine Fähigkeiten. Davon abgesehen ist er immer nett und charmant. „Dann bin ich beruhigt. Aber gib bescheid, sollte er Ärger machen“, lächelt Fried und endet damit.
In Levy hallen seine Worte allerdings etwas nach und es gefällt ihr nicht. „Warum… sollte er Ärger machen?“, schießt es aus ihr heraus und sie bereut ihre Frage noch im selben Moment. „Bitte?“, hakt Fried nach und sieht von dem Buch auf, das er sich soeben aus dem Regal genommen und aufgeschlagen hat. „I… ich meine… warum nimmt jeder gleich das schlimmste an wenn es um ihn geht?“, wird Levy etwas deutlicher und schaut nur kurz und verlegen zu Fried auf. „Ganz einfach, jeder macht sich Sorgen um dich. Immerhin geht es hier um Gajeel“, erklärt Fried und wendet sich wieder dem Buch zu.
In Levy beginnt es zu toben. Sie ist es so Leid immer wieder zu hören dass sie sich vor ihm in Acht nehmen soll. Dass er gefährlich ist und ihr weiß Gott was, damals angetan hat und es wieder tun könnte. „Er ist nicht so wie ihr alle denkt!“, bricht es dann plötzlich aus ihr hervor. „Er ist ganz anders… er ist nachdenklich, fair, ehrlich… fürsorglich, und…“, zählt sie auf und stutzt. „… und… ich finde ihn eigentlich ganz nett…“, endet sie mit immer leiser werdender Stimme. Ihre Wangen fühlen sich heiß an und sie sind ganz rot. So wendet sie ihren Blick eilig von Fried ab und schlägt rasch ein Buch auf um sich dahinter zu verstecken.
Fried ist von diesem Ausbruch ein wenig überrascht. Er hätte nicht gedacht dass Levy ihn so verteidigt. „Schon gut… du wirst bestimmt Recht haben. Immerhin hast du ihn als Partner akzeptiert. Lass dir aber trotzdem nicht alles von ihm gefallen“, gibt Fried darauf zurück und tritt neben Levy an den Tisch. „Es beruhigt mich, dass er sich so für dich ins Zeug legt… es überrascht mich ehrlich gesagt…“, hängt er seinen Worten an. „Ja… mich auch…“, kommt es darauf von Levy und ihr Blick wird ganz verträumt und abwesend. „Du scheinst ihn zu mögen…“, stellt der Grünhaarige fest und linst dabei in ihre Notizen. „N…nein! Es ist nicht so wie du denkst!“, fährt Levy mit knallrotem Gesicht zu ihm herum und wird erst jetzt auf seinen ernsten Blick aufmerksam.
„Die Formel ist falsch… schau dir diese Stelle da noch mal an…“, weist Fried sie darauf hin und zeigt mit dem Finger auf eine Stelle in ihren Notizen. Levy stutzt und folgt seinem Fingerzeig, während sich ihr Blick weitet. „Stimmt! Du hast Recht! D…danke…“, fährt sie auf und schaut zu ihm auf. Sie hätte nicht gedacht dass er ihr hilft, immerhin sind sie Beide für die Prüfung nominiert und könnten sogar im Kampf aufeinander treffen.
„Gern geschehen…“, lächelt Fried sie an. „Ich möchte, dass wir beide fair kämpfen, sollten wir aufeinander treffen. Sei dir gewiss, dass ich mich nicht zurückhalten werde…“, wird er plötzlich ernst und schaut ihr dabei fest in die Augen. „Ja… das gleiche gilt für mich. Ich werde alles geben!“, erwidert Levy und hält seinem Blick stand, während sich ihre Hand entschlossen zur Faust ballt. „Gut… das will ich hören“, kommt es von Fried zufrieden, während er ihr die Hand reicht und sie ihre Abmachung besiegeln.

„Und? Welche Farbe hat Levys Unterwäsche?“, fragt Bixlows Stimme wie aus dem Nichts, während er die Spitze seines Billardqueue mit Kreide versieht. Ein lautes, ritschendes Geräusch geht durch den Spielkeller und lässt vermuten, dass Gajeel gerade den Samt auf dem Billardtisch mit seinem Queue kaputt gemacht hat. „Woher soll ich das wissen?!“, faucht Gajeel als Antwort und er ist sich sicher, dass Bixlow das mit Absicht macht. Warum sonst sollte er auch gerade in dem Moment wo Gajeel die letzte seiner Kugeln einlochen soll, so eine Frage stellen?!
„Ach komm schon, du willst mir doch nicht ernsthaft weismachen dass du kein Interesse an ihr hast? Oder zumindest an ihrer Unterwäsche“, redet Bixlow weiter, während er sein typisches Grinsen aufsetzt und zum Tablett greift um zwei kleine Gläschen davon runter zu  nehmen. „Natürlich nicht! Seh ich aus wie ein Perverser?!“, fährt der Langhaarige auf und blickt auf das Gläschen das Bixlow ihm hinhält. „Wofür ist das?!“, knurrt er widerwillig. „Du hast den Tisch kaputt gemacht…“, erklärt Bixlow und grinst ihn an. „Das ist eigentlich deine Schuld…“, murrt Gajeel, nimmt das Gläschen aber brav entgegen und leert es mit einem Schluck. „Hey! Warum noch eines?!“, fährt er dann auf als Bixlow ihm ein zweites Gläschen hinhält. „Du hast grade verloren…“, antwortet der Gefragte und deutet auf den Billardtisch, auf dem die schwarze Kugel, durch den Ruck von vorhin, langsam ins Loch gerollt ist. Ins falsche natürlich. „So ein Mist ein verdammter!“, ruft Gajeel wütend aus, während sich sein Griff um den Billardstock verfestigt. „Diese saublöden Spielregeln!“, knurrt er zerknirscht und nimmt das Gläschen wieder entgegen. Nach einem kurzen zögern, kippt er sich das Zeug in die Kehle und verzieht sein Gesicht angeekelt. Das Zeug brennt wie Feuer und er hatte schon zu viele davon.
Nachdem sich Bixlow und er nicht wie Männer prügeln durften, hatten sie, oder genauer gesagt Mirajane, die Glorreiche Idee ihren „Kampf“ im Spielkeller auszutragen. Einzige Regel war „fair“ zu spielen und damit es etwas schwerer werden würde, da Bixlow ja ein richtiges Spieler-Aß war, sollte jeder wenn er verliert ein Gläschen Hochprozentiges trinken. Nachdem Gajeel die Dartscheibe vor lauter Wut über seine Niederlage mit seinen Eisenspeeren zerstört hat, wurde auch die Regel aufgestellt, auch bei jedem Schaden der verursacht wurde, einen zu trinken. Ganz zu Gajeels Leidwesen…
„Also? Wie sieht sie aus? Ich wette sie ist blütenweiß wie ihre Seele?“, fasst Bixlow das Thema wieder auf und natürlich genau in dem Moment als Gajeel dabei ist, das neue Spiel, auf einem neuen Tisch anzustoßen. Gajeels linkes Auge zuckt verdächtig und seine Nerven liegen allmählich blank. Dazu kommt, dass er seinen Blick nicht so recht auf die Kugel vor seinem Queue fokussieren kann was wohl an diesem Schnaps liegt. „Keine Ahnung! Das geht mich nichts an!“, knurrt er dann doch zur Antwort und ist ein kleinwenig verlegen dabei. Immerhin hat er ihr Höschen doch schon am ersten Trainingstag aufblitzen sehen. Zerknirscht und mit einem Anflug von Wut auf sich selbst, stößt er das Spiel an. Bei der Wucht seines Stoßes, stauben alle Kugeln auseinander und manche werden in den Löchern am Rand und in den Ecken versenkt.
Ein seufzen, bahnt sich aus Gajeels Kehle und im Moment macht er sich nicht mal die Mühe es zurück zu halten um seine Gefühlslage zu verbergen. Es ist Aussichtslos! Im Grunde hat er ohnehin schon verloren denn er ist weit im Rückstand. Aber er hätte es eigentlich vorher wissen müssen. Gegen Bixlow hat kaum jemand hier unten eine Chance. Bleibt nur zu Hoffen dass sich nicht jemand für die Prüfung so etwas einfallen lassen. Er und Levy würden in der ersten Runde schon rausfliegen so viel Glück wie er im Spiel hat.
„Was ist?“, kommt es von ihm lauernd, als er Bixlows Blick auf sich spürt. „Nichts…“, antwortet dieser knapp ehe er seicht lächelt. „Ich hab mir nur gerade deine Seele ein wenig angesehen…“, fügt er seiner Antwort hinzu und bringt sich und sein Billardqueue am Tisch in Position. „Lass das lieber… am Ende siehst du etwas das dir nicht gefallen könnte…“, knurrt Gajeel darauf und fixiert Bixlow, als er sich von seinem Spielzug wieder erhebt. Diese giftig grünen Augen bohren sich förmlich in seine blutroten Augen und lassen Gajeel innerlich erschaudern. Das sind Augen, die einem durch und durch sehen können. Gespenstische Augen, laut seiner Empfindung.
„Ach…so schlimm ist es gar nicht mehr…“, grinst Bixlow dann und wendet sich wieder dem Spiel zu, da er noch einmal dran ist weil er zuvor eine seiner Kugeln versenkt hat. Ein undefinierbares Lächeln liegt auf seinen Lippen und nun sind seine Augen normal. Gajeel beobachtet ihn mit ernster Miene. Er hält eigentlich nicht viel auf so etwas. Aber aus irgendeinem Grund interessiert es ihn doch. „Was… hast du gesehen?“, fragt er ihn dann nach einer Weile und Bixlow schaut überrascht von seinem Spiel auf, das er mittlerweile allein bestreitet da seine Treffer nicht abbrechen.
„Das… muss jeder selbst erkennen“, antwortet er ihm und schaut ihm dabei wieder tief in die Augen. Nicht nur dieses seltsame Grinsen in Bixlows Gesicht irritiert ihn dabei, nein. Es ist ungewohnt dass jemand auf selber Augenhöhe mit ihm spricht. Er hat sich selbst immer als einen der Größeren der Gilde eingestuft, mit Ausnahme von Elfman und Luxus. Bixlow scheint gleich groß zu sein wie er. Wenn es tatsächlich auf einen Kampf zwischen ihnen kommen würde, würde er das berücksichtigen müssen. Das und diese gruselige Augenmagie die er hat… und diese nervigen „Puppen“ die im Moment gestapelt auf der Bar stehen und ihrem Meister zujubeln.
„Verstehe…“, antwortet Gajeel nur darauf und verfolgt das Spiel das Bixlow wieder aufnimmt. Der Seith-Magier lächelt dabei undefinierbar. Im Geheimen ist er sehr zufrieden was er in Gajeels Seele gesehen hat. Zu Anfang, als er der Gilde beigetreten ist, war sie noch großteils schwarz, bestenfalls dunkelgrau und nur mit wenigen hellen Flecken gespickt. Jetzt, nach all der Zeit hat die Helligkeit deutlich zugenommen. Die hellen Stellen überlagern die Dunklen um ein weites und doch ist ein Rest dieser Dunkelheit in ihm verblieben. So ganz kann Bixlow allerdings nicht sagen ob diese Dunkelheit, Erinnerungen aus seiner Vergangenheit sind, oder ob sie in der Zukunft liegen. So etwas festzustellen, ist bei seiner Magie leider nicht möglich. Fakt ist, Gajeel ist kein so übler Kerl mehr… wenn er sich Mühe gibt. „Levy ist in guten Händen…“, denkt er sich und versenkt die Letzte seiner Kugeln und die Schwarze gleich darauf.
„Ja! Gewonnen!“, johlt er laut und reißt vor Freude die Arme in die Luft, während er laut lacht und seine Zunge herausstreckt. „Blöder Arsch…“, knirscht Gajeel seufzend in sich hinein und greift freiwillig zum Glas. „Wie kommt man nur auf so saublöde Spielregeln?!“, zetert er, während er sich das Glas runterstürzt und er sich kurz schüttelt. So langsam verschwimmt ihm die Sicht und davon abgesehen hat er ohnehin keine Chance mehr aufzuholen.
„Gut…Schluss! Lassen wir das!“, gibt er also bekannt und knallt das Glas zurück auf die Theke. „Oh… du wirst doch wohl nicht aufgeben?“, kommt es von Bixlow leicht provozierend. „Man muss wissen wann man aufgeben muss…“, antwortet Gajeel und lehnt sich lässig an die Bar. Das dient allerdings nur dazu, um sein plötzliches Taumeln zu vertuschen. Würden sie jetzt weiter machen, würde er bestenfalls nur einen Vollrausch davontragen. Das Zeug, das er immer wieder wenn er verloren hat getrunken hat, entfaltet seine Wirkung und die ist enorm. Bis zu einem bestimmten Grad ist er zwar trinkfest, aber das war wohl eindeutig zu viel für ihn.
„Aufgeben ist männlich!“, äfft Bixlow in dem Moment Elfman nach und nach seiner Mimik, entkommt Gajeel doch tatsächlich ein kurzes auflachen. Im selben Moment stutzt er und wird wieder ernst. Es muss wohl am Alkohol liegen, dass er sich dazu hat hinreißen lassen. Oder es liegt daran dass Bixlow ein wenig sonderbar ist. „Wie kommt man nur auf die bescheuerte Idee sich die Zunge markieren zu lassen?“, meint er mehr zu sich selbst, als Bixlow dieselbige gerade wieder heraushängen lässt. „Wie kann man sich nur so viel Metal ins Gesicht hängen?“, kontert dieser und grinst ihn dabei an. Gajeel grinst darauf nur, immerhin ist er scheinbar genauso sonderbar in den Augen anderer.
„Weißt du… Levy bedeutet allen sehr viel…“, wird Bixlow plötzlich ernst und stellt sich zu ihm an die Bar. Schlagartig wird auch Gajeels Miene ernst und fast ein wenig düster. Er weiß doch was jetzt kommt. Eine Ermahnung sie nicht zu verletzen… eine Drohung dass wenn er es doch tut, dass man ihm die Hölle heiß machen würde. Es ist immer das Selbe.
„Sie ist ein wahrer Sonnenschein… sie weiß immer die richtigen Worte um einen aufzubauen… ihr Lächeln ist ansteckend und magisch… sie ist einfach unglaublich“, beginnt Bixlow zu erklären und wird dabei seltsam sanft aber bleibt ernsthaft. „Wozu erzählst du mir das?“,  knurrt Gajeel darauf und verschränkt resigniert die Arme vor der Brust. Er erzählt ihm Dinge, die er ohnehin schon weiß. Die er jedes Mal miterlebt wenn er sie sieht, wenn er sie beobachtet. Ja sogar, wenn sie bei ihm ist.
„Es ist beruhigend… dass jemand wie du auf sie acht gibt“, kommt Bixlow auf den Punkt und seine Stimme klingt ernst und tief, während er sich von der Bar abstößt um zu gehen. „Ich hoffe auf einen fairen Kampf, sollten wir aufeinander treffen!“, endet er, während er Gajeel auf die Schulter klopft. Gajeel ist davon sichtlich irritiert. So ein Schulterklopfen ist normal nur unter echten Kameraden üblich. Kameraden, die Seite an Seite kämpfen und sich vertrauen. Ein seltsames Gefühl schleicht sich bei Gajeel ein, worauf er nachdenklich seinen Blick senkt. „Pah… du bist doch der, der immer schummelt…“, antwortet Gajeel dann und grinst sein Gegenüber an. Bixlow erwidert dieses Grinsen zufrieden, ehe er seine Maske aufsetzt und Gajeel sich selbst überlässt.

Ein theatralisches Seufzen entweicht Levys Kehle, während sie langsamen Schrittes vor Gajeel herschlendert. „Einen schönen Partner hab ich da…“, beginnt sie und linst über ihre Schulter zurück. „Ich lerne bis zum umfallen und er amüsiert sich…und ist auch noch betrunken“, seufzt sie abermals übertrieben, während sich ein freches Lächeln auf ihre Lippen schleicht. Mirajane hat ihr und Fried nur zu genau erzählt was Gajeel und Bixlow für ein Spiel treiben und sie war selbst sichtlich amüsiert dabei.
„Ich bin nicht betrunken! Bestenfalls beschwipst!“, grollt Gajeel, der hinter ihr hertölpelt und ein wenig schwankt, als Antwort. „Das seh ich… vielleicht sollte besser ich dich nach Hause bringen und nicht umgekehrt?“, erwidert Levy, die ein Kichern nicht mehr unterdrücken kann. „Soweit kommt’s noch... schuld ist nur dieser Maskenarsch…“, knurrt der Dragon Slayer, dessen Augen zu schmalen Schlitzen verformt sind, da er Mühe hat sich auf den Weg zu konzentrieren. Aber es ist zumindest schon besser als vorher. Als Levy ihn fand, hat er vor der Gilde auf einer Bank gesessen um durch die frische Luft wieder klar zu werden. Da durchlitt er wahre Achterbahnfahrten vor seinem geistigen Auge und noch immer fragte er sich was für ein Höllengebräu Mirajane ihnen da eingeschenkt hatte. Im vergleich zu vorhin geht es ihm jetzt also blendend.
Allerdings hat Levy Recht. Er ist ein miserabler Partner. Er hat es weder geschafft ihr Fried vom Hals zu halten, noch ist er ihr bei ihrer Lernerei eine große Hilfe. Der heutige Tag war nicht gerade von Erfolg gekrönt, für ihn jedenfalls nicht, meint er. Sie hat etwas Besseres verdient und wieder taucht dieser verfluchte Sola Baum vor seinem geistigen Auge auf. Schlagartig sinkt seine Laune noch tiefer, während er vor sich auf den Weg starrt den sie gehen. Auf Levys nächste scherzhafte Provokation geht er nicht ein, er hört sie nicht mal so ist er wieder in seinen Gedanken an damals hängen geblieben.
Als die erwartete Reaktion ausbleibt, wendet Levy ihren Blick wieder über ihre Schulter zurück zu ihm. Ihr Lächeln verschwindet, während sie ihn besorgt mustert. Seit gestern Abend ist er schon so seltsam und ständig in Gedanken. Wenn sie ihn heute in einem unaufmerksamen Moment beobachten konnte, meinte sie fast zu sehen wie es in seinem Gehirn arbeitete.
Levy wendet sich wieder nach vorne und schweigt. Zu gerne würde sie ihn fragen was ihn bedrückt, was ihm Sorgen bereitet. Aber sie weiß auch, dass er ihr wohl nichts erzählen wird. Er ist nach wie vor verschlossen und distanziert. „Was habe ich eigentlich erwartet?“, fragt sie sich im Geheimen und hat ihren Blick gesenkt, während sie weiter geht und Fairy Hills immer näher kommt.
Sie hat doch tatsächlich gedacht, dass so etwas wie Freundschaft zwischen ihnen entstehen könnte. Dass sie auch auf persönlicher Basis miteinander kommunizieren könnten. Auf einer Basis, die nichts mit der Prüfung oder dergleichen zu tun hat. Ein Wunschdenken, wie sie bitter feststellt. Denn aus irgendeinem Grund empfindet sie seine Nähe als angenehm. Sehr sogar… „Was bilde ich mir eigentlich ein…?“, fragt sie sich niedergeschlagen und verwirft den Gedanken, dass er ähnlich empfinden könnte.
„Danke fürs nach Hause bringen…“, kommt es von ihr kleinlaut, während sie auf die erste Stufe der Treppe, die zum Wohnheim hinauf führt, tritt und sich zu Gajeel umwendet. „Mhm“, macht er nur, während er kurz zu ihr aufsieht und sich abwendet. „Ah! Warte! Jetzt hätte ich das fast vergessen!“, fährt Levy plötzlich auf und springt die Stufen wieder hinunter, während Gajeel sich ihr irritiert zuwendet. Vor ihm bleibt sie stehen und öffnet ihre Schultertasche. Mit einem leisen anstrengungslaut, zerrt sie ein dickes Buch heraus und hält es ihm hin.
„Hier! Schenk ich dir!“, erklärt sie und drückt ihm das Buch in die Hände. Mit erhobenen Augenbrauen erkennt er am Titel, dass es sich um das Buch über Maschinenbau handelt, welches er am Tag zuvor bei ihr so interessiert durchgeblättert hat. „Das kann ich nicht annehmen“, kommt es kühl von ihm, ehe er es wieder in ihre Richtung zurück schiebt. „Warum nicht? Ich brauche es nicht mehr, ich wollte es beim letzten mal schon aussortierten…“, begehrt sie auf und drückt wieder in seine Richtung dagegen. „Ich hab doch gesagt ich kauf es mir selbst“, erwidert er etwas energischer. „Nimm es! Ich trag es bestimmt nicht wieder zurück nach Hause!“, knirscht sie und drückt es einfach gegen seine Brust.
„Na schön… bevor du mich damit erschlägst…“, murrt Gajeel leicht verlegen und ergreift das Buch. Dabei berühren sich ihre Hände und beide starren sich an, als hätte ein Blitz sie gerade gestreift. „Ähm… also… ja… dann… viel Spaß damit…“, stammelt Levy, die ihre Hand blitzschnell zurückzieht. „D…danke…“, antwortet Gajeel darauf und ein seltsamer Ausdruck erscheint in seinem Gesicht, während er das Buch etwas fester umfasst.
Levy wendet sich wieder der Treppe zu, hält dann aber noch mal inne und wendet sich dem Dragon Slayer zu, der im Begriff war es ihr gleich zu tun. „Gajeel…“, spricht sie ihn an und er horcht auf, wendet sich sogleich zu ihr um. Wieder scheinen beide in eine seltsame Starre zu fallen. Levy ist von seinem Anblick wie gelähmt. Die Sonne berührt gerade den Horizont und wirft lange Schatten. Das Abendrot spiegelt sich in den Wasserpfützen, die sich durch den heutigen Regen gesammelt haben. Vereinzelt liegt vom Regen, aufgematschter Schnee und doch lässt das letzte Tageslicht, ihn noch geheimnisvoll aufglitzern.
Fragend schaut er sie mit seinen blutroten Augen an und hält sie in seinem Blick gefangen. „Ich weiß zwar nicht… was dich herumtreibt aber… grübel nicht zu viel…“, spricht sie nach einer gefühlten Ewigkeit weiter und seine Statur strafft sich. „Macht sie sich etwa… Sorgen um mich?!“, schießt es Gajeel durch den Kopf, während sich sein Blick auf ihr verengt. „Was denkt sie sich bloß?!“, tobt es hinter seiner Stirn. Warum macht sie sich ausgerechnet um ihn Sorgen? Ausgerechnet um ihn?!
Seine Augen sind wie immer bohrend und sein Blick scheint wieder tief in ihren einzudringen. Levy kommt es vor, als wollte er sehen was in ihrem Kopf vorgeht. Unverwandt sieht er sie an, mit diesem vom Alkohol verklärten Blick und dem Abendrot in seinen Zügen. Mit diesen tiefen Schatten im Gesicht, die ihn aussehen lassen als wäre er besorgt. Levy hat das Gefühl, etwas Falsches gesagt zu haben und in dem Moment wo sie zu erneuten Worten ansetzt, bricht er die eingekehrte Stille.
„Warum… hast du eigentlich zugesagt?“, fragt Gajeel sie nun aus dem Nichts und hält ihrem überraschten Blick stand. „Du… hättest genauso gut ablehnen können…“, weist er sie darauf hin und senkt seinen Blick. Aus irgendeinem Grund, schafft er es nicht ihr länger ins Gesicht zu sehen. „Wer hätte bei deinem charmanten Angebot nein sagen können?“, versucht Levy zu scherzen, doch so ganz gelingt es ihr nicht. Nur ein kurzes Grinsen hat sie damit in Gajeels Zügen entstehen lassen, doch schon bald starren seine roten Augen wieder zu Boden.
„Hast du… denn gar keine Angst?“, beginnt er leicht stockend und linst zu ihr auf. „Ich meine… nach alledem… was ich dir ange…“, will er weiter reden, wird aber von Levy mit einem knappen aber deutlichen „Schon gut!“, unterbrochen.
„Schon gut…“, wiederholt sie um einiges sanfter und versucht ihm in die Augen zu sehen. Denn es ist wohl wie sie geahnt hat. Als sie gestern an dem Baum, an dem sie sich das erste Mal trafen, vorbei gekommen sind, hat er angefangen in Gedanken zu sein. Das brachte ihr die Vermutung nahe, dass es sich um damals handeln könnte. Seine Frage nun, bestätigt ihren Verdacht und sie ist sehr überrascht, dass er das Thema aufgreift.
Sie hat nie eine Entschuldigung oder dergleichen von ihm verlangt oder erwartet. Daher kommt es jetzt sehr plötzlich und sie weiß nicht, wie sie sich nun verhalten soll. Was erwartet er von ihr? Soll sie ihm etwas verzeihen, das sie ihm schon längst verziehen hat?
„Du bist ein Magier von Fairy Tail…“, spricht sie mit gestraffter Haltung, während sie ihm fest in die Augen sieht. „Ich zähle auf dich…“, hängt sie ihren Worten an und weist auf die Prüfung hin, in der Hoffnung dass er es dabei belässt. „Aber wie kannst du…“, setzt er zu Worten an. Als Levy ihn wieder unterbricht, wird ihm erst bewusst welchen Eindruck er erwecken muss. Verzweifelt und hilflos, muss er gerade erscheinen. So wie er nie in den Augen anderer zu sehen sein will. Dieser blöde Schnaps hat seine Zunge gelockert und nun sagt er Dinge, die er sonst nie auch nur andeuten würde.
„Menschen machen Fehler… aber das ist in Ordnung solange sie daraus lernen…“, fällt sie ihm lächelnd ins Wort und wirkt sehr gefasst und entschlossen. „Ich vertraue dir! Anderenfalls hätte ich dich nie als Partner akzeptiert!“, endet sie und schaut ihm fest in die Augen. So fest, dass es Gajeel kalt den Rücken runter läuft. Er hätte nie gedacht, dass ein bloßer Blick von ihr, dazu fähig ist, ihn erschaudern zu lassen. Aber auf eine seltsame und angenehme Weise. Dieser Blickwechsel zwischen ihnen, ist magisch. Es hat den Anschein, als würden sie einander verstehen ohne Worte aussprechen zu müssen. Noch nie hat Gajeel sich so verstanden gefühlt wie jetzt. Jedenfalls nicht ohne sein Gegenüber zu bedrohen oder zu Brei zu schlagen. Ein unbekannt warmes Gefühl kriecht in ihm empor und erhöht seinen Herzschlag. Sie vertraut ihm? Aus irgendeinem Grund, fühlt er sich erleichtert… so unglaublich erleichtert und befreit. Aber vielleicht liegt das alles einfach nur an seinem Schwips…
„Ich werde dich beschützen!“, spricht er mit tiefer, überzeugter Stimme und bevor er überhaupt darüber nachgedacht hat. Noch im selben Moment wird er sich darüber im Klaren dass er es laut ausgesprochen hat. Levy schaut bei diesen Worten überrascht auf und ihre Wangen färben sich sofort deutlich rot. Sie vermag keinen Ton von sich zu geben. „Äh… vergiss was ich gesagt hab…!“, kommt es von Gajeel daraufhin sehr verlegen und aufgelöst. Mit einer abgehackten Bewegung wendet er seinen Blick eilig von ihr ab und räuspert sich übertrieben. „I…ich rede nur Blödsinn…der verfluchte Alkohol… du weißt schon…“, versucht er sich rauszureden und kratzt sich verlegen am Hinterkopf, während ein seltsam überdrehtes und vor allem übertriebenes Lachen erschallt. „Also dann… tschau!“, ruft er zerknirscht, hebt eine Hand zum Gruß und schwingt am Absatz herum um möglichst schnell, möglichst viel Abstand zwischen sie und sich zu bringen.
„Gajeel…“, spricht Levy ihn erneut in Begleitung eines Lächelns an. „Hä…?“, fährt er, vollkommen durch den Wind, zu ihr herum und erstarrt bei ihrem Anblick. Ein deutlicher Rotschimmer spielt um seine Nase und kalter Schweiß bricht ihm allmählich aus. Er ist von ihrem Anblick gefesselt. Bixlow hat Recht, sie ist wie ein Sonnenschein… und die Abendsonne steht ihr unaussprechlich gut.
„Gute Nacht…“, formen ihre schönen Lippen, während sie ihn mit diesen strahlenden Augen ansieht. Gajeel hat das Gefühl, gerade eine Handvoll Nägel geschluckt zu haben ohne sie vorher zu kauen und so räuspert er sich kurz. „G…Gute Nacht!“, antwortet er ihr knapp und wendet sich eilig ab. Mit wild klopfendem Herzen und ihrem Lächeln in seinen Gedanken, stampft er verlegen und zerknirscht davon, während er Bixlow einige Flüche auf den Hals hetzt.
Levy schaut ihm noch eine Weile nach. Sie ist ohnehin nicht fähig sich von der Stelle zu bewegen. Selbst als sie langsam die Stufen nach oben geht, trommelt ihr Herz noch hart gegen ihren Brustkorb und sie meint es würde ihr heraus springen. „Ich werde dich beschützen!“, hatte er gesagt und allein die Erinnerung an seinen entschlossenen Blick dabei, lässt ihr die Hitze noch mehr in die Wangen fahren. Er hat zwar gesagt, dass es am Alkohol liegt und er nur Blödsinn redet, aber ein altes Sprichwort besagt dass Kinder und Betrunkene immer die Wahrheit sagen. „Er… er war richtig verlegen…. wie niedlich…“, denkt sie sich und ihr Herz beginnt zu flattern, während sie sich ermahnt, ihn ihre Gedanken bloß niemals hören zu lassen. Dann erinnert sie sich auch an diese leichte Röte in seinem Gesicht, welche aber auch vom Alkohol oder der untergehenden Sonne her rühren konnte.

2 Kommentare:

  1. Ich hatte viele Gedanken bei diesem Kapitel (sehr Dämliche um genau zu sein... ich hab mit dem Fenster geredet (oder mit mir selbst oder der selbst gemalten mavis über dem fenster) jedenfalls hab ich in die Richtung geguckt.) Aber es lässt sich in folgende drei Gedanken zusammenfassen:
    1. Gajeel und oder bixlow sind gay (nicht miteinander natürlich oder bixlow auf gajeel wer weis), komisch das fried am normalsten wirkte, tja, was solls.
    2. Fried und bixlow stehen auf levy (wiederspruch ich weiß XD)
    Und nr.
    3, *Gajeel hämmert mit seinem eisenarm auf einen Passanten ein* "VERSTEH MICH!" XDDDD

    Ich bin dumm XD

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    1. °-°
      Wow... also da sind schon ein paar verrückte Sachen dabei. Find ich lustig

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